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Kommentar: Donald Trump – der angeschlagene Boxer

Kommentar

Donald Trump – der angeschlagene Boxer

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    Ex-US-Präsident Donald Trump will bei der Wahl 2024 erneut antreten.
    Ex-US-Präsident Donald Trump will bei der Wahl 2024 erneut antreten. Foto: Michael Conroy/AP, dpa

    Am Ende hätte man fast ein bisschen Mitleid mit ihm haben können. Da stand der Ex-Präsident auf der Bühne seines Protz-Palastes in Palm Beach und hatte eine Stunde lang seine größten politischen Hits vorgetragen. Doch die Stimmung war mau, der Hofsender Fox News unterbrach zwischendurch die Übertragung, die Pointen wirkten abgestanden. Es war, als hätte ein Trump-Imitator einen schlechten Tag gehabt.

    Der Kontrast zwischen   der dritten Präsidentschaftsbewerbung des Mannes, der sich selbst ein "Opfer" nannte, und seiner triumphalen ersten politischen Erscheinung auf der goldenen Rolltreppe seines Wolkenkratzers in New York vor mehr als sieben Jahren könnte kaum größer sein. Die krachenden Niederlagen seiner wichtigsten Kandidaten bei den Zwischenwahlen haben ihm offensichtlich zugesetzt. Das vernehmliche Aufmucken von Kritikern in seiner Partei verletzt sein krankhaft überhöhtes Ego.

    Trump besitzt nach wie vor eine extrem loyale Anhängerschaft

    Es riecht nach Götterdämmerung. Die Versuchung ist groß, Trumps Stärke zu unter- und die Macht der Absetzbewegung bei den Republikanern zu überschätzen. Beides aber wäre ein fataler Fehler. Nicht nur hat Trump zwei Amtsenthebungsverfahren und die öffentliche Ächtung nach dem Kapitolssturm überlebt. Die neue Fraktion im Repräsentantenhaus ist ihm ergebener denn je zuvor, auch wenn sie angesichts der radikalen Flügelkämpfe mit ihrer hauchdünnen Mehrheit politisch kaum etwas bewegen dürfte.

    Vor allem aber besitzt der Ex-Präsident nach wie vor eine unfassbar loyale (und teils übrigens auch bewaffnete) Anhängerschaft, die ihm wie einem Sektenführer huldigt. Einen Angriff auf ihn sehen sie als Angriff auf sich. Sie alle sind die Opfer. Trump hat hundert Millionen Dollar, die er angeblich für die Unterstützung von republikanischen Kandidaten bei den Midterms einsammelte, in seine persönliche Kriegskasse umgeleitet, um dieses gefährliche Narrativ zu befeuern.

    Auf der anderen Seite stehen die potenziellen Gegenkandidaten bei der Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur. Ganz gleich, ob Floridas schneidiger Gouverneur Ron DeSantis, der duckmäusige Ex-Vizepräsident Mike Pence oder der aalglatte Ex-Außenminister Mike Pompeo: Sie alle haben den Wahnsinn der Trump-Jahre mitgemacht. Sie kämpfen denselben hasserfüllten Kulturkampf gegen die Medien, die Linken und eine diverse Gesellschaft. Sie bedienen mit demagogischen Parolen den Rassismus und setzen sich nicht von Extremisten ab.

    Den US-Republikanern stehen harte Machtkämpfe bevor

    Den Republikanern stehen in den nächsten Monaten harte Machtkämpfe bevor. Doch mögliche Aufstände gegen Trump sind bislang nicht von wirklichen inhaltlichen Differenzen, sondern alleine vom politischen Kalkül bestimmt. Figuren wie die stockkonservative, aber mutig die demokratischen Grundwerte verteidigende Liz Cheney sind in der Partei kaltgestellt worden. Das nämlich ist Trumps wichtigste Hinterlassenschaft: Er hat die Koordinaten der "Grand Old Party" verschoben: Der rechtspopulistische Trumpismus ist auch ohne seinen Namensgeber ihr neues Programm. Der Überdruss richtet sich allein gegen dessen unattraktive und chaotische Verpackung.

    Noch aber ist der Übervater Trump keineswegs weg. Ganz im Gegenteil. Dem Mann sitzt die Justiz im Nacken und die Panik vor der narzisstischen Kränkung eines schmachvollen Bedeutungsverlustes in den Knochen. Sein Ruf ist seit dem Putschversuch vom Januar 2021 endgültig ruiniert. Seine Geldgeber drohen abzuspringen. Seine geliebte Tochter Ivanka möchte mit dem Wahlkampf nichts mehr zu tun haben.

    Trump hat nichts mehr zu verlieren. Aber er ist zu allem fähig. Er ist jetzt ein angeschlagener Boxer. Das sind bekanntlich die gefährlichsten.

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