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Kommentar: Die Wehrpflicht ist mehr als ein Waffendienst

Kommentar

Die Wehrpflicht ist mehr als ein Waffendienst

Stefan Lange
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    Die Wehrpflicht wurde in Deutschland 2011 ausgesetzt.
    Die Wehrpflicht wurde in Deutschland 2011 ausgesetzt. Foto: Frank May, dpa

    Die Debatte über die Einführung einer Wehrpflicht für Frauen hat etwas leicht Bizarres. Die CDU fordert diesen Schritt und führt als ein Argument die Gleichberechtigung an. Gleichzeitig bekommt sie beispielsweise im Bundestag keine Parität bei ihren Abgeordneten hin und über die Partei hinaus ist es mit der Gleichheit zwischen Mann und Frau ebenfalls schlecht bestellt. Es gäbe in der Gleichberechtigungsdebatte deshalb zunächst lohnendere Felder als das Schlachtfeld, das im Extremfall die Konsequenz einer Wehrpflicht ist. 

    Die Diskussion über die Wehrpflicht wird erst dann wirklich zielführend, wenn man das Schlagwort Gleichberechtigung herausnimmt. Denn alle Menschen sollten sich fragen, was sie ihrem Land zurückgeben und wie sie es schützen können. Viele tun es ohnehin schon, engagieren sich beispielsweise in einem Ehrenamt. Die anderen müssen überzeugt werden. Jede Wehrpflicht macht schließlich nur Sinn, wenn sie von einer Mehrheit akzeptiert und befolgt wird. Anderenfalls werden Umgehungsmöglichkeiten wie vorgetäuschte Krankheiten genutzt, um sich dem Dienst in der Armee zu entziehen. 

    Schweden macht es bei der Wehrpflicht vor

    In Schweden, das gerade oft als Beispiel für ein funktionierendes Wehrpflicht-Modell herangezogen wird, muss niemand mehr überzeugt werden. Die Verschärfung der geopolitischen Lage, die militärische Bedrohung durch das nahe Russland, hat dort bei jungen Leuten längst zu der Einsicht geführt, dass die Pflicht eine Ehre ist. Der Einberufungsbescheid wird nicht als Drohung wahrgenommen, sondern als Chance begriffen. Der schwedische Staat bekommt deshalb regelmäßig genügend Freiwillige zusammen und kann die Pflichtkarte für den Notfall in der Tasche lassen. 

    In Deutschland ist dafür erst noch eine breit geführte Debatte nötig. Nicht nur Militärfachleute und die Politik sollten sich daran beteiligen, sondern alle relevanten Gesellschaftsgruppen, die Kirchen etwa. Denn hinter der Wehrpflicht steht viel mehr als nur der Dienst an der Waffe. Sie kann mit einem Zivildienst einhergehen, der den Pflegemangel abmildert. Sie kann zu einem Bürgerdienst führen, wie es Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vorschwebt. Sie kann Strukturen schaffen und jungen orientierungslosen Menschen ein Ziel geben. Am Ende hat die Wehrpflicht, wie auch immer sie ausgestaltet und genannt wird, das Zeug zu einer Stärkung des Gemeinschaftssinnes, der vielen in den letzten Jahren abhandengekommen ist. Wenn das zu mehr Gleichberechtigung führt, umso besser.

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