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Kommentar: Die Selbstzerstörung der Linkspartei ist keine gute Nachricht

Kommentar

Die Selbstzerstörung der Linkspartei ist keine gute Nachricht

Margit Hufnagel
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    Die Linke zerstört sich selbst. Für die deutsche Parteienlandschaft ist das keine gute Nachricht.
    Die Linke zerstört sich selbst. Für die deutsche Parteienlandschaft ist das keine gute Nachricht. Foto: Oliver Berg, dpa

    In der deutschen Parteiengeschichte wird dieser Sommer eines Tages womöglich als wegweisender Zeitraum Erwähnung finden. Und das liegt keineswegs nur am rasanten Aufstieg der AfD. Denn während die vor Kraft kaum noch laufen kann, schwindet am anderen politischen Spektrum die Kraft. Die Linkspartei schaufelt mit letzter Energie ihr eigenes Grab. Zum Spaten greift das Spitzenpersonal selbst.

    Verschwinden der Linken wäre für Parteienspektrum schlechte Nachricht

    Nun mag man die Linke in ihrem jetzigen Zustand für verzichtbar halten, doch für das Parteienspektrum und die Demokratie wäre ihr Verschwinden keine gute Nachricht. Gerade in Zeiten, in denen Koalitionen die Parteien dazu zwingen, aufeinander zuzugehen und Kompromisse zu schließen, braucht es eine Opposition, die für andere Inhalte steht, die den Finger in die Wunde legt. Selbst wer die Linkspartei niemals wählen würde, sollte ihre Selbstzerstörung bedauern.

    Die rechte Flanke wird durch die Union und auch durch die AfD abgedeckt. Doch gerade in Zeiten, in denen sich gesellschaftliche Verteilungskämpfe abzeichnen, braucht Deutschland auch eine linke Partei, die die soziale Frage zu ihrem Schwerpunkt macht. Der Umbau der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität, die Sparzwänge der Regierung auch bei sozialen Projekten, die Vereinbarkeit von Umweltschutz und Wohlstand, die Konkurrenz zwischen der deutschen Mehrheitsgesellschaft und der wachsenden Zahl an Zuwanderern – Themen für eine linke Partei gibt es mehr als genug. Und eigentlich auch eine Wählerschaft. Ein wachsender Teil der Bürgerinnen und Bürger fühlt sich von anderen linken Parteien wie der SPD und den Grünen nicht mehr respektiert, sie wünschen sich Respekt für ihre Lebensleistung, Respekt für ihren als „altmodisch“ herabgewürdigten Lebensmodell – jenseits aller „woken“ Debatten. 

    Der Linkspartei fehlen Antworten auf aktuelle Fragen

    Leider hat es die Linkspartei in den vergangenen Jahren kaum mehr geschafft, einen nachhaltigen Beitrag zu gesellschaftlichen Debatten zu leisten. Ihr fehlen schlicht die Antworten auf diese so wichtigen Fragen. Selbst im Osten, der politischen Heimat der Partei, wurde sie deshalb kaum mehr gehört. Losgelöst vom Alltag vieler Menschen wirkte sie – und damit eben verzichtbar. 

    Doch statt sich inhaltlich zu reformieren, verlor sich die Linke in personellen Querelen. Obwohl sie sich schon längst von ihren Parteifreunden entfernt hatte, ist Sahra Wagenknecht bis heute das prominenteste Gesicht. Parteichefs? Fraktionschefs? Die Namen sagen einer Mehrheit der Wähler gar nichts. Viel zu zersplittert in Grüppchen ist die Linkspartei, um überhaupt noch Schlagkraft zu haben. 

    Wie erfolgreich könnte eine Wagenknecht-Partei sein?

    Nun kokettiert Wagenknecht seit Monaten damit, selbst eine neue Partei gründen zu wollen. Bleibt das Parteienspektrum also doch im Gleichgewicht? Das müsste die Galionsfigur vieler Unzufriedener erst einmal unter Beweis stellen. Wagenknecht mag eine charismatische Rednerin sein, sie mag ein Gespür für Themen haben. Doch was sie bislang nicht gezeigt hat, ist, wie man Kompromisse schließt, wie man unterschiedliche Stimmungen – und die gibt es in jeder Partei – zusammenführt. Und vielleicht auch einmal sich selbst zurücknimmt. Immer wieder hat sie Parteibeschlüsse torpediert. Als One-Woman-Show mag die 54-Jährige Erfolg haben, doch das reicht eben nicht. Fragen müsste sie sich auch, ob das, was sie will, überhaupt noch das Etikett „links“ verdient. Nur weil ihre eigene politische Sozialisierung in der Linkspartei stattfand, macht das die Inhalte, für die sie steht, nicht automatisch links. Eher das Gegenteil konnte man zuletzt beobachten. 

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