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Kommentar: Die Riester-Rente rechnet sich nicht mehr

Kommentar

Die Riester-Rente rechnet sich nicht mehr

Rudi Wais
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    Zwei Rentner sitzen auf einer Bank. Bei der gesetzlichen Rente ließ auch die Krise infolge der Corona-Pandemie die Reserve spürbar sinken.
    Zwei Rentner sitzen auf einer Bank. Bei der gesetzlichen Rente ließ auch die Krise infolge der Corona-Pandemie die Reserve spürbar sinken. Foto: Sebastian Kahnert, dpa

    In Österreich lebt es sich im Alter besser. Die Beschäftigten dort gehen früher in Ruhestand, ihre Renten sind im Schnitt um einige Hundert Euro höher als in Deutschland – und wie ein Betrieb seinen Mitarbeitern Urlaubs- und Weihnachtsgeld auszahlt, überweist die österreichische Rentenkasse ihren Versicherten ebenfalls 14 Mal im Jahr Geld. Der Preis dafür sind, unter anderem, höhere Beiträge und eine stärkere Besteuerung der Renten, bisher jedoch erweist sich dieses System über alle Konjunkturkrisen und demografischen Probleme hinweg als erstaunlich robust.

    Auf Deutschland übertragen lässt es sich nicht. Anders als das zurückhaltendere Österreich hat sich die damalige Bundesregierung vor knapp 20 Jahren mit guten Argumenten für einen teilweisen Systemwechsel entschieden, den Anstieg der gesetzlichen Renten gebremst und die zusätzliche private Altersvorsorge eingeführt. Wo immer weniger Beschäftigte die Renten für immer mehr Rentner bezahlen müssen, so die Logik dahinter, stößt das System der Umlagefinanzierung irgendwann an seine Grenzen. Warum also das Geld der Versicherten nicht an den Kapitalmärkten arbeiten lassen, großzügig subventioniert durch staatliche Zuschüsse, die sich über die Jahre auf Tausende von Euro addieren?

    Die Renditen fallen ins Bodenlose

    Mit Zinsen an der Null-Linie oder sogar darunter konnte damals niemand rechnen - nun allerdings, da die Renditen von Lebensversicherungen und Riester-Renten allmählich ins Bodenlose fallen, ist guter Rat buchstäblich teuer. Bei Millionen von Versicherten wird die gesetzliche Rente alleine nicht mehr ausreichen, um den gewohnten Lebensstandard im Alter halbwegs halten zu können. Umso wichtiger ist es, dass die Produkte und die Konditionen in der staatlich geförderten Privatvorsorge stimmen. Bei der Riester-Rente tun sie das nicht mehr, weil zu viel Geld in die Abschlussprovisionen der Anbieter fließt und die staatliche Regelungswut den Anlagespielraum von Versicherern und Fondsmanagern stark einschränkt.

    Den Mut, sich das einzugestehen, haben die Regierungsparteien bisher nicht. Union und SPD haben in den vergangenen beiden Legislaturperioden viel Zeit und noch viel mehr Geld aufgewendet, um die umstrittene Rente mit 63 einzuführen, die Renten von Millionen von Müttern zu erhöhen und Geringverdiener mit der neuen Grundrente etwas besser abzusichern. An die private Vorsorge allerdings wagen sie sich nicht heran, obwohl andere Länder uns längst zeigen, dass es günstigere und einträglichere Alternativen zum deutschen Weg gibt.

    Aktien sind auf lange Sicht rentabler

    In Norwegen und Schweden, zum Beispiel, zahlen Beschäftigte in staatliche Pensionsfonds ein, die wie klassische Aktienfonds arbeiten - jedoch zu erheblich besseren Konditionen, weil die Verwaltungskosten gering sind und der Staat selbst an den Fonds nichts verdienen will. Schweden ist dabei, sein Rentensystem komplett auf eine kapitalgedeckte Vorsorge umzustellen - und sogar in den USA, sozialpolitisch für europäische Verhältnisse sonst eigentlich kein Vorbild, ermuntert der Staat Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit Steuervorteilen zum Alterssparen in Aktien – auf lange Sicht noch immer die rentabelste Art, Geld anzulegen.

    In Deutschland dagegen hat die Koalition bisher nicht mehr zu bieten als das vage Versprechen, die private Altersvorsorge irgendwie weiterzuentwickeln. Dabei drängt die Zeit, weil die Zeit bei der Kapitalanlage bekanntlich Geld ist und jedes verlorene Jahr am Ende die Erträge schmälert. Künftige Regierungen werden die Vogel-Strauß-Politik von Union und SPD daher noch verfluchen. Die Beschäftigten, die heute nicht zu sparen beginnen, sind die armen Rentner von morgen.

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