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Kommentar: Die Präsidentschaftskandidatur ist Trump nicht mehr zu nehmen

Kommentar

Die Präsidentschaftskandidatur ist Trump nicht mehr zu nehmen

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    Donald Trump wird wohl der Präsidentschaftskandidat der Republikaner.
    Donald Trump wird wohl der Präsidentschaftskandidat der Republikaner. Foto: Pablo Martinez Monsivais, dpa

    Im Dunkel der Nacht kann selbst ein flackerndes Licht in einem Fenster wie ein Hoffnungsschimmer erscheinen. Doch an der Finsternis draußen ändert es gar nichts.  

    So ähnlich verhält es sich mit den Vorwahlen der Republikaner: Die ehemalige UN-Botschafterin Nikki Haley hat in New Hampshire deutlich besser abgeschnitten als zuletzt erwartet. Doch letztlich zementiert auch dieser Achtungserfolg nur das Fazit des Iowa-Caucus vor einer Woche: Donald Trump beherrscht die republikanische Partei, er hat keine ernsthafte Konkurrenz, und er wird ihr Präsidentschaftskandidat werden.

    Mehr als 40 Prozent für Nikki Haley sind beachtlich, aber zu wenig

    Nüchtern betrachtet hat Haley nämlich nach dem dritten Platz in Iowa in einem auf zwei Bewerber geschrumpften Duell abermals den Sieg verpasst. Ihr Abschneiden mit mehr als 40 Prozent wirkt beachtlich, aber es beruht zur Hälfte auf einer Sondersituation des Neuengland-Staates, wo auch nicht-parteigebundene, unabhängige Wähler an der republikanischen Kandidatenkür teilnehmen dürfen. Außerdem ist die Bevölkerung hier deutlich gebildeter und wohlhabender als im Durchschnitt der USA. Die Voraussetzungen waren also ideal für eine eher traditionell konservative Bewerberin ohne die aggressiven Ausbrüche und autoritären Fieberträume, die für Trump so bezeichnend sind. 

    So gesehen ist ein zweiter Platz mit doch deutlichem Abstand zu dem großen Zerstörer denn doch enttäuschend - zumal vor der Herausforderin nun eine schwere Durststrecke liegt: Bei den Vorwahlen in Nevada in zwei Wochen steht sie nicht einmal auf dem Wahlzettel. Bei der darauf folgenden Runde in ihrer Heimat South Carolina liegt sie in Umfragen mehr als 30 Punkte hinter Trump. Nikki Haley ist eine Scheinriesin. Spätestens die drohende demütigende Niederlage in dem Bundesstaat, dessen Gouverneurin sie einst war, dürfte ihrer Kampagne den Todesstoß versetzen.

    Wer in Iowa und New Hampshire vorne lag, wurde bisher immer Kandidat

    Derweil kann sich Trump mit einem weiteren Sieg brüsten. Noch nie hat ein Bewerber, der sowohl in Iowa als in New Hampshire vorne lag, am Ende nicht die Kandidatur gewonnen. Schon Mitte März könnte der Ex-Präsident die Mehrheit der Delegiertenstimmen zusammenhaben. Aus allen Ecken der Partei scharen sich die Speichellecker und Opportunisten um ihn. In South Carolina sind der Gouverneur und beide Senatoren zu Trump übergelaufen. Es wird also einsam um Haley. 

    Damit steht den Amerikanern bei der Schicksalswahl im November ein Deja-Vu bevor - eine Neuauflage des Duells "Joe Biden gegen Donald Trump". Bei allen fundamentalen charakterlichen und politischen Unterschieden zwischen den Personen: Für die USA und ihre Demokratie sind das trübe Aussichten. Beide Politiker sind um die 80 Jahre alt, beide sind unbeliebt und mit keinem verbindet sich wirkliche Hoffnung. Sechs von zehn Amerikanern sind unglücklich über die sich abzeichnende Alternative.  

    Trotzdem vermögen die Demokraten-Strategen der Trump-Kandidatur etwas Gutes abzugewinnen. Sie sind nämlich überzeugt, dass Biden gegen Trump leichter als gegen jeden anderen Bewerber siegen kann, weil dessen extreme Persönlichkeit, sein Chaos und seine Demokratieverachtung moderatere Wechselwähler abstoßen.

    US-Präsidentschaftswahl: Die Demokraten müssen aus der Defensive kommen

    Einmal schon hat das funktioniert. Doch seit einiger Zeit entwickeln sich die Dinge anders als erwartet: Trotz seiner Strafverfahren mit insgesamt 91 Anklagepunkten steigen die Umfragewerte von Trump, während die von Biden trotz milliardenschwerer Infrastruktur- und Klimapakete und guter Arbeitsmarktlage fallen. Auch wirkt Trump trotz des ähnlichen Alters mit seiner ungezügelten Machtgier deutlich kraftvoller als der zerbrechliche Biden.  

    Die Demokraten müssen daher alles tun, endlich aus der Defensive zu kommen. Sie müssen ihre Politik viel besser verkaufen und dem Präsidenten jüngere, beliebtere Unterstützer an die Seite stellen. Die profillose Vizepräsidentin Kamala Harris ist dabei sicher keine Hilfe. Und schließlich muss die Partei auch ein Worst-Case-Szenario vorbereiten für den Fall, dass Bidens Zahlen in den kommenden Monaten noch weiter in den Keller sausen oder dessen Gesundheit versagen sollte.  

    Bei den Wahlen im November geht es um nicht weniger als die Bewahrung der amerikanischen Demokratie. Alles muss jetzt dem Ziel untergeordnet werden, eine Rückkehr des Möchtegern-Diktators Trump ins Weiße Haus zu verhindern. Der Verlauf der republikanischen Vorwahlen macht  erschreckend deutlich: Von der zur Sekte verkommenen "Grand Old Party" ist dabei keinerlei Hilfe zu erwarten.

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