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Kommentar: Die Nato ist Deutschlands Lebensversicherung

Kommentar

Die Nato ist Deutschlands Lebensversicherung

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    Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg während einer Pressekonfreenz beim Treffen der Nato-Außenminister in Bukarest.
    Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg während einer Pressekonfreenz beim Treffen der Nato-Außenminister in Bukarest. Foto: Andreea Alexandru/AP, dpa

    Wenn Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg Deutschland für seinen Beitrag zur Unterstützung der Ukraine und die Stärkung der Bundeswehr lobt, ist das in Wirklichkeit eine Ermahnung. In beiden Feldern, das will der besonnene Norweger eigentlich sagen, muss die Bundesrepublik noch deutlich zulegen.

    Denn im westlichen Verteidigungsbündnis ist man auf Deutschland wegen seiner jahrzehntelangen, auch durch lukrative Gas-Geschäfte motivierten Sonderbeziehungen zu Russland nicht gut zu sprechen. Das ist nicht nur beim alten Verbündeten USA der Fall, der zu Zeiten des Kalten Krieges mit einer Viertelmillion Soldaten die Sicherheit der Bundesrepublik garantierte. Sondern auch bei den neuen Partnern in Osteuropa, die aus der jahrzehntelangen Erfahrung der Unfreiheit unter sowjetischer Knute heraus die Bedrohung durch den neuen russischen Imperialismus deutlich ernster nehmen, als es viele deutsche Politiker noch immer tun. 

    Ein gefechtsbereites Flugabwehrraketensystem vom Typ «Patriot» des Flugabwehrraketengeschwaders 1 der Bundeswehr.
    Ein gefechtsbereites Flugabwehrraketensystem vom Typ «Patriot» des Flugabwehrraketengeschwaders 1 der Bundeswehr. Foto: Axel Heimken, dpa

    Kanzler Scholz sollte bei Stoltenberg genau hinhören

    Deutschland braucht die Nato als Lebensversicherung heute so dringend wie einst, als die hochgerüsteten Ostblock-Armeen direkt an seinen Grenzen standen. Umgekehrt braucht aber auch die Nato heute einen stärkeren Beitrag Deutschlands. Zusammen mit Frankreich und trotz Brexit mit Großbritannien muss Berlin jetzt deutlich mehr Verantwortung übernehmen. Auch für den Fall, dass auf Joe Biden ein US-Präsident folgt, der nicht mehr einsieht, dass Amerika die Hauptlast der Sicherheit in Europa trägt, während sich reiche europäische Schützlinge wegducken.

    Ohne die USA könnten sich die europäischen Nato-Partner kaum ausreichend gegen einen russischen Angriff zur Wehr setzen, das wird trotz der neuen europäischen Anstrengungen noch lange so bleiben. Doch wenn der Eindruck entsteht, dass gerade Deutschland die Wieder-Ertüchtigung seiner fahrlässig kaputtgesparten Streitkräfte und die Unterstützung der Ukraine nicht engagiert genug betreibt, könnte in Washington die Stimmung noch schneller kippen. Mahnt Stoltenberg in Berlin also mehr deutsche Führung innerhalb der Nato an, sollte Bundeskanzler Olaf Scholz ganz genau hinhören. 

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