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Kommentar: Die Mullahs im Iran haben sich die Blamage selbst eingebrockt

Kommentar

Die Mullahs im Iran haben sich die Blamage selbst eingebrockt

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    Völlig zerstört: das Gebäude der iranischen Konsularabteilung in Damaskus.
    Völlig zerstört: das Gebäude der iranischen Konsularabteilung in Damaskus. Foto: Uncredited, SANA/AP/dpa

    Iranische Regierungspolitiker wie Revolutionsführer Ali Chamenei reden viel über die angebliche Stärke ihres Landes und darüber, wie sehr sich Israel, die USA und der Rest des Westens vor der Macht Teherans fürchten. Auch preisen sie gerne die Schlagkraft der „Achse des Widerstands“ aus pro-iranischen Regimen und Milizen vom Libanon bis zum Jemen. Jetzt erfahren die iranische Bevölkerung und die Mitglieder der „Achse“ allerdings, dass der Iran nur ein Scheinriese ist: Nicht zum ersten Mal konnte Israel hochrangige iranische Offiziere in Syrien ausfindig machen und töten. Chamenei steht als Papiertiger da. Diese Blamage hat sich das iranische Regime selbst eingebrockt. Gefährlich für die ganze Region ist sie trotzdem.

    Irans Revolutionsführer Chamenei braucht eigentlich Ruhe im Land

    Innenpolitisch kommt die Demütigung von Damaskus für die iranische Führung zu einer ungünstigen Zeit. Das Regime bereitet sich auf die Nachfolge für den fast 85-jährigen Chamenei vor und braucht dafür Ruhe im Land. Doch nach dem israelischen Angriff bekommt die Regierung es nun mit Kritik und Unmut in der Bevölkerung zu tun. Millionen Iraner lehnen die außenpolitischen Abenteuer ihres Landes ab und fordern, mehr Geld für das eigene Land auszugeben als für Gruppen wie die Hamas in Gaza oder die Huthis im Jemen. Zwei von drei Iranern leben in Armut – und das in einem Staat mit riesigen Vorräten an Öl und Gas. Der israelische Luftangriff in Damaskus führt den Iranern jetzt vor Augen, dass ihr Staat trotz all der Millionen für das Auslandsengagement nicht einmal hohe Generäle in einem befreundeten Land wie Syrien schützen kann. 

    Ajatollah Ali Chamenei ist der Oberster Führer des Iran.
    Ajatollah Ali Chamenei ist der Oberster Führer des Iran. Foto: Uncredited

    Außenpolitisch ist die Lage für Teheran genauso peinlich. Pro-iranische Milizionäre in Syrien und im Irak sterben bei israelischen und amerikanischen Militärschlägen, ohne dass ihre Beschützer in Teheran viel gegen Israel und die USA unternehmen. Besonders seit Ausbruch des Gaza-Krieges im Oktober verlangen iranische Verbündete in der Region, die Islamische Republik solle endlich zurückschlagen. Vor einigen Monaten wurde dieser Streit sogar öffentlich ausgetragen. Als die irakische Miliz Kata’ib Hisbollah im Januar unter dem Druck Teherans verkündete, sie werde vorerst keine amerikanischen Stützpunkte mehr angreifen, fügte sie für ihre Anhänger hinzu, die „Brüder“ im Iran „verstehen nicht, wie wir unseren Heiligen Krieg führen“. 

    Die iranische Armee hat Israel und den USA nichts entgegenzusetzen

    Das will Chamenei auch nicht verstehen. Für ihn und seine Regierung hat das Überleben der Islamischen Republik oberste Priorität. Chamenei weiß, dass sein Land gegen die hochgerüsteten und modernen Streitkräfte aus Israel und den USA keine Chance hätte; einige Jets der iranischen Luftwaffe stammen noch aus Zeiten des Schahs in den 1970er-Jahren. Deshalb will Chamenei den Konflikt mit Israel nicht in einen Krieg eskalieren lassen. Auch Israel glaubt offenbar, diese Kalkulationen auf iranischer Seite erkannt zu haben – sonst hätte die Regierung von Premier Netanjahu den Luftangriff von Damaskus wohl kaum angeordnet. 

    Doch niemand kann sich darauf verlassen, dass Chamenei bei seiner Haltung bleibt. Viele überzeugende Optionen für Vergeltungsschläge gegen Israel hat der Iran nach dem Tod seiner Generäle in Damaskus nicht. Wenn der Druck auf Chamenei weiter wächst, könnte er sich zu einer massiven Reaktion gezwungen sehen, um sein Gesicht zu wahren. Das könnte dann den viel beschworenen Flächenbrand im Nahen Osten entfachen, den sich nur Hardliner im Iran, in Israel und in den USA wünschen. 

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