Die Linken können die Selbstzerfleischung einfach nicht sein lassen. Derweil hätte es mit dem frischgewählten Vorstand einen solch vielversprechenden Neuanfang geben können. Stattdessen arbeiten die Genossen weiter eifrig am eigenen Verfall. Will die Partei überleben, muss sie sich nun entscheiden: Lieber zusammenstehen oder verschwinden. Sahra Wagenknecht hat ihren alten Genossen schon bedenklich viel Lebenssaft abgezapft.
Was die Partei jetzt brauchte, wäre ein Vorstand mit einer klaren Vorstellung, für was die Linke nach den jahrelangen Grabenkämpfen eigentlich steht. Klar ist derzeit lediglich die linke Gesinnung. Was fehlt sind konkrete Inhalte und gegenwartsbezogene Ausformulierungen. Doch beides ist auch mit der neuen Doppelspitze aus Ines Schwerdtner und Jan van Aken nicht in Sicht.
Am Ende der ideologischen Schlachten werden bei den Linken die Türen laut zugeknallt
Denn nach wie vor verfangen sich die Genossen in ideologischen Schlachten, nur um sich unversöhnlich gegenüberzustehen. Dieses Mal ist es der Nahost-Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Am Ende werden die Türen laut zugeknallt, wütend treten Parteigrößen aus. Diese Gefechte sind dramatisch, da die Krisen unserer Zeit eigentlich nach linken Lösungsvorschlägen schreien: Eine Inflation, die die soziale Schere weiter spreizt. Eine Wirtschaftsschwäche, aus der Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit folgt. Und eine Wohnungsnot, die zu einem brutalen Konkurrenzmarkt führt.
Doch die Partei setzt dem verstaubte Parolen entgegen, auch van Aken holt lediglich die Reichen-Hetze der Achtundsechziger hervor. Zukunftsgewandte Politik, die sich dem stetig wachsenden Rechtsruck entgegenstellt, hört sich anders an. So ist für die Wählerinnen und Wähler nur eines offensichtlich: Die Unfähigkeit, eine verlässliche Partei zu sein. Was mit Schwerdtner und van Aken fehlt, sind bekannte Gesichter, denen Parlamentstauglichkeit zugetraut wird.
So wie Gregor Gysi, Dietmar Bartsch und Bodo Ramelow. Diese sollen die Partei nun mit drei Direktmandaten in den nächsten Bundestag bringen. Der Plan könnte aufgehen, die drei Urgesteine sind nach wie vor beliebt. Aktion Silberlocke nennen sie ihren Plan selbstironisch. Das Beste der Linken kommt nach wie vor von gestern.
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