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Kommentar: Die katholische Kirche – ein hoffnungsloser Fall?

Kommentar

Die katholische Kirche – ein hoffnungsloser Fall?

Daniel Wirsching
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    Der Bedeutungsverlust der katholischen Kirche ist in den vergangenen Tagen, in denen sich die deutschen Bischöfe in Augsburg zu ihrer Vollversammlung trafen, vorangeschritten.
    Der Bedeutungsverlust der katholischen Kirche ist in den vergangenen Tagen, in denen sich die deutschen Bischöfe in Augsburg zu ihrer Vollversammlung trafen, vorangeschritten. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    In den Streitereien der katholischen Bischöfe um Reformen geht einiges unter, was diese sonst noch zu sagen haben. Zu Krieg und Frieden, zur AfD, zu gesellschaftspolitischen Themen, nicht zuletzt zu Glaubensfragen. Die Kirche kreist seit Jahren um sich, und angesichts eines auch ihre Existenz bedrohenden Missbrauchsskandals ist das nachvollziehbar. Nicht mehr nachvollziehbar ist für viele, was das Um-sich-selbst-Kreisen bringen soll. Wozu führt es, außer zu weiteren Verwerfungen, Verhärtungen, Enttäuschungen und Frustrationen?

    Sogar an der Kirche Interessierte verlieren sich in all den Satzungsdebatten oder der vom Papst propagierten "Synodalität", einer Methode des Aufeinanderhörens und Gemeinsam-Voranschreitens. Selbst Bischöfen ist schleierhaft, was mit "Synodalität" genau gemeint ist.

    Es liegt jetzt an jedem einzelnen reformwilligen Bischof

    Viele, viele andere reagieren zunehmend gleichgültig. Der Bedeutungsverlust der Kirche ist in den vergangenen Tagen, in denen sich die deutschen Bischöfe in Augsburg zu ihrer Vollversammlung trafen, vorangeschritten.

    Das Bischofstreffen wurde überschattet von einer Intervention aus Rom. Der Papst hatte de facto Gremien gestoppt, die zu einer Machtteilung von Bischöfen und Laien geführt hätten und den innerkirchlichen Reformprozess in Deutschland verstetigen sollten. Wie es nach Jahren intensiver Diskussionen weitergehen könnte? Im Moment weiß das niemand.

    Fest steht: Es ist eine Situation eingetreten, die von Anfang abzusehen war und die nicht beschönigt werden kann. Der "Synodale Weg" genannte Reformprozess zwischen deutschen Laien und Bischöfen war schließlich so angelegt, dass tiefgreifende Veränderungen am Umsetzungswillen von Bischöfen und Vatikan hängen. Gegner des Reformprozesses verwiesen darauf immer wieder, mitunter triumphierend – das jüngste Stoppschild aus Rom war ja nicht das erste. Manche Befürworter hoffen dennoch auf den Papst, er möge ein Machtwort in ihrem Sinne sprechen. So ist das in einer derart hierarchisch strukturierten Institution: Reformen müssen von oben kommen.

    Die katholische Kirche wird in Deutschland eine der unterschiedlichen Geschwindigkeiten werden

    Das war es also? Einmal mehr wurde jahrelang geredet, mit- und übereinander, und am Ende bleibt alles, wie es war? Das ist der Eindruck, den eine breite, immer kirchenfernere Öffentlichkeit haben muss – die katholische Kirche, ein hoffnungsloser Fall. Das war’s? Nein. Der "Synodale Weg" hat vielleicht nicht die erwünschte Dynamik ausgelöst, aber er hat etwas ausgelöst. Er hat zum Beispiel offenbart, dass eine deutliche Mehrheit der deutschen Bischöfe bereit zu Veränderungen ist. Es liegt nun an jedem einzelnen von ihnen, das umzusetzen, was sich (kirchenrechtlich) umsetzen lässt, von der Beauftragung von Missbrauchsstudien bis hin zu neuen Beteiligungsgremien.

    Es ist höchste Zeit für ein Ende des Zögerns und Verzögerns. Denn Reformen sind kein Selbstzweck. Sie sollen dem systemischen sexuellen Missbrauch innerhalb der Kirche wirksam etwas entgegensetzen. In den aufgeheizten kirchenpolitischen Debatten der vergangenen Jahre kommt das erschütternderweise selten vor, entsprechende Äußerungen des Papstes eingeschlossen. Auf und nach dem Bischofstreffen von Augsburg zeigt sich die Kirchenspitze in einem bedenklichen Zustand der Handlungsunfähigkeit. Eine nüchterne, nicht sonderlich gewagte Prognose lautet: Die katholische Kirche wird in Deutschland eine Minderheitenkirche sein – und eine der unterschiedlichen Geschwindigkeiten.

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