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Kommentar zur IAA in München: China-Gefahr für deutsche Autobauer

Kommentar

Die großen Fehler der deutschen Autoindustrie

Stefan Stahl
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    VW zeigt auf der IAA eine Studie für einen Elektro-GTI.
    VW zeigt auf der IAA eine Studie für einen Elektro-GTI. Foto: Thomas Geiger, dpa

    Die deutsche Autoindustrie hat es nicht leicht. Wenigstens auf Kanzler Olaf Scholz ist Verlass. Mit Augenklappe lässt er es sich nicht nehmen, die Rolle zu erfüllen, die einem deutschen Regierungschef naturgemäß zufällt: Auch er erweist sich als Genosse der Auto-Bosse und macht auf der Leistungsshow IAA Mobility in München einen großen Bogen um die dort massiv auftretenden chinesischen Elektroauto-Anbieter

    IAA Mobility in München: Auf Distanz zu China

    Räumliche Distanz zu den Herausforderern aus Fernost allein bringt nichts: Die Konzerne – allen voran die chinesische Nummer eins BYD – zeigen, dass sie die vergangenen Jahre besser für die Entwicklung strombetriebener Autos eingesetzt haben als manche europäischen Hersteller. Dass die Chinesen in ihrem Heimatland VW als Nummer eins überholt haben und der deutsche Auto-Vermieter Sixt rund 100.000 BYD-Elektroautos kaufen will, ist eine niederschmetternde Nachricht für die einst so stolze Autonation Deutschland. Immerhin zeigt die IAA: Heimische Hersteller holen elektrisch auf gegenüber Vorreitern wie Tesla und BYD und versuchen, den Mega-Fehler, zu spät auf E-Fahrzeuge gesetzt zu haben, auszubügeln. 

    Bei den Glättungsbemühungen unterlaufen den Autobauern neue Fehler: Der VW-Konzern etwa, der sich besonders vor der Attacke der Chinesen auf den deutschen Automarkt fürchten muss, hinkt, was die Digitalisierung betrifft, immer noch hinterher. Eine gute Software ist für ein E-Auto aber so wichtig wie Ladezeiten oder Reichweiten. Der Wagen ist mehr als ein Fortbewegungsmittel. Er wird zum digitalen Erlebnisraum.

    Volkswagen steht vor schweren Zeiten

    Darauf legen jüngere Kunden besonderen Wert, gerade in China. VW steht vor schweren Zeiten. Glaubt man Großaktionär Wolfgang Porsche, muss das Unternehmen kräftig sparen. Sein Appell, der Betriebsrat und Gewerkschaft aufschrecken soll, lautet: „Wir müssen die Kosten in den Griff bekommen.“ Bei Volkswagen „brennt wirklich der Dachstuhl“, wie Marken-Chef Thomas Schäfer gesagt haben soll. Konflikte zwischen der Arbeitgeberseite und dem mächtigen

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    Internationale Autohersteller zeigen auf der Messe IAA Mobility in München ihre Schmuckstücke und sprechen über die Zukunft der Industrie. Eindrücke aus München in der Galerie.

    Elektromobilität ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein soziales Thema.Statt schwerer und teurer Elektro-SUV-Panzer müssen deutsche Hersteller bezahlbare Fahrzeuge bauen, die sich auch eine Krankenschwester oder ein Altenpfleger leisten kann. Scholz hat auf der IAA diese Wunde der Autobauer zumindest gestreift. Dabei ruckelt es nicht allein bei VW. Auch im sonst so perfektionistischen BMW-Reich irritiert Konzern-Chef Oliver Zipse mit der Aussage, das Verbot, ab 2035 neue Verbrenner-Autos in Europa zu verkaufen, sei „brandgefährlich“, weil es nicht überall genügend Ladesäulen geben wird. 

    Es bietet sich die Möglichkeit, E-Autos für alle zu bauen

    Da hilft alles Lamentieren nichts: Die Benziner- und Dieselwelt wird zum toten Pferd. Es gibt keine Chance mehr, die Klimaziele aufzuweichen, wie Renault-Chef Luca de Meo betont. Es bietet sich aber die Möglichkeit, E-Autos für alle zu bauen. Mercedes-Benz-Boss Ola Källenius will davon nichts wissen. Die Stuttgarter setzen auf Luxus und nicht mehr so sehr auf bezahlbare Einstiegsmodelle. Das ist ein großer Fehler, schließt die rein Rendite-getriebene Strategie viele und gerade junge Mercedes-Fans aus. Die deutsche Autoindustrie bietet zu viele offene Flanken. Chinesische und südkoreanische Hersteller sowie weiter auch Tesla nutzen die Schwachstellen rigoros aus.

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