Jetzt also ist genau das eingetreten, was befürchtet wurde. Der Iran hat Israel erstmals direkt vom eigenen Territorium aus angegriffen. Das ist zweifellos eine neue Dimension mit nur schwer zu kalkulierenden Risiken.
Stehen wir nun vor einem großen neuen Krieg in Nahost, der alles da gewesene in den Schatten stellt? Das muss nicht sein, denn insgeheim dürfte den Mullahs in Teheran ganz recht gewesen sein, dass die Attacke mit Drohnen und Raketen in Israel lediglich sehr überschaubare Schäden angerichtet hat. Denn die Führer des Irans mögen religiöse Fanatiker sein, zu Kamikaze-Aktionen neigen sie nicht. Über allem steht der Erhalt des Regimes. Und genau der wäre bei einem offenen Krieg mit Israel und seinen Verbündeten – an erster Stelle die USA – in akuter Gefahr.
Jetzt richten sich die Blicke auf Benjamin Netanjahu
Nach dem israelischen Angriff auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Damaskus musste die in weiten Teilen bei der eigenen Bevölkerung unbeliebte Führung in Teheran aus ihrer eigenen Logik heraus reagieren, um nicht das Gesicht zu verlieren. Gleiches gilt nun für den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu. Es ist zu hoffen, dass er seine militärische Antwort in enger Absprache mit Washington klug dosiert und die Eskalation nicht als Möglichkeit sieht, doch noch sein politisches Überleben zu sichern.