Nichts ist bewiesen, doch alles passt zusammen. Wer glaubt schon, dass die Explosion, die Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin und seinen Führungszirkel aus dem Leben riss, auf einen technischen Defekt an dem Embraer-Privatjet zurückzuführen ist? Alles spricht für ein Attentat, für eine tödliche Warnung Wladimir Putins an alle, die seine Macht infrage stellen. Man hätte den „Verräter“ Prigoschin abseits vom Fokus der Weltöffentlichkeit in Belarus oder besser noch in Afrika „erledigen“ können, um die Sprache Putins zu bemühen. Doch der Absturz ereignete sich mitten in Russland – auch das ein Fanal. Mord ist für Moskau die Fortführung der Politik mit anderen Mitteln, dafür gibt es viele Beispiele.
Gleichzeitig wäre die maximal brutale Abrechnung mit dem langjährigen Vertrauten Putins ein Zeichen der Schwäche, ein Zeichen dafür, dass sich Putin existenziell bedroht fühlte, als die Wagner-Truppe in Richtung Moskau marschierte. Doch die Stimmen, die die Führung der regulären Streitkräfte für unfähig halten, werden nicht verstummen – darunter Militär-Blogger und Gefolgsleute des getöteten Söldnerführers. Mit jedem Monat, den der aus Moskaus Sicht desaströse Krieg weitergeht, mit jeder Drohne, die auf der Krim oder gar in Moskau detoniert, wird die Unzufriedenheit zunehmen.