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Kommentar: Der Papst muss nun Woelkis Rücktrittsgesuch annehmen

Kommentar

Der Papst muss nun Woelkis Rücktrittsgesuch annehmen

Daniel Wirsching
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    Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln.
    Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln. Foto: Oliver Berg/dpa

    An diesem Aschermittwoch ist der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki zurückgekehrt - Dienstantritt nach einer mehrmonatigen "geistlichen Auszeit". Er kommt in ein heillos gespaltenes Bistum, und in eines, das nicht an eine Zukunft mit ihm als Oberhirten glaubt. In beispielloser Weise haben sich zuletzt wichtige Gremien von ihm distanziert, ein "Neuanfang" unter diesen Voraussetzungen kann nicht gelingen.

    Dass Woelki zur Belastung für sein eigenes Erzbistum und für die gesamte katholische Kirche in Deutschland werden konnte, hat er sich in erster Linie selbst zuzuschreiben. Vor allem wegen seines Umgangs mit Missbrauchsbetroffenen, der statt zu "Versöhnung" zu Re-Traumatisierungen führte. Doch auch Papst Franziskus trifft in erheblichem Maße eine Mitschuld - und sein Versagen setzt sich bis zum heutigen Tage fort.

    Will sein Amt abgeben: Kardinal Rainer Maria Woelki.
    Will sein Amt abgeben: Kardinal Rainer Maria Woelki. Foto: Federico Gambarini, do/dpa

    Es ist ein Desaster. Und es ist ein unverantwortlicher Umgang mit Gläubigen genauso wie mit Erzbischof Woelki selbst. Der schreibt in einem Hirtenbrief von "körperlicher und mentaler Erschöpfung", von einer "langfristigen Überbeanspruchung".

    An diesem Aschermittwoch also erklären Woelki und das Erzbistum Köln, dass der Erzbischof während seiner Auszeit dem Papst seinen Amtsverzicht angeboten habe. Wörtlich heißt es weiter: "Der Papst wird darüber zu gegebener Zeit entscheiden. Weiter hat der Papst angeordnet, dass Kardinal Woelki - wie vorgesehen - am 2. März seinen Dienst wiederaufnimmt."

    Warum, fragt man sich, hat Franziskus Woelkis Rücktrittsgesuch noch nicht längst angenommen? Worauf wartet er noch? Genügt es ihm nicht, dass Woelki kein Vertrauen mehr genießt? Reichen ihm die Erkenntnisse der beiden Visitatoren nicht aus, die er nach Köln schickte? Sind die Informationen, die er vom Apostolischen Administrator des Erzbistums, Weihbischof Rolf Steinhäuser, erhielt, nicht eindrücklich? Steinhäuser ließ es auch öffentlich nicht an deutlichen, kritischen Worten über Woelkis Rückkehr und die Stimmungslage in einem der wichtigsten deutschen Bistümer fehlen.

    Wenn Franziskus nicht bald Woelkis Rücktrittsgesuch annimmt, dann schadet er der Kirche noch weiter

    Papst Franziskus hat bereits Rücktrittsgesuche anderer deutscher Bischöfe nicht angenommen - obwohl diese den Amtsverzicht wollten und reichlich Grund dazu hatten. Statt sie in ihrer Entscheidung zu unterstützen, beließ er den Hamburger Erzbischof Heße oder den Münchner Erzbischof Marx im Amt - und setzte damit ein fatales Zeichen: (Führungs-)Versagen hat keine spürbaren Folgen, Einsicht und Umkehr wird verunmöglicht durch das starre Festhalten an Positionen und Strukturen. Die Mächtigen bleiben mächtig, Missbrauchsopfern wird die Rolle (weitgehend ohnmächtiger) Zuschauerinnen und Zuschauer zugewiesen.

    Papst Franziskus: Will er Woelki zum "Märtyrer" machen?
    Papst Franziskus: Will er Woelki zum "Märtyrer" machen? Foto: Andrew Medichini, AP/dpa

    Wenn Papst Franziskus nicht bald Woelkis Rücktrittsgesuch annimmt, dann schadet er der Kirche noch weiter, mutwillig und in einem kaum auszudenkenden Ausmaß. Er kann nicht wollen, dass aus Woelki ein "Märtyrer" gemacht wird.

    Der schreibt in seinem Hirtenbrief, dass er "in den kommenden Wochen und Monaten die Begegnung mit möglichst vielen" suchen wolle, "um voneinander zu hören, was uns zu schaffen macht– und auch, woraus wir leben". Er wünsche sich und hoffe darauf, so schreibt er an die lieben Schwestern und Brüder im Glauben, "dass Sie mir auf den Wegen, die dafür notwendig sind, entgegenkommen". Er bittet die Gläubigen "um Ihre Hilfe und Ihre Unterstützung".

    Für all das aber hatte er mehr als genug Zeit. Vor allem: Wie muss sich das in den Ohren von Missbrauchsbetroffenen anhören? Durften Sie von Woelki und der Bistumsspitze Hilfe und Unterstützung erwarten?

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