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Kommentar: Der Kanzler macht Afrika zur Chefsache

Kommentar

Der Kanzler macht Afrika zur Chefsache

Stefan Lange
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    Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) reist zum dritten Mal in seiner Amtszeit nach Afrika. Das Archivbild zeigt ihn zusammen mit Matamela Cyril Ramaphosa, Präsident von Südafrika.
    Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) reist zum dritten Mal in seiner Amtszeit nach Afrika. Das Archivbild zeigt ihn zusammen mit Matamela Cyril Ramaphosa, Präsident von Südafrika. Foto: Michael Kappeler, dpa (Archivbild)

    Zum Ende ihrer Amtszeit ließ sich Angela Merkel von Afrika noch mal richtig feiern. Bei der vierten „Compact-with-Africa“-Konferenz im August 2021 wurde die damalige Kanzlerin von ihren Gästen aus Ruanda, Togo, Ghana und anderen afrikanischen Staaten mit Lob überschüttet. Merkel habe, so der Tenor, die Beziehungen Deutschlands zu dem Kontinent weit vorangebracht. Ihr Nachfolger misst

    Afrika braucht Deutschland. Es ist auf den Handel angewiesen, auf die Entwicklungszusammenarbeit. Doch die Abhängigkeit nimmt in dem Maße ab, in dem sich Länder auf dem Kontinent tummeln, die früher einen Bogen darum machten. Allen voran China und Russland. Scholz‘ Problem dabei ist, dass Deutschland zunehmend Afrika braucht. Der Nachbarkontinent weiß um diese Entwicklung und zeigt ein neues Selbstbewusstsein. 

    Afrikanische Länder sind eine Stütze der Klimapolitik für Deutschland

    Die Verhältnisse wandelten sich bereits unter Merkel. Der Begriff „Entwicklungshilfe“ verschwand aus dem politischen Sprachgebrauch und wurde durch „Entwicklungszusammenarbeit“ ersetzt. Berlin wollte damit einerseits vom hohen weißen Ross herunter. Andererseits forderten immer mehr afrikanische Staats- und Regierungschefs eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. 

    In Afrika bekommen sie durchaus mit, wie Deutschland um seine Klimapolitik ringt. Wenn grüner Wasserstoff hierzulande tatsächlich Energielieferant Nummer eins sein soll, braucht es für den nötigen sauberen Strom die Sonne Afrikas. Mehrfach schon reisten Regierungsmitglieder aus Berlin in afrikanische Staaten, um dort nach Fachkräften Ausschau zu halten. Was durchaus sinnvoll ist, denn es findet sich dort die jüngste und am schnellsten wachsende Bevölkerung der Welt. In Nigeria beispielsweise sind fast zwei Drittel der 220 Millionen Einwohner unter 25 Jahre alt. Doch viele

    Andererseits ist Nigeria, um bei diesem Beispiel zu bleiben, im Bereich der Migration eines der größeren Herkunftsländer. Knapp vier Prozent der Geflüchteten, die sich übers Mittelmeer nach Europa aufmachen, kommen von dort. Es gibt ein Rückführungsabkommen. Doch Scholz will schnelle Verbesserungen erreichen, angesichts der aufgeheizten Migrationsdebatte im eigenen Land wird er dazu förmlich getrieben.

    Russland hat viel Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent

    Im Vergleich zu Merkels Zeiten muss sich Scholz als Europäer zudem gegen den stärkeren Einfluss Chinas und Russlands in Afrika stemmen. Es geht dabei längst nicht mehr nur um die wertvollen Rohstoffe, sondern zunehmend um Waffen und Sicherheit. Der globale Süden steht etwa der westlichen Unterstützung für die Ukraine und Israel in Teilen kritisch gegenüber, was nicht zuletzt auf das Betreiben von Wladimir Putin zurückzuführen ist, der mit Geld und zahlreichen Gipfeltreffen viele Verbündete gewonnen hat.

    Aus Nigeria, Ghana und anderen Staaten vollwertige Partner Deutschlands zu machen, wird noch einige Reisen von Olaf Scholz erfordern. Des Kanzlers Sachlichkeit ist diesmal ein Vorteil. Er macht uneitel da weiter, wo Merkel aufgehört hat, und dürfte so zügig Fortschritte erzielen.

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