Deutschland stellt in diesem Jahr bei den negativen Strompreisen einen neuen Rekord auf. Solche Preise entstehen, wenn die Stromerzeugung den Stromverbrauch überschreitet, und bereits Ende Juli lag die entsprechende Zahl an Stunden über der des gesamten Vorjahreszeitraums. Ursächlich für diese Entwicklung ist vor allem der Ausbau der Erneuerbaren Energien. Solar- und Windkraftanlagen, selbst die kleinen privaten Balkonkraftwerke, liefern inzwischen deutlich mehr Strom als in den Vorjahren. Die vielfach gescholtene Bundesregierung hat hier die Leitplanken richtig gesetzt. Das Beispiel zeigt, dass Klimaschutz funktioniert, wenn man nur will. Es macht Mut für die am Montag beginnende 29. Weltklimakonferenz (COP29) in Baku.
Im vergangenen Jahr hatte sich die Weltgemeinschaft auf der COP28 in Dubai neben der langfristigen Abkehr von fossilen Energieträgern unter anderem darauf geeinigt, die globalen Erneuerbare-Energien-Kapazitäten bis 2030 zu verdreifachen und die jährliche Energieeffizienz-Verbesserungsrate zu verdoppeln. Ein ehrgeiziges Ziel, aber Deutschland zeigt: Unerreichbar ist es nicht.
Klimaschutz kommt voran
Seit 1995 mühen sich die Staaten dieser Welt, mittels der „Conference of the Parties“ die Erderhitzung in den Griff zu bekommen. Die COP1 fand in Berlin statt, eine der treibenden Kräfte war Angela Merkel (CDU), damals noch Bundesumweltministerin. Ziel der Bemühungen ist es nach wie vor, die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Ob das gelingt? Selbst in Europa ist dieses Ziel noch nicht erreicht. Weltweit stehen nach Expertenschätzung 2,6 Grad Erderhitzung an, wenn nicht sofort etwas passiert. Die gute Nachricht: Es passiert etwas.
Mittlerweile stammen, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wies zum COP-Start darauf hin, fast ein Drittel des Stroms weltweit aus erneuerbaren, klimafreundlichen Quellen. Im Kontrast dazu stehen rauchende Schlote und brennende Regenwälder, zwei Drittel der Treibhausgasemissionen stammen aus den Entwicklungs- und Schwellenländern. Aber selbst diese Bilder sind kein Grund, den Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel entmutigt aufzugeben. Indien beispielsweise gehört zu den größten Schadstoffemittenten der Welt. Beim Besuch von Kanzler Olaf Scholz kürzlich zeigte sich jedoch, dass das Land die Zeichen der Zeit erkannt hat und nicht willens ist, beim Aufbau seiner Industrie sämtliche Fehler anderer Nationen zu wiederholen. Grüner Wasserstoff beispielsweise ist ein großes Thema in dem Riesenland.
Umweltschutz ist ein gutes Geschäft
Noch sind es kleine Schritte, noch wird in Indien und anderswo viel Dreck in die Luft geschleudert. Aber es bewegt sich etwas und es geht deutlich besser voran als in den letzten Jahren. Diese Entwicklung hat nicht einmal immer etwas mit einem gesteigerten Umweltbewusstsein zu tun. Viele Staats- und Regierungschef haben schlichtweg erkannt, dass sich mit Klimaschutz, mit Umwelttechnik, mit Erneuerbaren Energien mittlerweile richtig Geld verdienen lässt. Aber wenn Profitstreben an dieser Stelle dazu führt, dass die nachfolgenden Generationen einen bewohnbaren Planeten vorfinden, dann soll es gerne so sein.
Noch gibt es Hindernisse. So kam es beispielsweise gerade zu einer sogenannten Dunkelflaute in Deutschland. Weil nicht genügend Wind wehte und die Sonne kaum schien, wurde keine entsprechende Energie produziert. Die Fans von Atom- und Kohlekraftwerken frohlockten hämisch. Aber das Problem ist erkannt, es lässt sich durch bessere Stromnetze und neue Speicher lösen.
„Die COP29 in Baku wird eine echte Handwerkerkonferenz“, so umschrieb es Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Recht hat sie. Das 1,5-Grad-Ziel ist kein Selbstläufer, es erfordert viel Arbeit. Aber noch ist es in Reichweite.
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