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Kommentar: Der Bruch mit Wagenknecht ist für die Linke folgerichtig

Kommentar

Der Bruch mit Wagenknecht ist für die Linke folgerichtig

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    Womöglich bald nicht mehr bei der Linken – Der Vorstand will Sahra Wagenknecht loswerden.
    Womöglich bald nicht mehr bei der Linken – Der Vorstand will Sahra Wagenknecht loswerden. Foto: Soeren Stache, dpa

    "Jetzt ist Schluss mit lustig", sagt der langjährige Linksparteichef Bernd Riexinger. Sahra Wagenknecht soll gehen. Endlich. Lustig ist es bei der Linken schon lange nicht mehr. Die Partei kämpft ums Überleben. Im Osten hat sie ihre Rolle als Protestpartei an die AfD verloren. Im Westen streiten die Genossen um die reine Lehre wie im Uni-Seminar der 70er Jahre, während sie vielerorts politisch bedeutungslos sind. Um ein Haar wäre die Partei 2021 aus dem Bundestag geflogen. Der persönliche Hass, die Intrigen, die Ränkespiele, die Verwundungen in der Parteispitze sind legendär.

    Wagenknecht ist seit Jahren für sich selbst unterwegs

    Wagenknecht hat hart ausgeteilt, aber auch viel einstecken müssen. Sie ist das Zugpferd. Wenn sie kommt, sind die Säle voll. Ihre Bücher sind Bestseller. Ihre Reden reißen mit. Es ist ein Verlust für die Linke, mit ihrer bekanntesten und stärksten Politikerin zu brechen. Doch der Schritt ist konsequent und richtig.

    Denn Wagenknecht ist seit Jahren weniger für die Linke unterwegs, denn für sich selbst. Ihr Ego ist nicht kleiner als das ihres Mannes Oskar Lafontaine. Es ist wahr, sie haben die Linke mit geschmiedet und zeitweise in Westdeutschland etablieren können. Doch beide sind stets ein Quell des Unfriedens gewesen. Ihre Eitelkeit ist sagenhaft. 

    Schon 2018 versuchte Wagenknecht mit der Bewegung "Aufstehen" ein linkes Sammlungsprojekt aufzubauen, das in Konkurrenz zur eigenen Partei stand. Sie scheiterte damit, ließ sich aber nicht entmutigen. Gegenwärtig arbeitet sie an der Gründung einer neuen Partei. In der jetzigen Lage könnte weitere Konkurrenz im eigenen Spektrum der Sargnagel für die Linke sein.

    Gysi versuchte, Wagenknecht zu integrieren

    Parteiikone Gregor Gysi versuchte mit großem Einsatz, Wagenknecht zurückzuholen in den Schoß der einstigen SED-PDS. Es ist ihm offenbar nicht gelungen. Gysi fürchtet, dass die Partei zerfällt, die er einst wundersam über die Wende rettete. Die Gefahr ist real. Schon springen prominente Parteimitglieder der 53-Jährigen bei und fordern den Rücktritt des Vorstands. 

    Doch auch für Sahra Wagenknecht gilt das Gesetz, dass es die Wähler in Deutschland abschreckt, wenn eine Partei im Dauerclinch mit sich selbst liegt. Und Wagenknecht ist zänkig und Zankapfel zugleich. Spätestens seit ihrem Rückzug vom Fraktionsvorsitz im Jahr 2019 setzt sie ihre Kraft nicht mehr voll für die Partei ein, agiert auf eigene Rechnung. Dass sich das noch einmal ändern könnte, daran wollte die Führungsriege nicht mehr glauben. Deshalb ist es folgerichtig, sich von Wagenknecht zu trennen. Die Entscheidung macht die Lage für die Linke aber nicht automatisch besser, sie bleibt in der Existenz bedroht.

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