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Kommentar: Das Neun-Euro-Ticket kann ein Einstieg in eine neue Verkehrswelt sein

Kommentar

Das Neun-Euro-Ticket kann ein Einstieg in eine neue Verkehrswelt sein

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    Ein Neun-Euro-Ticket ist vor einem Fahrkartenautomaten zu sehen.
    Ein Neun-Euro-Ticket ist vor einem Fahrkartenautomaten zu sehen. Foto: Monika Skolimowska, dpa (Symbolbild)

    Es ist der vielleicht größte Verkehrs-Feldversuch, den es je in Deutschland gab: Mit einem Ticket für nur neun Euro im Monat Bus und Bahn nutzen – wer irgendwie kann, sollte das jetzt ausgiebig tun. Das spart angesichts schwindelerregender Spritpreise viel Geld und reduziert die Abhängigkeit von Öl aus Russland.

    Viel bedeutender sind aber die Schlüsse, die sich aus dem Experiment für die Zukunft der Mobilität ziehen lassen. Politik und Verkehrsplaner müssen jetzt also ganz genau hinschauen, was in den kommenden drei Monaten passiert. Es ist eine großartige Versuchsanordnung: Wenn das Geld keine Rolle spielt – wie viele Fahrgäste nutzen dann welche Strecken und zu welchen Zeiten? Die Antworten können dabei helfen, den öffentlichen Nahverkehr nachhaltiger und attraktiver zu machen.

    Klar ist auch: Beim Neun-Euro-Ticket wird es Ärger geben, verstopfte Züge, Pendler, die genervt sind, weil Ausflügler ihnen den Sitzplatz streitig machen. Am größten wird der Frust aber bei jenen Menschen sein, die wenig vom Discount-Billett haben, weil in ihrer Region der Zug oder Bus gar nicht, viel zu selten oder auf den falschen Strecken fährt. Gerade dort aber müssen dann die Erkenntnisse aus Gegenden angewandt werden, in denen der ÖPNV gern und oft genutzt wird. Autofahren wird immer teurer und zumindest, wenn dabei Benzin oder Diesel verbrannt werden, leidet das Klima. Deshalb muss es das Ziel sein, dass es überall in der Republik möglich ist, im Alltag ohne eigenen Wagen auszukommen.

    Nach dem Neun-Euro-Ticket darf nicht alles wieder werden wie vorher

    Auch für die Zukunft von Reise und Freizeit ist das Neun-Euro-Ticket eine feine Sache. So lernen mehr Menschen die Schönheit der näheren und weiteren Umgebung kennen, verzichten vielleicht mal auf den Flug in den Urlaub. Schön ist auch die günstige Gelegenheit, pandemiebedingt ausgefallene Besuche bei Verwandten und Freunden nachzuholen. Doch die Aktion sollte nicht als zeitweises "Sonderangebot" verstanden werden, nach dessen Ablauf alles wieder ist wie zuvor. Sondern als Einstieg in eine bessere, nachhaltigere Verkehrswelt. Nur wenn diese Chance nicht vertan wird, sind die 2,5 Milliarden Euro Steuergeld, die das Projekt kostet, gerechtfertigt.

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