Mit einem lahmenden Zugpferd in einen Wahlkampf zu reiten, ist keine gute Idee. Die FDP tut es trotzdem. Die Kampagne wird voll auf den gefeuerten Finanzminister Christian Lindner zugeschnitten. Alles lässt sich ändern, ist der Leitspruch für die Plakate, die den Vorsitzenden zeigen. Bemerkenswert daran ist, dass die Freien Demokraten nach den erschütternden Enthüllungen um ihren lange geplanten Koalitionsbruch mit denselben Leuten weitermachen, sieht man von den Abgängen des Generalsekretärs und eines ehemaligen Büroleiters Lindners ab. Alles für Lindner könnte die FDP ebenfalls auf die Plakate drucken.
Nun steht die Partei mit einem schwächelnden Spitzenkandidaten nicht allein da. Auch Kanzler Olaf Scholz für die SPD und Wirtschaftsminister Robert Habeck für die Grünen sind Frontmänner, bei denen der Lack ab ist. Anders ist bei Lindner, dass seine persönliche Glaubwürdigkeit massiv beschädigt ist. In Berlin hält kein Mensch für wahr, dass er an den Vorbereitungen zum Ampel-Aus nicht intensiv beteiligt war, während er nach außen stets auf die staatspolitische Verantwortung seiner Partei abstellte.
FDP vor der Bundestagswahl 2025: Niemand kann Lindner das Wasser reichen
Hätte es einen starken Gegenpol innerhalb der FDP gegeben, wäre der Skandal die Stunde gewesen, den Vorsitzenden von der Spitze zu verdrängen. Doch es gibt schlichtweg niemanden, der dem Chef das Wasser reichen kann. Weder rhetorisch noch charismatisch oder vom Wissen über wirtschaftliche Belange her, die die FDP inhaltlich in den Mittelpunkt rücken will.
Lindner hat die Partei im Alleingang aus der Opposition zurück in den Bundestag geführt. Schattenjahre heißt sein Buch über die Zeit der außerparlamentarischen Opposition. Nun könnte er dafür verantwortlich sein, dass eben solche Jahre für die Freien Demokraten neuerlich anbrechen. Der 45-Jährige muss darauf setzen, dass die Leute über den Winter bis zum Wahltag Ende Februar buchstäblich den Schnee von gestern vergessen. Ob das gelingt, ist nicht sicher und auch nicht planbar. Noch jeder Wahlkampf hat seine ungewollten Aufreger, Skandale und Skandälchen gehabt.
Lindners FDP im Wahlkampf: CDU bietet ähnliches Profil
Nachteilig für die FDP ist jedoch, dass die CDU mit Friedrich Merz einen Kanzlerkandidaten aufbietet, der ähnlich wirtschaftsliberal denkt wie Lindner. Es gibt also ein Doppelangebot für die verlangte Wirtschaftswende. Anders als Lindner ist Merz nicht durch das unbeliebte Ampel-Bündnis beschädigt. Lindner oder nichts ist für die FDP eine riskante Strategie. Mithin ist sie dennoch die beste, die sie haben.
Wenn Lindner die Hoffnung ist, dann moechte ich lieber nicht wissen, wie Verzweiflung aussieht.
Auch als Lügner kann man Wahlen gewinnen, wie Herr Trump es vorgemacht hat. Mir schwant übles.
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