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Kommentar: Bier erst ab 18 wird nicht funktionieren

Kommentar

Bier erst ab 18 wird nicht funktionieren

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    Auch der Kanzler trinkt gern mal ein Bierchen. Es ist alter Väter Sitte in seinem Land.
    Auch der Kanzler trinkt gern mal ein Bierchen. Es ist alter Väter Sitte in seinem Land. Foto: Bernd Weißbrod, dpa

    Bier gehört in Deutschland einfach dazu. Zum Feierabend, zum Restaurantbesuch, zum Ausgehen. Wer kein Bier trinkt, der gießt sich ein Glas Wein ein oder nimmt einen Drink. Die Medizin ist mittlerweile davon abgerückt, dass der regelmäßige Konsum kleinerer Mengen Alkohols unbedenklich ist. Die alte Empfehlung, dass ein Glas Rotwein sogar der Gesundheit nütze, ist gefallen. 

    Von daher hat der Drogenbeauftragte Burkhard Blienert einen Grund, das Mindestalter für Bier, Wein und Sekt auf 18 Jahre erhöhen und Werbung für Alkohol und Zigaretten verbannen zu wollen. Der SPD-Politiker unterstützt gleichzeitig das Projekt der Ampel-Koalition, Cannabis zu legalisieren. Auch dafür sprechen gute Gründe, wie zum Beispiel das Austrocknen des Schwarzmarktes. 

    Die Gesellschaft braucht ihre Drogen

    Der Schritt ist aber ebenso das Eingeständnis, dass die Gesellschaft ohne Drogen nicht kann. Sie haben – soziologisch gesprochen – wichtige Funktionen, wie zum Beispiel Entspannung, Belohnung und Entgrenzung. Natürlich ist der Konsum auch an Gewohnheiten gekoppelt. Am Stammtisch Wasser zu bestellen, fühlt sich unpassend an. 

    In dieser Gesellschaft, die Drogen braucht und in der Bier und Wein selbstverständlich sind, Jugendlichen das Trinken zu verbieten, wird nicht funktionieren. Sie werden sich den Stoff trotzdem besorgen. Der Gang in den Keller ist keine unmenschliche Anstrengung, schon gar nicht in der Drangphase Pubertät. Das Ausprobierenwollen, das Testen von Grenzen und die Lust auf den ersten Rausch sind Teil dieses Lebensabschnitts. 

    Es bleibt also die Aufgabe der Eltern, dem Trinken ihrer Kinder Grenzen zu setzen. Ein Alkoholverbot für die Heranwachsenden liefe auch deshalb ins Leere, weil sie in einem Umfeld leben, in dem sie Alkohol als etwas Normales wahrnehmen. Wenn der Drogenbeauftragte daran etwas ändern wollte, müsste er ihn beispielsweise so teuer machen wie in Skandinavien. Doch das hat er sich nicht vorgenommen, weil Burkhard Blienert nicht weltfremd ist. Ein derartiger Vorschlag hätte in Deutschland keine Chance, der Drogenbeauftragte würde für verrückt erklärt. 

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