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Kommentar: Bidens erneute Kandidatur ist ein riskanter Schritt

Kommentar

Bidens erneute Kandidatur ist ein riskanter Schritt

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    US-Präsident Joe Biden will für die Demokraten erneut in den Wahlkampf ziehen.
    US-Präsident Joe Biden will für die Demokraten erneut in den Wahlkampf ziehen. Foto: Andrew Harnik, dpa

    Gerade mal drei Jahre ist es her, dass sich Joe Biden in Detroit vor eine Gruppe jüngerer Parteifreunde stellte und das Wort ergriff. "Ich betrachte mich selbst als eine Brücke, nichts anderes", sagte er: "Sie sehen eine ganze Generation von politischen Führungspersönlichkeiten hinter mir. Sie sind die Zukunft dieses Landes." Damals war der Ex-Vizepräsident 77 Jahre alt und kämpfte um die innerparteiliche Nominierung für das Rennen ums Weiße Haus. Inzwischen ist er 80 Jahre alt, hat die Hälfte seiner Präsidentschaft zurückgelegt - und erklärt, dass er sich 2024 zur Wiederwahl stellen wird. 

    Am Ende der zweiten Amtsperiode wäre Biden 86 Jahre alt. Selbst in den USA, einem Land mit berauschenden Bauwerken, dürfte es kaum eine Brücke geben, die so alt ist. 

    Sehnsucht nach einer Verjüngung im Weißen Haus

    Euphorie und Begeisterung wird wohl selbst Joe Biden für seine Ankündigung nicht erwartet haben. Zu deutlich ist die Sehnsucht der Bevölkerung und auch seiner eigenen Partei nach einer Verjüngung im Oval Office. Aber der Präsident ist - auch angesichts der Alternativen - überzeugt, dass er am besten das zerrissene Land versöhnen, die verlorene Arbeiterschaft für seine Partei zurückgewinnen und die Demokratie vor der drohenden Zersetzung bewahren kann. 

    Tatsächlich hat Biden in zwei Jahren weit mehr geschafft, als viele erwartet hätten: Er hat trotz des erbitterten Widerstands der Republikaner und heftiger Flügelkämpfe in der eigenen Partei gewaltige Gesetzespakete zu Infrastruktur, Klima und Sozialem durch den Kongress gebracht. Er kann auf wachsende Beschäftigtenzahlen und steigende Löhne verweisen. Und er hat bei den üblicherweise als Denkzettel genutzten Midterms die knappe Mehrheit im Senat ausbauen können. Außenpolitisch führt er unangefochten die westliche Allianz gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. 

    Vizepräsidentin Kamala Harris füllt ihre Rolle nicht aus

    "Wir sind noch nicht fertig", hat Biden bei der "State of the Union" im Februar verkündet. Deutlich schärfer als bei seiner ersten Kandidatur greift er inzwischen die "radikalen" und "intoleranten" Republikaner an. Dass Donald Trump nach heutigem Stand gute Chancen hat, 2024 erneut als deren Präsidentschaftskandidat aufgestellt zu werden, dürfte Bidens Kampfeswillen noch stärken: Immerhin ist er der einzige Politiker, der Trump einmal geschlagen hat. Zwar wünschen sich laut Umfragen die meisten Amerikaner weder Biden noch Trump im Weißen Haus. Doch zähneknirschend würde eine deutliche Mehrheit den soliden Amtsinhaber dem narzisstischen Wüterich vorziehen. 

    Doch eine Bewerbung Bewerbung in diesem hohen Alter birgt besondere Risiken. Schon heute wirkt Biden bisweilen steif, und er verhaspelt sich, wenn er den Blick vom Teleprompter wendet. Ernsthafte Beeinträchtigungen sind das nicht, und seine Ärzte bescheinigen ihm eine gute Gesundheit. 

    Was aber wäre, wenn Biden eine zweite Amtszeit nicht zu Ende brächte? Diese Frage dürften sich viele Amerikaner stellen und besorgt an die Vizepräsidentin denken, die in diesem Fall nachrücken würde. Kamala Harris füllt schon ihr derzeitiges Amt in keiner Weise aus. Man kann daher nur hoffen, dass Biden den Mut findet, sein "Running mate" auszutauschen. Ein unverbrauchtes Gesicht, eine erfolgreiche Frau vom Schlage einer Senatorin Amy Klobuchar oder einer Gouverneurin Gretchen Whitmer könnte die Kampagne des 80-Jährigen positiv beleben. Wenn die Brücke schon eine so weite Strecke überspannen soll, dann muss sie zumindest sicher verankert werden.

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