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Kommentar: Antisemitismus: Von der künftigen Bildungselite muss mehr erwartet werden

Kommentar

Antisemitismus: Von der künftigen Bildungselite muss mehr erwartet werden

Stefan Lange
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    Ein Hakenkreuz und ein durchgestrichener Davidstern. Ähnliche Schmierereien sind auch an deutschen Hochschulen zu finden.
    Ein Hakenkreuz und ein durchgestrichener Davidstern. Ähnliche Schmierereien sind auch an deutschen Hochschulen zu finden. Foto: Daniel Reinhardt, dpa

    Die ersten deutschen Universitäten entstanden Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts, schon damals wurde ihnen eine weitgehende Autonomie zugebilligt. Das ging in den meisten Bereichen gut, die Hochschulen brachten viele schlaue Köpfe hervor. In die völlig falsche Richtung entwickelte sich die Haltung beim Thema Antisemitismus. Zwischen 1933 und 1945 folgten die meisten Einrichtungen der Ideologie des Nationalsozialismus, Widerstandsgruppen wie die Weiße Rose waren leider selten. Erschreckend ist, dass Antisemitismus an deutschen Hochschulen Dekaden später immer noch ein Thema ist.

    Wenn erwachsene Studierende menschenverachtenden Thesen anhängen, Jüdinnen und Juden angreifen oder Wände mit antisemitischen Parolen besprühen, dann stimmt das traurig und wütend. Von der zukünftigen Bildungselite muss mehr erwartet werden. Das gilt für diejenigen, die solche Taten begehen. Aber auch für alle, die sich nicht entschieden genug dagegenstellen. 

    Antisemitismus: Die Kultusministerkonferenz eiert herum

    Die Kultusministerkonferenz hat Maßnahmen gegen Antisemitismus zu Papier gebracht. Anfang Dezember wurden sie als Reaktion auf den Terrorangriff der Hamas auf Israel vorgestellt, also viel zu spät. Der übliche Hieb auf die Bundesregierung fehlt darin nicht, dabei sind die Länder so stolz auf die Kulturhoheit und haben selbst viele Instrumente in der Hand, um Hochschulen und andere Bildungseinrichtungen zu stärken. Klare Ansagen gibt es aber kaum, stattdessen ist eine merkwürdige Diskussion um das richtige Unterrichtsmaterial und die Definition einschlägiger Begriffe zu beobachten. Das erklärte Ziel für die Schulen ist gar „eine eigenständige Urteilsbildung“ der Schülerinnen und Schüler. Und wenn die pro Antisemitismus ausfällt und auf die Hochschulen mitgenommen wird, was ist dann?

    Antisemitismus ist leider Teil der gesellschaftlichen Realität in Deutschland. Es passiert viel, viele Menschen im Land engagieren sich im Kampf gegen den Hass. Das gilt natürlich auch für Studentinnen und Studenten. Die Hochschulleitungen aber gehen derweil offenbar nicht mit der nötigen Härte gegen Antisemitismus in ihren Häusern vor. Anders sind die mahnenden Stimmen aus der Regierung nicht zu deuten. Das ist beschämend für das Bildungsland

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