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Kommentar: Allein mit Radau wird das Klima nicht gerettet

Kommentar

Allein mit Radau wird das Klima nicht gerettet

Margit Hufnagel
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    In dieser Woche wollen die "Letzte Generation" und "Extinction Rebellion" zum Protest aufrufen.
    In dieser Woche wollen die "Letzte Generation" und "Extinction Rebellion" zum Protest aufrufen. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Wenn die Klimaaktivisten der "Letzten Generation" und der Gruppe "Extinction Rebellion" in dieser Woche zum Großstreik rufen, ist das Drehbuch dieses Protestes eigentlich schon geschrieben: Fernsehkameras werden Bilder einfangen, wie junge Menschen sich auf Straßen kleben oder Gebäude beschmieren. Wütende Autofahrer werden den Protestlern die Pest an den Hals wünschen. Konservative Politiker werden irgendwann wieder zu Worten wie "Klima-Terror" greifen und sich dafür feiern lassen, dass sie es "denen" aber mal wieder so richtig gezeigt hätten. Nur eines, das lässt sich mit einigermaßen großer Sicherheit voraussagen, wird nicht geschehen: Deutschland wird nicht über Klimawandel, Umweltschutz und die persönliche Bereitschaft, das eigene Verhalten zu ändern, diskutieren. 

    Klima-Verweigerer hier, Klima-Terroristen dort: Wäre die Erde so aufgeheizt wie die Stimmung, wir wären längst alle in Flammen aufgegangen. Der Umwelt bringt das reichlich wenig. Das Land schaltet nämlich nicht in den Krisen-Modus, sondern in den Bockigkeits-Modus.

    Protest darf und muss nerven – er muss aber auch überzeugen

    Natürlich ist es wohlfeil, sich über die lästigen Behinderungen und hässlichen Begleiterscheinungen der Proteste aufzuregen. Protest ist nichts, was gefallen muss. Protest darf nerven – er muss es sogar. Doch wenn es dem Protest nicht gelingt, neue Mitstreiter zu überzeugen, zu wachsen, bleibt er ein Schauspiel ohne Tiefgang. Solange es für die Politik einfacher ist, mit Stimmungsmache gegen Klimaaktivisten für Punkte auf dem eigenen Umfrage-Konto zu sorgen als mit Vorschlägen, wie Klimaschutz, gesellschaftlicher Wohlstand und sozialer Friede in Einklang gebracht werden können, mögen Gruppen wie die "Letzte Generation" und "Extinction Rebellion" zwar sich selbst als Helden feiern – doch Erfolg misst sich anders. Ihr Ziel muss es sein, die eigenen Überzeugungen tief in die Mitte der Gesellschaft zu treiben. 

    Vorbilder dafür gibt es genug. Nicht zuletzt die Anti-AKW-Bewegung hat es geschafft, den Wunsch nach einem Atomausstieg und das Verständnis für die Probleme der Kernkraft im deutschen Bewusstsein zu verankern. Dass die Umfragen zuletzt leicht gekippt sind, ist eher der Angst vor der nächsten Energierechnung zuzuschreiben – Demos pro Atomkraft dürften dennoch kaum zu erwarten sein. 

    Erst wenn wir die Bedrohung unmittelbar erleben, halten wir sie für real

    Dem Feminismus ist es gelungen, vom gesellschaftlichen Rand so weit ins gesellschaftliche Zentrum zu rücken, dass am Thema Geschlechtergerechtigkeit (aller Mängel zum Trotz) keiner mehr vorbeikommt. Und ja, auch den Schülerinnen und Schülern, die sich unter dem Motto "Fridays for Future" versammelt hatten, war es geglückt, sich Anerkennung zu erarbeiten. Es ist daher kein Wunder, dass sich ausgerechnet diese Gruppierung inzwischen massiv von der "Letzten Generation" abgrenzt. Menschen gegeneinander aufzubringen könne nicht ihr Ziel sein, sagte eine FFF-Sprecherin.

    Nun müssen sich freilich auch die Klimaaktivisten von "Fridays for Future" fragen lassen, ob sie außer gemütliches Wohlwollen zu erzeugen, noch etwas geschafft haben. Die Not und Dringlichkeit, unser Verhalten zu ändern, hat vor allem Putins Krieg gegen die Ukraine offenbart – vorher haben es die meisten von uns bei netten Worten belassen. So sind wir Menschen gestrickt: Erst wenn wir die Bedrohung unmittelbar erleben, halten wir sie für real. Klimaschutz wird auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten ein mühsames Unterfangen bleiben.

    Hören Sie sich dazu auch unsere Podcast-Serie "Gespalten – Gundremmingen und das Ende der Atomkraft" an.

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