Man stelle sich vor, Friedrich Merz hätte neben Mahmud Abbas gestanden und dessen Holocaust-Vergleich unwidersprochen gelassen. Der Aufschrei im politischen Betrieb wäre gewaltig gewesen. Olaf Scholz aber, so scheint es, genießt als Kanzler noch immer eine Art Welpenschutz. Ein paar eilends nachgeschobene Sätze der Kritik, ein paar Solidaritätsadressen aus den Ampelparteien – und schon ist alles wieder gut?
Weite Teile der deutschen Politik folgen Abbas' Narrativ vom unterdrückten Volk
Mitnichten. Abgesehen davon, dass sich in einem Land mit der Vergangenheit Deutschlands jedem Politiker die Nackenhaare aufstellen müssen, wenn ein Staatsgast Israel, das Land der Opfer, zum Land der Täter macht: Der Auftritt des Palästinenserpräsidenten war in vielerlei Hinsicht verräterisch. Im westlichen Ausland hat er sich lange als Mann der Versöhnung geriert, nun entlarvt Abbas sich endgültig als antisemitischer Scharfmacher. Trotzdem aber folgen weite Teile der deutschen Politik seinem Narrativ vom unterdrückten, entrechteten Volk.
Dass Abbas ein diffuses Verhältnis zur Gewalt hat, Judenhass schürt und in den Palästinensergebieten alles will, nur keine Demokratie, wird dabei gern übersehen. In Berlin hat er seine Maske nun für alle sichtbar gelüftet. Ihn noch einmal einzuladen, wäre nicht weniger als ein Verrat an Israel.