Als „Medienbruch“ bezeichnet man den Moment, in dem Daten von einem Medium ins andere übertragen werden, etwa vom Analogen ins Digitale. Wenn also beispielsweise das, was auf einem Blatt Papier steht, in ein Computerprogramm eingetippt wird. Wer schon einmal seine IBAN oder seine Reisepassnummer in ein Online-Formular eingeben musste, weiß: In so einem Moment kann es zu Fehlern kommen. Etwas Ähnliches passiert auch beim Auszählen von Wahlen. Und zwar bei der Bundestagswahl 2025 zulasten des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW).
Dem BSW fehlten nur etwas mehr als 13.000 Stimmen zur Fünf-Prozent-Hürde und damit zum Einzug in den Bundestag. So lautete das vorläufige amtliche Endergebnis, das in der Wahlnacht veröffentlicht wurde. Es sind wenige Stimmen mit großen Folgen: Säße das BSW im Parlament, hätte eine schwarz-rote Koalition, wie sie Union und SPD gerade verhandeln, keine Mehrheit. Um Kanzler zu werden, wäre Friedrich Merz zusätzlich auf die Grünen angewiesen.
Sahra Wagenknecht kündigte direkt nach der Wahl rechtliche Schritte an, um das Ergebnis überprüfen zu lassen. Ein Vorwurf: Da seien Stimmen falsch zugeordnet worden. Nachdem am Freitag nun das endgültige Endergebnis der Bundestagswahl 2025 verkündet wurde, zeigt sich: Das BSW hatte recht, zumindest ein bisschen. Die Partei hat jetzt 4277 Stimmen mehr als zunächst gedacht. Das ändert nicht wirklich etwas, nur dass alles noch knapper ist. Das BSW erreicht 4,98 Prozent der Stimmen statt 4,97 Prozent und schrammt nur etwas mehr als 9000 Stimmen am Bundestagseinzug vorbei.
Gab es Verwechslungen zwischen Bündnis Sahra Wagenknecht und Bündnis Deutschland?
Wie kommt es dazu? Erst einmal: Auch bei den anderen Parteien wurden die Ergebnisse korrigiert, in den meisten Fällen nach oben. Das liegt daran, dass rund 7000 Zweitstimmen im vorläufigen Ergebnis noch nicht enthalten waren. Aus unterschiedlichen Gründen – in Niedersachsen waren beispielsweise 2300 abgegebene Wahlbriefe erst nach der Wahlnacht entdeckt worden. So haben etwa die Union knapp 2000 und die AfD 1600 Stimmen mehr als zunächst angenommen.
Der wesentliche Grund dafür, dass der Unterschied beim BSW besonders hoch ist, dürfte in der Anordnung der Parteien auf dem Stimmzettel liegen. Diese richtet sich danach, wie viele Stimmen die Parteien bei der vergangenen Bundestagswahl erhalten haben. Das BSW gab es 2021 noch nicht, daher landete es zusammen mit anderen neuen Parteien in alphabetischer Reihenfolge am Ende des Zettels. Wie das Portal wahlrecht.de berichtet, kam es schon mehrfach zu Abweichungen bei Parteien, die weit unten auf dem Zettel positioniert waren, aber viele Stimmen erhielten. So wählten die AfD bei ihrer ersten Bundestagswahl 2013 laut dem endgültigen Ergebnis rund 4500 Menschen mehr als laut dem vorläufigen Ergebnis. Zusätzlich könnte zu Fehlern geführt haben, dass das Bündnis Sahra Wagenknecht auf den Stimmzetteln hinter dem ähnlich klingenden „Bündnis Deutschland“ platziert war. Offensichtlich sind hier in einigen Fällen Stimmen beim Übertragen der Ergebnisse verrutscht. Das Bündnis Deutschland hat jetzt, im endgültigen Ergebnis, 2640 Stimmen weniger als beim vorläufigen Ergebnis. Fehler passieren wohl vor allem, wenn die Ergebnisse – hier kommt der Medienbruch wieder ins Spiel – vom Wahllokal telefonisch an Sachbearbeiter durchgegeben werden, die die Zahlen dann in ein Computerprogramm eintragen.
In einer hektischen Wahlnacht passieren Fehler: Wichtig sind die Kontrollmechanismen
Es gab also Fehler, aber in einem zu erwartenden Rahmen und nicht mehr als bei anderen Wahlen. Doch wo könnte man ansetzen, damit so etwas nicht passiert? Dass viele Wahllokale Ergebnisse per Telefon melden, ist sicherlich ein Punkt. Das Vorgehen ist hier längst nicht einheitlich – klare Vorschriften und der Einsatz von Technik könnten Fehler reduzieren. Aber der eigentlich problematische Medienbruch lässt sich nicht komplett vermeiden, solange Wählerinnen und Wähler ihr Kreuz analog auf einem Stück Papier abgeben. Diese Stimme müssen irgendwann in ein digitales System übertragen werden – ob das nun direkt im Wahllokal passiert oder nicht, dieser Schritt bleibt fehleranfällig. Am Ende arbeiten viele Menschen in einer hektischen Nacht daran, dass die ersten Ergebnisse so schnell wie möglich veröffentlicht werden können.
Wichtiger als auf Perfektion in der Wahlnacht zu setzen ist daher, dass die Kontrollmechanismen greifen. So gesehen können die 4277 zusätzlichen BSW-Stimmen gar als Argument dafür gesehen werden, dass die Überprüfung funktioniert. Denn auch wenn es in der Nacht zu Fehlern kommt: Später werden die Niederschriften kontrolliert, Unregelmäßigkeiten fallen auf. Dass sich ein vorläufiges und ein endgültiges Wahlergebnis unterscheiden, ist daher ein gutes Zeichen.
Für das Bündnis Sahra Wagenknecht sind die zusätzlichen 4277 Stimmen aber natürlich ein Sieg. Und sie dürften die Partei darin bestärken, alle rechtlichen Schritte auszureizen, um das Wahlergebnis doch noch einmal überprüfen zu lassen.
Eine sachliche Analyse die unausgesprochen darlegt, das bei Berücksichtigung aller Fakten eine Nachzählung zwingend erforderlich wäre.
Dass der Verein nicht im Bundestag drin ist, das ist kein Verlust für Deutschland.
Her Koenig, zumindest aus Sicht derer, die für hemmungslose Aufrüstung und Kriegsertüchtigung stehen. In der jetzigen Konstellation lässt sich ruhiger und heimeliger politisieren und regieren, da haben Sie durchaus recht.
Nein, Herr Schwank, man muss nicht für hemmungslose Aufrüstung und Kriegsertüchtigung stehen, um diesen Verein abzulehnen. Ich zitiere mal einen DDR-Bürger aus dem Jahr 1990, der mich hier in Augsburg beim Besuch einer Metzgerei gefragt hat, wozu es so viele Sorten Salami bräuchte. Das selbe gilt für das BSW, wozu sollte man es brauchen? All deren Themen sind längst ausreichend von anderen Parteien besetzt. Zum Beispiel von den Linken, welche bei der Wahl dem BSW gezeigt haben, dass sich Trittbrettfahrerei nicht lohnt. Ich halte auch nichts von einer Zersplitterung des Bundestags durch eine größere Anzahl von Parteien, die sich oft nur in Nuancen unterscheiden. Denn dann werden Koalitionen mit vier und mehr Parteien nötig, was im Endeffekt das regieren nur noch mehr erschwert und das Land in keiner Weise voran bringt!
Ich kann mir schon vorstellen wie weh es doch der "lieben Sahra" und in ihrem Schlepptau den abgewanderten EX-Linken und ihrem Eheman Oskar Lafontaine denn auch tut, mit "nur 0,02 Prozent" an der 5 % Hürde zu scheitern! Ja, aber bei dieser von sich sooo überzeugten und völlig "abgehobenen Dame" die zudem noch total "Putin-Hörig" ist und statt mit der von Putin, grundlos angegriffenen Ukraine, Mitleid zu haben!. Da habe ich eben mit dieser zu Beginn völlig überbewerteten und überflüssigen Gruppe, überhaupt kein Mitleid, sondern dann schon eher große Schadenfreude, Ja! Wenn es auch "für mich selber" aufgrund der ganzen Fehler die im Vorfeld gemacht wurden, derzeit "keine Partei" gibt, wo ich mit gutem Gewissen sagen kann die haben es verdient. Die haben alles richtig gemacht, deshalb müssen die es jetzt auch machen! Um so mehr freue ich mich, dass diese "Eine-Frau-Partei" es nicht geschafft hat, in den Bundestag zu kommen, denn diese Dame braucht bestimmt "kein normaler" Mensch, NEIN.
Es scheint Wahlen in Deutschland müssen von neutralen und unabhängigen Kontrollorganen überprüft werden,damit ein unanfechtbares Ergebnis ohne Zählfehler und Probleme erreicht wird.
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