Es ist nur ein Planspiel, doch es macht deutlich, wie gewaltig die finanziellen Folgen des Klimawandels für Deutschland werden – und wie sie gerade hierzulande den Wohlstand gefährden können. Damit wird der Klimawandel nicht nur zu einem ökologischen, sondern auch zu einem ökonomischen Problem.
Kosten in Höhe von bis zu 900 Milliarden Euro könnten bis zur Mitte dieses Jahrhunderts anfallen, wenn die Erderwärmung weiter voranschreitet. Das ist das Ergebnis einer Studie des Umwelt- und des Wirtschaftsministeriums. Ausgearbeitet wurde das Papier vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) und der Prognos AG. Für ihre Untersuchung haben sie verschiedene Szenarien als Grundlage genutzt – vom günstigsten bis hin zum ungünstigsten Fall.
"Die Folgen der Klimakrise beeinträchtigen den Wohlstand in Deutschland erheblich", sagte Umweltstaatssekretärin Christiane Rohleder. Investitionen in ambitionierten Klimaschutz und vorsorgende Klimaanpassung seien deshalb entscheidend, um die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit der Ökosysteme zu erhöhen. Das diene auch dem Schutz der Menschen.
"Die Klimaveränderungen haben schon heute schwere ökonomische Folgen, die massiv anwachsen können", sagte Stefan Wenzel, Parlamentarischer Staatssekretär. "Jeder in den Klimaschutz investierte Euro verringert die volkswirtschaftlichen Kosten, die durch Extremweiterereignisse künftig entstehen können."
Der Klimawandel ist vor allem für ein Industrieland gefährlich
Schon in den vergangenen Jahren sind die finanziellen Aufwendungen, die notwendig waren, um die Folgen der Klimakrise zu bewältigen, deutlich gewachsen. Von 2000 bis 2021 sind mindestens 145 Milliarden Euro Schäden durch den Klimawandel entstanden, allein 80 Milliarden davon seit 2018. In die Rechnung eingeflossen ist die Flutkatastrophe von 2021, aber auch der Dürresommer 2018/19.
Die Autoren der Studie schreiben: "Die volkswirtschaftlichen Schäden des Klimawandels gehen zudem weit über die direkten Schäden hinaus. Kommt es etwa zu Lieferverzögerungen durch überschwemmte Infrastrukturen oder zu Arbeitsproduktivitätseinbußen durch Hitzebelastungen, schlägt dies indirekt auch als Klimaschaden zu Buche." Als hochindustrialisiertes Land mit einer Vielzahl an internationalen Handelsverflechtungen sei Deutschland auch den indirekten Folgen des Klimawandels in anderen Teilen der Welt stark ausgesetzt. Unter anderem könnten Lieferketten gestört werden.
Nach den Modellen würden sich die durchschnittlichen jährlichen Kosten der Extremereignisse wie Hitze und Hochwasser der letzten 20 Jahre bis 2050 jährlich um das Anderthalb- bis Fünffache erhöhen. Für das Jahr 2050 würde das einen Verlust des Bruttoinlandsprodukts von 0,6 bis 1,8 Prozent bedeuten. Damit würde die Wirtschaft selbst im günstigsten Szenario schrumpfen, falls keine Vorkehrungen zur Anpassung an die Erderwärmung getroffen werden. Maßnahmen zur Anpassung wie etwa mehr Grün in Städten könnten demnach die rein ökonomischen Kosten, gemessen als Verlust in der Wirtschaftsleistung, um 60 bis 100 Prozent reduzieren.
Fluten verursachen besonders hohe Kosten
Besonders hohe Kosten entstehen bei Überschwemmungen durch Starkregen. Das Jahrhunderthochwasser im Ahrtal war das teuerste Unwetter der deutschen Geschichte. Allein dieses Ereignis hat Schäden in Höhe von 40,5 Milliarden Euro verursacht. Experten gehen davon aus, dass solche extremen Wetterlagen durch den Klimawandel zunehmen werden. Weniger in Zahlen zu messen sind die Kosten, die durch Dürre und Hitze entstehen, hier liegen keine Versicherungsdaten vor. Doch vor allem die Landwirtschaft muss hier mit Schäden rechnen. "Dazu kommen erhebliche Folgen für die biologische Vielfalt, etwa durch das Sterben der Wälder, durch Waldbrände oder Bodenerosionen, die bisher nicht erfasst sind", so die Studien-Autoren. Mit hohen Temperaturen würde außerdem die Krankheitsanfälligkeit vor allem älterer Menschen steigen.