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Kirche: Er könnte der erste schwarze Papst werden

Kirche

Er könnte der erste schwarze Papst werden

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    Fridolin Kardinal Ambongo Besungu, Erzbischof von Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo.
    Fridolin Kardinal Ambongo Besungu, Erzbischof von Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo. Foto: Jerome Delay (Archiv)

    Der Papst ist weiß, zumindest weiß gekleidet. Seit Jahren gibt es allerdings auch Gedankenspiele, dass das Oberhaupt der katholischen Kirche eines Tages einmal schwarz sein könnte, im Hinblick auf seine Hautfarbe. Und möglicherweise sind diese Zeiten gar nicht mehr so fern. Denn im konservativen Lager der Kirche geht gerade ein neuer Stern auf. Es ist der von Fridolin Kardinal Ambongo Besungu, dem Erzbischof von Kinshasa.

    Ambongo ist der Mann, der die Opposition gegen das Schreiben „Fiducia Supplicans“ verkörpert, die im Dezember von der katholischen Glaubenskongregation veröffentlichte Erklärung zur Erlaubnis von Segnungen homosexueller Paare. Während das von Papst Franziskus initiierte Dokument in Deutschland, Österreich und anderen westlichen Staaten Befürworter findet, zeigten sich vor allem die afrikanischen Bischöfe entsetzt. 

    Ein störrischer Hardliner ist Ambongo nicht

    Ambongo ist der Vorsitzende des Bundes der afrikanischen Bischofskonferenzen und hat die Reaktionen des Kontinents auf diese Weise zusammengefasst: „Die afrikanischen Bischöfe halten es für Afrika nicht für angebracht, homosexuelle Partnerschaften oder gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, weil dies in unserem Kontext Verwirrung stiften und in direktem Widerspruch zum kulturellen Ethos der afrikanischen Gemeinschaften stehen würde.“ Homosexualität wird noch heute in zahlreichen afrikanischen Staaten als Straftat verfolgt.

    Dass da nun ein störrischer Hardliner am Werke wäre, ist allerdings nicht zu behaupten. Ambongo, seit 2019 Kardinal und kurz zuvor vom Papst zum Erzbischof von Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo ernannt, hat sich lagerübergreifend großen Respekt verschafft. Als „Fiducia Supplicans“ die katholische Welt überraschte, koordinierte der 64-Jährige die entsetzten Reaktionen der afrikanischen Bischöfe, bezog aber auch Papst Franziskus in diesen Prozess mit ein. 

    Der Papst riet dem Kardinal, sich mit dem Autor der Erklärung, Glaubenspräfekt Kardinal Victor Manuel Fernández, abzustimmen. Das tat Ambongo und brachte damit ein Kunststück fertig. Einerseits organisierte er die offene Opposition gegen ein Papst-Dokument, gleichzeitig bezog er aber die Kritisierten respektvoll in diesen Prozess mit ein. Diese „unzweifelhafte Fähigkeit zur Mediation sowie großer Mut“ machten ihn nun zu einem Kandidaten auf die Nachfolge von Franziskus, schrieb die römische Tageszeitung Il Messaggero.

    Papst Franziskus ist 87 Jahre alt und gesundheitlich angeschlagen, das nächste Konklave ist nur eine Frage der Zeit. Während die Katholiken in den meisten anderen Erdteilen weniger werden, wächst ihre Zahl in Afrika um jährlich drei Prozent. Unter Konservativen spricht für Ambongo auch seine Verankerung in der kirchlichen Tradition. Erfahrung hat der Kapuziner und Moraltheologe zur Genüge. Schon im Alter von 44 Jahren weihte ihn Johannes Paul II. zum Bischof. Franziskus machte ihn 2020 zum Mitglied seines neunköpfigen Kardinalsrats und bestätigte ihn vergangenes Jahr in dieser Position. 

    Auch dem Präsidenten bot er die Stirn

    Auch progressivere Geister müssen trotz seiner kategorischen Ablehnung der Segnungen für homosexuelle Paare Sympathien für den Erzbischof haben. So protestierte er einst offen gegen den ehemaligen kongolesischen Präsidenten Joseph Kabila und dessen Versuche, demokratische Wahlen zu boykottieren. Gewalttaten gegen Katholiken bei prodemokratischen Demonstrationen verurteilte er aufs Schärfste und setzte sich selbst für den Demokratisierungsprozess im Kongo ein. Immer wieder erhielt er noch als Bischof Todesdrohungen, wie er selbst berichtete. Grund dafür war sein Eintreten für Legalität und gegen die zügellose Ausbeutung von Rohstoffen. Ambongo macht sich in Afrika unter anderem für die Verwendung erneuerbarer Energien stark, um den Klimawandel zu bremsen.

    All dies macht den Erzbischof von Kinshasa zu einer außergewöhnlichen Figur, auch im Vatikan. Franziskus zollte ihm mit seinem Besuch im Kongo auch persönlich Respekt. Ob der Erzbischof von Kinshasa schon im nächsten Konklave zu seinem Nachfolger gewählt wird, ist allerdings fraglich. Mit erst 64 Jahren wäre Ambongo extrem jung für einen Papst. Das Risiko, es 20 bis 30 Jahre mit demselben Chef aushalten zu müssen, könnte zahlreiche Kardinäle letztlich abschrecken.

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