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Katholische Kirche: Nimmt der Papst nun Kardinal Woelkis Rücktrittsgesuch an?

Katholische Kirche

Nimmt der Papst nun Kardinal Woelkis Rücktrittsgesuch an?

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    Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hatte erklärt, er sei bis Juni 2022 nicht mit dem Fall des ehemaligen "Sternsinger-Präsidenten" Winfried Pilz befasst gewesen.
    Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hatte erklärt, er sei bis Juni 2022 nicht mit dem Fall des ehemaligen "Sternsinger-Präsidenten" Winfried Pilz befasst gewesen. Foto: Oliver Berg, dpa

    Dieser Satz des Papstes aus dem vergangenen Sommer ist in Kirchenkreisen, vor allem im katholischen Erzbistum Köln, so einigen im Gedächtnis geblieben: „Ich habe ihn an seinem Platz gelassen, um zu sehen, was passieren würde, aber ich habe sein Rücktrittsgesuch in der Hand“, sagte Franziskus damals über den höchst umstrittenen Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki.

    Wegen großer Fehler „vor allem auf der Ebene der Kommunikation“ hatte er ihn im September 2021 zwar im Amt belassen, aber eine zwischenzeitliche „geistliche Auszeit“ gewährt. Es passierte nach Woelkis Rückkehr noch sehr viel, kann man festhalten. Vor allem wuchs die Verärgerung und Frustration über den Kardinal und dessen Umgang mit Missbrauchsfällen sowie mit Kritik innerhalb seines Bistums weiter. Trauriger Höhepunkt: Anfang Oktober kehrten ihm bis zu 200 Ministrantinnen und Ministranten während eines Gottesdienstes den Rücken zu.

    Bei einer Verurteilung droht Kölns Erzbischof Woelki eine Geldstrafe

    Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln gegen ihn wegen des Vorwurfs der falschen Versicherung an Eides statt – nachdem sie nach dem Eingang entsprechender Strafanzeigen Ermittlungen zunächst abgelehnt hatte, weil sie keine hinreichenden Verdachtsmomente sah. Woelki droht eine Geld-, schlimmstenfalls eine bis zu dreijährige Haftstrafe. Und dies kurz vor dem Ad-limina-Besuch, eine Art Pflichtbesuch, der deutschen Bischöfe in Rom, der am Montag beginnt.

    Papst Franziskus bei einem Treffen mit Kardinälen. Nimmt er das Rücktrittsgesuch des Kölner Kardinals Woelki jetzt an?
    Papst Franziskus bei einem Treffen mit Kardinälen. Nimmt er das Rücktrittsgesuch des Kölner Kardinals Woelki jetzt an? Foto: Andrew Medichini, AP/dpa

    Das also ist passiert. Und nicht nur die Rufe nach einer Entscheidung des Papstes sind jetzt wieder lauter geworden, auch diese Frage drängt sich auf: Wird es jetzt schnell gehen? Wird der Papst nach langen Monaten des Zuschauens Woelkis Rücktrittsgesuch, von dem die Öffentlichkeit im März erfuhr, annehmen? Zuletzt hatte er dies nach relativ kurzer Bedenkzeit im Falle des 73-jährigen Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick getan, der anstehende Reformen in jüngere Hände legen wollte. Sowie im Falle des wegen Untreue vorbestraften Aachener Weihbischofs Johannes Bündgens.

    Dass gegen Woelki ermittelt wird, geht auf ein am Dienstagabend vom Kölner Stadt-Anzeiger veröffentlichtes Interview zurück. In dem bricht die frühere Assistentin des Personalchefs im Erzbistum Köln, Hildegard Dahm, ihr Schweigen. Sie habe es nicht mehr ausgehalten, Dinge aus erster Hand zu wissen, die den öffentlichen Aussagen Woelkis widersprechen, speziell zum Missbrauchsfall des 2019 gestorbenen „Sternsinger-Präsidenten" Winfried Pilz.

    Was wusste Kardinal Rainer Maria Woelki vom Fall des „Sternsinger-Präsidenten" Winfried Pilz? Und: Wann wurde er damit "befasst"?

    Woelki hatte in einem presserechtlichen Verfahren gegen die Bild-Zeitung versichert, „erstmals im Juni 2022 mit den Msgr. P. betreffenden Vorwürfen befasst“ worden zu sein, erklärte das Erzbistum Köln am Mittwoch zum wiederholten Male in einer Stellungnahme. Pilz soll in den 70er Jahren einen „schutzbedürftigen“ jungen Erwachsenen missbraucht haben. Es gibt weitere Vorwürfe.

    Hildegard Dahm erklärte, sie habe im Januar 2015 eine Excel-Liste für Kardinal Woelki erstellt „mit allen damals aktuellen Missbrauchsfällen“. Einer der 14 Namen darauf sei der von Pilz gewesen, der damals eine ihm von Woelkis Vorgänger Meisner nach Missbrauchsvorwürfen auferlegte Geldstrafe in Raten abtrug. Dass Woelki erst in der vierten Juniwoche 2022 mit dem Fall Pilz befasst worden sein soll, sei „nicht wahr“, sagte Dahm. „Mag sein, dass er sich das Blatt mit Pilz und den anderen 13 Namen nicht angeschaut hat. Aber befasst habe ich ihn damit. Ganz eindeutig.“

    Das Erzbistum Köln sprach von einem „erneuten Versuch“, Woelki eine falsche eidesstattliche Versicherung zu unterstellen. Es kündigte an zu prüfen, ob gegen die ehemalige Mitarbeiterin im Generalvikariat arbeitsrechtliche Schritte eingeleitet werden müssen. Sie habe „aus dem sensiblen Bereich der Personalführung berichtet und dafür ihre Vertrauensstellung benutzt“.

    Das sagt der Mit-Organisator einer Protestaktion im Erzbistum Köln zur neuen Entwicklung im Fall Woelki

    Peter Barzel, der im vergangenen Jahr in Düsseldorf eine Protestaktion gegen Woelki mit-organisiert hatte, sagte am Donnerstag unserer Redaktion: „Ich begrüße sehr den Mut der ehemaligen Assistentin des Personalchefs, Frau Dahm, sich zu äußern. Wenn das mehr täten, wären wir weiter.“ Er habe allerdings wenig Hoffnung, dass Woelki eine falsche eidesstattliche Erklärung nachgewiesen werden könne. Er finde es bedrückend und empörend, dass sich die Bistumsleitung hinter juristischen Argumentationen verstecke anstatt Verantwortung zu übernehmen. „Als leitender Vertreter der römisch-katholischen Kirche, die sich selbst als moralische Instanz versteht, müsste Woelki zumindest moralisch Verantwortung übernehmen“, findet Barzel. Statt dessen schaue er weg und schiebe die Verantwortung auf andere.

    Bleibt die Frage: Wird der Papst Woelkis Rücktrittsgesuch annehmen? Im vergangenen Sommer hatte er ebenfalls gesagt, dass es zahlreiche Gruppen gebe, „die Druck machen“, und dass es unter Druck nicht möglich sei, „zu unterscheiden“. Gemutmaßt wurde auch schon, Woelki sei ihm als entschiedener Gegner des Reformprozesses "Synodaler Weg", der eines der wichtigsten Themen des Ad-limina-Besuchs sein wird, zu wichtig. Andererseits: Auch seine Entscheidung, Woelki vorerst im Amt zu belassen, wurde während eines Bischofstreffens publik gemacht – während der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz vor einem Jahr.

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