Kardinal Rainer Maria Woelki hat Papst Franziskus seinen Amtsverzicht angeboten. Der Papst werde zu gegebener Zeit darüber entscheiden, teilte das Erzbistum Köln am Mittwoch mit. Zunächst habe der Papst Woelki angewiesen, seinen Dienst als Erzbischof von Köln wie geplant am Mittwoch wieder aufzunehmen.
Er war im September vom Papst Papst entscheidet: Kardinal Woelki bleibt im Amt, aber nimmt sich AuszeitKirchePapst-Entscheidung zu Woelki: Ein schwarzer Tag für MissbrauchsopferKommentarPapst-Entscheidung zu Woelki: Ein schwarzer Tag für MissbrauchsopferKommentarin eine fünfmonatige Auszeit geschickt worden. Nach eigenen Worten habe er dem Papst seinen Amtsverzicht angeboten. Papst Franziskus werde zu gegebener Zeit darüber entscheiden, teilte das Erzbistum Köln am Mittwoch mit. Zunächst habe der Papst Woelki angewiesen, seinen Dienst als Erzbischof von Köln wie geplant am Mittwoch wieder aufzunehmen. Am Dienstag hatte der Verwaltungschef des Bistums, Generalvikar Markus Hofmann, in einer internen Mitteilung an alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mitgeteilt, dass Woelki am Mittwoch wieder die Leitung übernehmen werde.
Woelki plädiert für Neuanfang
In einem Brief an die Gläubigen des Erzbistums warb Woelki gleichsam um eine zweite Chance. Er bat die Kirchenmitglieder um Offenheit und plädierte für einen Neuanfang. "Dafür möchte ich in den kommenden Wochen und Monaten die Begegnung mit möglichst vielen von Ihnen suchen", schrieb Woelki. Gleichzeitig bedauerte er die schwierige Situation im Erzbistum: "Es tut mir leid, dass diese Zeit für viele Menschen in unserer Kirche eine so belastete Zeit ist."
Als Grund für die fünfmonatige Auszeit, die er ab Oktober genommen hatte, nannte Woelki eine Art Burn-out: "Tatsächlich war für mich im Oktober letzten Jahres ein Maß an körperlicher und mentaler Erschöpfung erreicht, das eine Auszeit notwendig machte. Es wird nicht wenige unter Ihnen geben, die um die Notwendigkeit einer solchen Zeit wissen, weil Sie selbst oder Ihnen nahestehende Menschen schon einmal die Erfahrung einer solch langfristigen Überbeanspruchung gemacht haben."
Ursprünglich wollte Woelki am Vormittag eine Messe im Kölner Dom zelebrieren, den traditionellen "Aschermittwoch der Künstler". Dann aber sagte er den Termin ab. Er wolle nicht, dass dieses Ereignis "von den aktuellen kirchenpolitischen Spannungen überschattet" werde, teilte das Erzbistum mit. Allerdings hatten wohl auch die Künstler signalisiert, nicht mit Woelki auftreten zu wollen. Nunmehr sind vom Erzbistum lediglich eine Pressemitteilung und ein Hirtenbrief von Woelki angekündigt.
Der Papst warf Woelki "große Fehler" vor, ließ ihn aber im Amt
Papst Franziskus hatte Woelki im September in eine fünfmonatige Auszeit geschickt, nachdem er ihm "große Fehler" vorgeworfen hatte. Was sich der Vatikan von dieser Auszeit versprochen hat, ist unklar. Woelki hatte 2020 eine Vertrauenskrise ausgelöst, als er sich entschied, ein Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs nicht zu veröffentlichen. Er führte rechtliche Gründe an.
Danach verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Woelki und den Gremien des Erzbistums immer weiter. Dies hatte nicht nur mit Woelkis sehr konservativer Grundeinstellung zu tun - den derzeitigen Reformprozess in der katholischen Kirche, den Synodalen Weg, lehnt er ab - sondern vor allem auch mit seiner schroffen und misstrauischen Art. Mit Alleingängen in wichtigen Fragen brachte Woelki nicht nur reformorientierte Bischöfe, Dechanten (Regionalchefs) und Pfarrer gegen sich auf, sondern auch eher konservativ eingestellte. Vielfach heißt es, dass mit ihm einfach keine Zusammenarbeit möglich sei. Alle Gremien des Erzbistums haben mehr oder weniger deutlich signalisiert, dass sie sich eine Zukunft mit Woelki nicht mehr vorstellen können.
Die Kirchenaustritte im Erzbistum schnellen in die Höhe
Noch eindeutiger sieht das Bild bei den Gläubigen aus. Die Zahl der Kirchenaustritte in Köln ist in die Höhe geschnellt. Einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Kölner Stadt-Anzeigers zufolge wollen 92 Prozent der Katholiken im Erzbistum, dass Woelki zurücktritt. 82 Prozent meinen, dass der Papst ihn absetzen müsste.
Auf die Frage der Deutschen Presse-Agentur, ob es nicht besser für das Erzbistum wäre, wenn er zurücktreten und so einen Neuanfang ermöglichen würde, hatte Woelki im vergangenen August geantwortet: "Davonzulaufen, ist doch keine Lösung. In einer Familie oder unter Freunden geht man nicht einfach auseinander, wenn es schwer wird. Man ringt und versucht, Lösungen zu finden. Die Herausforderungen würden auch bei einem anderen Erzbischof dieselben bleiben." (dpa)