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Katholische Kirche: Bittere Erkenntnis für deutsche Katholiken aus Rom

Katholische Kirche

Bittere Erkenntnis für deutsche Katholiken aus Rom

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    Papst Franziskus und Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
    Papst Franziskus und Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Foto: Vatican Media, KNA

    In der Logik heutiger Zeit geht es oft um die Frage, wer sich durchgesetzt hat oder als Sieger aus einem Konflikt gegangen ist. Diese Logik herrscht nun auch bei der Beurteilung des Besuchs der deutschen Bischöfe im Vatikan. Der alle fünf Jahre stattfindende Routinebesuch der Apostel-Nachfolger am Heiligen Stuhl beim Nachfolger Petri galt diesmal als besonders wichtig.

    Denn in Deutschland versucht die katholische Kirche mit ihrem Synodalen Weg einen eigenen Reformprozess, der in Rom mit großer Skepsis beäugt wird. Die Begegnungen im Vatikan wurden als Duell der Reformer mit dem schwerfälligen Flaggschiff Vatikan interpretiert. Aus Beobachtersicht haben beide Seiten Punkte gemacht.

    Der Zölibat ist für den Vatikan nicht verhandelbar

    Der Vatikan hat sich zusichern lassen, dass die Perspektive Roms berücksichtigt wird. Dazu zählt die Rücksicht auf „nicht verhandelbare Themen“ wie das Verbot der Weihe von Frauen, den Pflichtzölibat oder dass Laien bei der Ernennung von Bischöfen ein Mitspracherecht haben. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, bringt als Erfolg mit nach Hause, dass man den Vatikan davon abbringen konnte, den Reformprozess ganz einzufrieren. Denn das war der Plan Roms.

    Die deutschen Bischöfe haben auch eine bittere Erkenntnis aus Rom mitgebracht. Ihr Synodaler Weg zusammen mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) war nach einer schwierigen Selbstanalyse zum Verhalten der Kirche und ihrer Repräsentanten im Missbrauchsskandal ins Rollen gekommen, der sogenannten MHG-Studie. Unabhängige Forscher hatten dabei den Missbrauchsskandal in Reihen der katholischen Kirche untersucht und Risikofaktoren benannt, die zu sexualisierter Gewalt führen können.

    Rom sieht keinen Zusammenhang zwischen Reformen und dem Missbrauchsskandal

    Einigen Gesprächspartnern in Rom ist dieser Zusammenhang der Reformen zum Missbrauchsskandal bis heute nicht klar oder sie sind nicht überzeugt davon. Dazu gehört wohl auch Papst Franziskus. Der Deutschen Bischofskonferenz ist dagegen längst klar: Der sexuelle Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche und seine Vertuschung ist der Ursprung der Notwendigkeit zur Veränderung, ist die Pervertierung der Botschaft Christi.

    Viele in Deutschland hoffen nun einfach, die katholische Kirche mit der Weihe von Frauen, der Segnung homosexueller Partnerschaften, der Aufhebung des Pflichtzölibats und der Beteiligung von Laien an Bischofswahlen oder anderen wichtigen Entscheidungen retten zu können.

    Auch der Synodale Weg stoppt die Kirchenaustritte in Deutschland nicht

    Doch selbst wenn die Weltkirche in ihrem eigenen synodalen Prozess bis 2024 in die Richtung gehen würde – die Gläubigen in Westeuropa würden der Institution wohl weiter den Rücken kehren. Die katholische Kirche hat sich als über die Jahrhunderte kondensierter Machtapparat vom eigentlichen Kern ihres Auftrags entfremdet. Eine grundsätzliche Umkehr ist nicht in einigen Monaten oder Jahren hinzubekommen.

    Diese Erkenntnis scheint Papst Franziskus recht zu geben. Veränderung von Strukturen, äußerer Druck und theologische Neubewertungen führen zu einem äußerlichen Wandel. Die katholische Kirche stünde dann in einem anderen Gewand da, aber zurück zu ihrem Auftrag wäre sie dann immer noch nicht gekommen. Denn der liegt in der gemeinschaftlichen Sorge um den Kern der christlichen Botschaft. Was kann eine von aller struktureller, theologischer, politischen Last befreite Figur Jesus Christus heute lehren?

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