Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warnt Homosexuelle vor einer Reise zur Fußball-WM nach Katar. "Man muss davon ausgehen, dass man, wenn man in einem Land ist, auch als Fußballgast, ein großes Risiko eingeht, wenn man zur LGBT-Community gehört und dort offen seine sexuelle Neigung zeigt", sagte Wenzel Michalski, Direktor von Human Rights Watch Deutschland, in einem Interview mit Sky.
Die Gefahr von Strafen sei sehr groß, "egal, was für Zusicherungen es von irgendeiner Stelle gibt". Katar sei kein Rechtsstat, "da kann man nichts einklagen".
WM-Botschafter bezeichnet Homosexualität als "geistigen Schaden"
Als "geistigen Schaden" bezeichnete der katarische WM-Botschafter und frühere Fußball-Nationalspieler Khalid Salman Homosexualität in einem Interview mit dem ZDF. "Während der WM werden viele Dinge hier ins Land kommen", ist sich Salman bewusst. Als es um Homosexuelle geht, sagt er: "Jeder wird akzeptieren, dass sie hierher kommen. Aber sie werden unsere Regeln akzeptieren müssen.
Welche Rechte haben Homosexuelle in Katar?
Das Strafrecht in Katar ist durch islamische Moralvorstellungen geprägt. Es gibt keine Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen. Homosexuelle Handlungen und nichtehelicher Geschlechtsverkehr sind in dem Wüstenstaat verboten und werden strafrechtlich geahndet.
Welche Strafen drohen Homosexuellen in Katar?
Die Strafen sind laut Michalski hart. Er spricht von Gefängnis und Stockhieben. Laut Human Rights Watch sind queere Häftlinge zuletzt auch Opfer körperlicher Gewalt geworden. Nach islamischem Recht ist sogar die Verhängung der Todesstrafe möglich.
"Es sind bisher keine Fälle von Verhaftungen von LGBTIQ-Personen bekannt geworden", heißt es allerdings auf der Homepage des Auswärtigen Amts.
Scheich Chalid bin Chalifa Al-Thani: "Sicherheitsgarantie" für LGBT-Community
Gegenüber der deutschen Innenministerin Nancy Faeser hat Katars Premierminister Scheich Chalid bin Chalifa Al-Thani zuletzt eine "Sicherheitsgarantie" für Personen der LGBTIQ-Community ausgesprochen. Demnach sollen auch sie gefahrlos in das Land reisen können. Doch Homosexuelle könnten Probleme haben, ein Hotelzimmer zu finden. Laut einer Recherche der skandinavischen öffentlich-rechtlichen TV-Sender wiesen mehrere Hotels Anfragen von Personen der LGBTIQ-Community ab.
Michalsky rät trotz der "Sicherheitsgarantie" allen Homosexuellen, "sehr vorsichtig" zu sein. "Nicht nur öffentlich und auf der Straße, sondern auch, was online betrifft. Die Regierung von Katar liest bei WhatsApp mit, wenn sie möchte."