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Kanzlerkandidatur: So lief das Duell von Armin Laschet und Markus Söder im Bundestag

Kanzlerkandidatur

So lief das Duell von Armin Laschet und Markus Söder im Bundestag

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    Wer gewinnt den Machtkampf? Armin Laschet oder Markus Söder?
    Wer gewinnt den Machtkampf? Armin Laschet oder Markus Söder? Foto: Michael Kappeler, dpa

    „Alles wird gut“, sagt Söder, als er den Bundestag betritt. Dorthin hat der bayerische Ministerpräsident den Kampf getragen, um Armin Laschet im Duell um die Kanzlerkandidatur doch noch aus dem Felde zu schlagen. Der CSU-Vorsitzende weiß zu diesem Zeitpunkt, dass er im Bundestag viel Rückhalt genießt in den Reihen der Union. Die Abgeordneten seiner CSU stehen hinter ihm, aber auch viele Volksvertreter der CDU.

    Deren Parteichef heißt Armin Laschet und kämpft an diesem Dienstagnachmittag im April dagegen an, nur als Fußnote in die Geschichte Deutschlands einzugehen. Laschet kommt aus Aachen, das einst Kaiser Karl der Große zum Mittelpunkt seines Reiches machte. Karl hat einen großen Fußabdruck in der Geschichte hinterlassen. Laschet muss sich jetzt einem Kampf stellen, den ihm Söder aufgezwungen hat. Der Rheinländer hatte den Sieg im Vorentscheid eigentlich schon in der Tasche.

    Im Januar setzte er sich an die Spitze der CDU und am Montag sprach sich das Präsidium für ihn als Kanzlerkandidaten aus. Sein Herausforderer aus Bayern hatte außerdem gesagt, dass er selbst nur kandidieren würde, wenn ihn die große Schwesterpartei CDU ruft. Als der Ruf ausblieb, pfiff Söder auf sein Wort. Der bayerische Ministerpräsident kann sich das herausnehmen, weil sein Kontrahent schwach erscheint. Seine Umfragewerte sind eine Katastrophe, selbst in seinem Heimatland Nordrhein-Westfalen kann er die Wähler nicht überzeugen. Bei der persönlichen Beliebtheit liegt er abgeschlagen hinter Söder. Das hängt vor allem damit zusammen, dass sich der bayerische Ministerpräsident seit Beginn der Pandemie als harter Corona-Bekämpfer inszeniert, während Laschet manchmal den Lockerer gibt und manchmal den strengen Landesvater. Zupackend wirkt das auf die Wählerinnen und Wähler nicht. Deshalb gehen ihm ganze Landesgruppen von der Fahne. Darunter finden sich große Bundesländer wie Baden-Württemberg und Niedersachsen. Die Abgeordneten haben Angst, dass sie im September bei der Wahl aus dem Bundestag fliegen.

    Armin Laschet präsentiert sich als Teamplayer - Markus Söder als Gewinner

    Um die Zweifler doch noch von sich einzunehmen, greift der 60-jährige Rheinländer zum Mittel aller schwachen Herrscher. Er verspricht ihnen, die Macht irgendwie mit ihnen zu teilen und sie einzubinden. „Wir brauchen keine One-Man-Show“, sagt er engagiert gestikulierend im Plenarsaal des Reichstages. Der „one man“ ist natürlich Markus Söder. Der Mann aus Nürnberg strebt nach Höherem. Deshalb stellt er den Abgeordneten auch eine Frage, die Laschet nicht stellt. Sie lautet pur und simpel: „Wollen wir gewinnen?“ Er schickt einen Moment später noch hinterher: „Es sind die Personen, die Wahlen entscheiden.“ Auch das sagt Laschet in seiner Lage momentan besser nicht.

    Es ist dennoch nicht so, dass der CDU-Chef in der Fraktion gar keine Unterstützer hat. In der Aussprache kommen zu Beginn nur Stimmen für Söder, in ihrem Verlauf aber auch für Laschet. Am Ende ist das Übergewicht der Söderianer drückend. 44 Wortmeldungen stehen 22 Wortmeldungen aus Laschets Lager gegenüber. Manko für Laschet: Der überwiegende Teil seiner Herolde kommt aus seinem Heimatland NRW. Weil die gesamte Fraktion nicht über die Kandidaten abstimmt, kann das Ergebnis des Kräftemessens nicht eindeutig durch eine Zahl festgestellt werden. Aber Laschet kann keinesfalls mehr behaupten, dass seine eigenen Leute geschlossen hinter ihm stehen.

    Das Stimmungsbild soll nun in einem Kanzlerkandidat-Bestimmungsgremium diskutiert werden, in dem Söder und Laschet nebst einigen Getreuen die Sache spätestens am Wochenende zu Ende bringen wollen. Laschet hat den Rückhalt des Präsidiums vorzuweisen, Söder die Umfragewerte und die Aussprache in der Fraktion. Der Ausgang ist offen, obwohl mit jedem Tag die Zweifel am CDU-Vorsitzenden wachsen dürften, weil er den Angriff nicht niederwerfen kann. Laschet findet sich in der unangenehmen Position, vom kleinen, selbstbewussten Bruder herumgeschubst zu werden.

    Der Machtkampf zwischen Söder und Laschet droht die Partei zu entzweien

    Der Machtkampf ist für ihn die größere Bedrohung als für Söder. Verlöre er diesen, wäre er als CDU-Chef bereits nach einem Vierteljahr demontiert. Ihm bliebe die Rolle als beschädigter Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, aber höher käme er nicht. Es wäre ein Trugschluss zu glauben, der joviale Aachener würde das einfach als Betriebsunfall eines erbarmungslosen Systems hinnehmen. Auch er ist ehrgeizig, wenn auch nicht ganz so verbissen wie Söder. Wenn der CSU-Chef sich durchsetzt, muss er dafür sorgen, dass es einen gesichtswahrenden Ausweg für seinen Gegner geben kann. Doch wie der aussehen soll, kann sich in Berlin noch niemand vorstellen.

    Sollte sich Laschet behaupten und die Attacke aus Bayern doch abwehren können, wäre die Niederlage für Söder zweifelsohne schmerzhaft. Aber sein Fall wäre nicht so tief. Der Franke ist der unumstrittene Chef in seiner Partei. Mit 54 Jahren ist er jung genug, um in einigen Jahren noch einmal nach dem mächtigsten Amt zu greifen, wenn er zuvor 2023 ein starkes Ergebnis für die CSU bei den Landtagswahlen im Freistaat einfahren sollte. „Wir müssen auf die helle Seite der Macht“, hatte er den Abgeordneten in seiner Bewerbungsrede zugerufen. Es könnte aber sein, dass er mit seinem Griff nach dem Erbe Angela Merkels das Verhältnis zwischen CDU und CSU auf Jahre verdunkelt.

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