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Kanzlerin und Papst: Pizza mit dem Papst auf der Piazza? Merkels Privataudienz in Rom

Kanzlerin und Papst

Pizza mit dem Papst auf der Piazza? Merkels Privataudienz in Rom

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    Papst Franziskus und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verstehen sich.
    Papst Franziskus und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verstehen sich. Foto: Gregorio Borgia, Archivfoto 2013

    Was für eine Vorstellung: Die Bundeskanzlerin und der Papst sitzen in Rom auf einem Marktplatz und essen Pizza. Die protestantische oberste Christdemokratin aus Deutschland plaudert mit dem Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche ganz ohne Publikum und Paparazzi. So hatte es sich Merkel im Mai 2013 nach ihrer ersten Privataudienz bei Franziskus für ein nächstes Treffen gewünscht: "Dann gehen wir auf die Piazza und essen eine

    An diesem Samstag kommt Merkel zum dritten Mal mit Papst Franziskus zusammen - nach einem Händeschütteln zu seiner Amtseinführung im Petersdom im März 2013 und einer mit gut 45 Minuten eher ungewöhnlich langen Privataudienz im Vatikan drei Monate später. Das jetzige Treffen hänge mit der deutschen G7-Präsidentschaft in diesem Jahr zusammen, sagt Merkel. Es wird um Armutsbekämpfung, Klimaschutz und Gesundheit gehen und um internationale Krisen. Ganz oben auf der Liste der Ukraine-Konflikt und der islamistische Terror. Aber auch die Chancen des interreligiösen Dialogs werden ein Thema sein. 

    Vielleicht spricht die Pfarrerstochter mit dem Papst über ihren in Deutschland und der eigenen Partei so umstrittenen Satz: "Der Islam gehört zu Deutschland." Sie hat sich diese Äußerung des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff zu eigen gemacht, weil sie inzwischen glaubt, dass vier Millionen Muslime in Deutschland die Republik prägen. Sie kann nichts damit anfangen, wenn Parteifreunde sagen, die

    Angela Merkel und Papst Franziskus verstehen sich

    Merkel hat in kurzer Zeit zu dem Argentinier Franziskus einen engeren Draht aufgebaut als zu seinem deutschen Vorgänger Papst Benedikt XVI. in dessen achtjähriger Amtszeit. Die Kanzlerin ist beeindruckt von dem frischen Wind, für den der 78-Jährige im Vatikan sorgt. Und davon, wie er Menschen durch "einfache und berührende Worte" erreicht. Ihr Gespräch im Mai 2013 mit ihm nannte sie "herzlich". 

    Ausgerechnet mit dem ersten deutschen Papst seit dem Mittelalter war  es dagegen zur Konfrontation gekommen. Merkel hatte Benedikt 2009 öffentlich für dessen Rücknahme der Exkommunizierung von vier Bischöfen der erzkonservativen Priesterbruderschaft St. Pius kritisiert. Darunter war auch der britische Holocaust-Leugner Richard Williamson. Merkel forderte damals den Papst zu einer Klarstellung auf, dass es keine Holocaust-Leugnung geben dürfe. 

    Das ist Papst Franziskus

    Franziskus, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, wurde am 17. Dezember 1936 als Sohn italienischer Einwanderer in Argentinien geboren.

    Sein Vater war Bahnangestellter in der argentinischen Hauptstadt. Dort ging er auf eine technische Schule, die er als Chemie-Techniker absolvierte.

    Mit 21 Jahren ging Bergoglio ins Priester-Seminar.

    Nach seiner Priesterweihe 1969 folgte Bergoglio Theologiestudien und wurde 1973-1979 zum Provinzial des Jesuitenordens berufen.

    Der Jesuit übernahm 1998 die Erzdiözese von Buenos Aires und wurde 2001 zum Kardinal berufen. 

    2001 wurde Jorge Mario Bergoglio zum Kardinal berufen. 

    In den letzten Jahren kollidierte Bergoglio mehrfach mit den Regierungen von Néstor und Cristina Kirchner. Er kritisierte Korruption und Armut, außerdem wandte er sich gegen die Legalisierung der Homo-Ehe in Argentinien.

    Bergoglio wurde in der Vergangenheit der "Kardinal der Armen" genannt.

    Mit 76 Jahren und seiner etwas gebrechlichen Gesundheit ging Jorge Mario Bergoglio in die neue Papstwahl eher als Außenseiter unter den Favoriten.

    Im fünften Wahlgang wurde Bergoglio dann zum neuen Papst gewählt.

    Bergoglio nennt sich als Papst Franziskus.

    Franziskus ist der erste Südamerikaner an der Spitze der katholischen Kirche.

    Mit dem Namen erinnert der Argentinier an Franz von Assisi (um 1181-1226), einen der meistverehrten Heiligen überhaupt.

    Bereits in den ersten Monaten nach seiner Wahl zeigt sich Franziskus als Reformer. Er will nach eigener Aussage eine Kirche, in der auch die Armen, Schwachen und Unterdrückten Platz haben.

    Einige deutsche Bischöfe pflichteten ihr bei, andere waren entsetzt, dass die Kanzlerin es wagte, sich gegen den Heiligen Vater aufzulehnen. Ihre erste Privataudienz mit Benedikt hatte Merkel im August 2006 in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo. Im September des Jahres traf sie ihn während seines Besuches in seiner bayerischen Heimat zu einem Vier-Augen-Gespräch in München. Ein drittes Mal kam sie mit ihm 2011 in Berlin während seiner zweiten Deutschlandreise zusammen. Von Herzlichkeit war nie die Rede. 

    Größte Anerkennung zollte Merkel Benedikt aber für seinen historischen Rücktritt 2013: "Wenn der Papst selbst nach reiflicher Prüfung zum Entschluss gekommen ist, seine Kraft reiche nicht mehr für die Ausübung des Amtes, so hat das meinen allerhöchsten Respekt."

    Merkel trifft eine Freundin

    Neben Franziskus hat Merkel in Rom noch einen anderen Termin, auf den sie sich sehr freut. Sie trifft ihre Freundin, Ex-CDU-Vize und  Ex-Bundesbildungsministerin Annette Schavan. Diese hatte vor zwei Jahren wegen Plagiatsvorwürfen ihren Doktortitel abgeben müssen und war zurückgetreten. Merkel nahm den Rücktritt "schweren Herzens" an. Schavan war eine ihrer wenigen engen Vertrauten in der Politik. 

    Nach der Bundestagswahl 2013 und der Bildung der großen Koalition bat Merkel dann der "Welt" zufolge Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) darum, dass Schavan neue deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl wird. Noch nie hatte Deutschland zuvor eine Frau in den Vatikan entsandt. 

    Schavan, die für einen aufgeklärten Katholizismus und Reformen steht, genießt es, nun mehr Zeit zu haben als zu Ministerin-Zeiten. "Jetzt habe ich für Besucher mehr Zeit", sagte sie einmal der Illustrierten "Bunte". So auch nun für Merkel. Schavan hatte bei ihrem Rücktritt am 9. Februar 2013 im Kanzleramt neben Merkel gestanden und ihr für Vertrauen gedankt und gesagt: "Freundschaft hängt nicht an Amtszeiten und wirkt über diesen Tag hinaus." Von Kristina Dunz, dpa

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