Das Bundeskanzleramt in Berlin soll ausgebaut werden – für 777 Millionen Euro. Zu den geschätzten Gesamtbaukosten in Höhe von rund 637 Millionen Euro plant die Bundesregierung mit weiteren 140 Millionen Euro, die Risiken wie einen allgemeinen Anstieg der Baupreise berücksichtigen sollen. Ziel der Erweiterung ist es "allen Beschäftigten wieder an einem Standort Platz zum Arbeiten bieten zu können". Baubeginn soll noch in diesem Jahr sein. Alles Weitere zum umfangreichen Ausbau des Kanzleramts erfahren Sie hier.
Ausbau des Kanzleramts: Größe und Kosten
Bereits jetzt ist das Kanzleramt etwa achtmal größer als das Weiße Haus und zehnmal größer als Downing Street No. 10. Mit dem Anbau soll die bisherige Bürofläche von gut 25.000 Quadratmetern auf 50.000 Quadratmeter verdoppelt werden.
Wie The Pioneer berichtet, sind die geplanten Baukosten von ursprünglich 457 Millionen Euro zu Beginn der Planungen auf mittlerweile 777 Millionen Euro gestiegen. Die Inflation sei dafür nicht der einzige Grund. Laut dem Bericht habe der Regierungssitz "innerhalb der Bundesregierung eine Solitärstellung". Der Neubau dürfe deshalb "nicht unter das architektonisch-bautechnische Niveau des bestehenden Kanzleramtsgebäudes absinken".
Ausbau Kanzleramt: Das sind die Pläne
Es ist unter anderem ein bogenförmiger Neubau mit Platz für fast 400 Büros und neun über fünf Geschosse reichende Wintergärten geplant. Auch eine Kita für bis zu 15 Kinder soll im Kanzleramt entstehen. Zudem soll es eine (zusätzliche) Kanzlerwohnung mit 250 Quadratmetern und einen neuen Hubschrauberlandeplatz auf einem 23 Meter hohen Turm geben.
Schon unter Angela Merkel (CDU) hat die damalige Große Koalition dem Neubau zugestimmt. Das Kanzleramt sei zu klein geworden und man müsse die beschäftigten Beamten auf mehrere Standorte in Berlin verteilen.
Kanzleramt-Ausbau: Spatenstich noch in diesem Jahr
Bislang wurde nicht mit dem Anbau begonnen. Zunächst müssen laut The Pioneer die bisherigen Grünanlagen weichen. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits seit Jahresende 2022. Es sollen wohl mehr als 200 große Bäume fallen. Der Bundesregierung zufolge sollen jetzt die Baufeldfreimachung sowie Arbeiten an der Baugrube beginnen - geplant war der Start noch in der ersten Jahreshälfte 2023. Danach soll mit den Arbeiten am Fundament begonnen werden. Der Bundesregierung zufolge wird die Bauzeit voraussichtlich vier bis fünf Jahre betragen. Fertig sein könnte die Erweiterung des Kanzleramts damit im Jahr 2027 oder 2028.
Streit ums Kanzleramt: Baustopp und Verschiebung?
Prominente Stimmen gegen den Ausbau des Kanzleramts regten sich schon Ende 2022 in der Ampel-Koalition selbst. In der ARD-Sendung "Maischberger" ließ Finanzminister Christian Lindner (FDP) durchblicken, "dass in Zeiten von mehr Homeoffice und ortsflexiblem Arbeiten ein mindestens 800 Millionen teurer Neubau neben dem Kanzleramt entbehrlich ist."
Das ZDF vermutete dagegen hinter Lindners Vorstoß politisches Kalkül. Denn die Ampel-Koalition hatte zu diesem Zeitpunkt um den Haushalt für das Jahr 2023 gerungen. Lindner pochte auf die Einhaltung der Schuldenbremse, während seine Koalitionspartner zusätzliche 70 Milliarden Euro für diverse Projekte ausgeben wollten.
Von der Seitenlinie dagegen äußerte sich Carsten Maschmeyer, seines Zeichens Versicherungsunternehmer, zum geplanten Ausbau des Kanzleramts: "Dreist, dreister, Olaf Scholz", postete der 63-Jährige auf der Online-Plattform LinkedIn. Der Neubau mit Steuermitteln sei ein "unglaublicher Größenwahn". Die Bürger seien von hoher Inflation und "horrenden" Energiekosten bereits belastet, so Maschmeyer weiter.