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Kamala Harris gesteht Niederlage ein - Eine Karriere endet, der Kampf geht weiter

Niederlage von Harris

„Wenn wir kämpfen... dauert es manchmal eine Weile“

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    US-Vizepräsidentin Kamala Harris winkt der Menge zu, nachdem sie auf dem Campus der Howard University eine Rede gehalten hat.
    US-Vizepräsidentin Kamala Harris winkt der Menge zu, nachdem sie auf dem Campus der Howard University eine Rede gehalten hat. Foto: Susan Walsh/AP

    Der blaue Wahlkampfbus parkte noch am Rande des Veranstaltungsgeländes. „A New Way Forward“ (Ein neuer Weg vorwärts) stand in großen weißen Lettern darauf. Doch die dürften bald abgezogen werden, denn nach nur 107 Tagen hat die optimistische Kampagne mit einem politischen Totalschaden geendet. Vor den USA liegt nun ein Trip in die Vergangenheit.

    Kamala Harris war am Mittwochnachmittag auf den Campus der Howard Universität in Washington gekommen, um sich bei ihren Unterstützern zu bedanken und für das Fernsehpublikum ihre Niederlage bei der Präsidentschaftswahl einzuräumen. Den Ort hatte die 60-Jährige nicht wegen der idyllischen Kulisse von Backsteinbauten und herbstlich verfärbten Bäumen gewählt. Die Hochschule hat ganz überwiegend schwarze Studentinnen und Studenten, und auch Harris hat sie einst besucht. Eigentlich wollte sie hier schon am Vortag ihre Wahl zur ersten nicht-weißen Präsidentin feiern. Doch dann entwickelte sich der Abend deprimierend, und Harris sagte ihren Auftritt ab.

    „Es ist in Ordnung, traurig oder enttäuscht zu sein“, rief sie dann am Mittwoch den mehreren tausend Anhängern zu, die größtenteils zum zweiten Mal gekommen waren. Die Stimmung der Menge war ernst. Manche Unterstützer nahmen sich in die Arme. Aber für die demokratische Präsidentschaftskandidatin gab es viel Jubel und hochgehaltene Hände mit Herz-Zeichen.

    Kamala Harris muss eine doppelte Niederlage einstecken

    Tatsächlich dürfe die verheerende Niederlage gegen Donald Trump für niemand so brutal sein wie für Harris selber. Schon einmal, 2019, war sie mit einer Präsidentschaftskampagne katastrophal gescheitert. Dann holte Joe Biden sie als Vizepräsidentin ins Weiße Haus, wo sie keinen besonderen Eindruck hinterließ, bis ihr nach dem abrupten altersbedingten Rückzug von Biden der Kandidaten-Posten mehr oder weniger zufiel.

    Die anfängliche Skepsis schien Harris bald zu zerstreuen. In einer Fernsehdebatte mit Trump ging sie als Siegerin vom Feld. Sie sammelte rund eine Milliarde Dollar Spenden ein. Bald sahen die Umfragen sie vorne - wenn auch mit sehr geringem Abstand innerhalb der Fehlermarge. Doch tatsächlich verpasste die 60-Jährige nicht nur krachend die erforderlichen 270 Voten im Wahlleutegremium, sondern verlor auch erstmals seit 20 Jahren als Demokratin das sogenannte Popular Vote, also die einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen.

    „Das Ergebnis ist nicht das, was wir wollten, wofür wir gekämpft haben und was wir erhofften“, sagte Harris. Einige Male wirkte ihre Stimme brüchig, und sie schien mit Emotionen zu kämpfen. Doch ausdrücklich rief sie ihre Anhänger auf, den Wahlausgang zu akzeptieren. Als sie den Namen von Donald Trump erwähnte, dem sie zuvor telefonisch zu seinem Sieg gratulierte, buhte die Menge. Für den Appell zur friedlichen Machtübergabe, die in den USA nicht mehr selbstverständlich ist, bekam sie Beifall.

    Bei den Demokraten geistert nun die Schuld-Frage herum

    Der Auftritt sollte auch der gegenseitigen Aufmunterung dienen. „Während ich die Niederlage bei dieser Wahl einräume, werde ich nicht den Kampf verlorengeben, der diese Kampagne getragen hat: Der Kampf für Freiheit“, sagte sie. Im Wahlkampf hatte Harris ihren Zuhörern oft zugerufen:“When we fight...“ und die Menge antwortete: „...we win!“ (Wenn wir kämpfen, siegen wir). Nun setzte sie hinzu: „Manchmal dauert dieser Kampf eine Weile. Aber gebt niemals auf!“ 

    Ein paar Kilometer weiter hatte Präsident Joe Biden im West Wing des Weißen Hauses die Rede verfolgt. „Was Amerika heute gesehen hat, war die Kamala Harris, die ich kenne und zutiefst bewundere“, erklärte er. Derweil ist in der Demokratischen Partei das Schwarze-Petzer-Spiel mit gegenseitigen Schuldzuweisungen für das Wahldesaster ausgebrochen. Vor diesem Hintergrund bemerkenswert war das ausdrückliche Lob des Präsidenten für „Integrität, Mut und Charakter“ der Frau, die ihn immmerhin auf em Kandidatenplatz ersetzt hatte. Die Berufung von Harris zu seiner Stellverteterin, so Biden, sei „die beste Entscheidung (gewesen), die ich je getroffen habe.“

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    2 Kommentare
    Wolfgang Schwank

    Tja Herr Doemens, wenn man wochenlang das schreibt was man selbst gerne hätte und dies mit der Zeit in der Washingtoner Blase auch als Realität begreift und dabei die Wirklichkeit aus den Augen verliert - da ist das Erwachen umso härter. Bei Betrachtung der Situation ohne Scheuklappen war doch klar, dass dieser Scharlatan in dieser kaputten, bigottischen, zerissenen Gesellschaft alle Chancen hatte gegen diese Verlegenheitskandidatin.

    Klemens Hain

    Frau Herriss verdient Anerkennung und großen Respekt, denn Sie ist offen Ehrlich und eine tolle Verliererin. Nicht wie ein Mister Tramp, mir wurde der Wahlsieg gestohlen. Das Zeigt einen guten Charakter aus. Ich hoffe nur die Amerikaner müssen es auf Jahre nicht bereuen, denn der Klimawandel den er ständig Leugnet wird auch vor den Herrn Tramp wieder mal zum Präsidenten gewählt sich nicht aufhalten lassen und Ihm auf die Füße fallen wird und da hilft auch nicht der Reichtum!! Herr Wolfgang Schwank sehe ich auch so wie Sie.

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