Am Wochenende haben in Hamburg mehr als 1000 Menschen an einer islamistischen Kundgebung teilgenommen. Sie demonstrierten gegen die ihrer Ansicht nach islamfeindliche Politik Deutschlands und forderten ein Ende der Unterstützung Israels. "Kalifat ist die Lösung" war eine der Parolen, die die Teilnehmenden riefen. Eine Forderung, die in islamistischen Kontexten immer wieder laut wird. Doch was ist eigentlich ein Kalifat?
Wörtlich handelt es sich bei einem Kalifat um das Reich eines Kalifen, eine Herrschaftsform also. Ein Kalif wiederum ist ein religiös-politischer Herrscher in der islamischen Welt. Das Modell geht zurück auf Mohammed, den Gründer des Islams. Er war sowohl Prophet als auch Herrscher über sein Territorium. Übersetzt bedeutet Kalifat "Stellvertretung". Gemeint ist ein Nachfolger beziehungsweise Stellvertreter Mohammeds.
"Kalifat ist die Lösung": Bedeutung und Geschichte erklärt
Heutzutage gibt es im historischen Sinne keinen Kalifen und kein Kalifat mehr. Der letzte Kalif war laut der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) Mustafa Kemal Atatürk, Begründer der Republik Türkei. Das dortige Kalifat endete 1924.
Laut der bpb hat ein Kalif folgende Aufgaben:
- Durchsetzung von Gesetzen
- Verteidigung und Vergrößerung des Herrschaftsgebietes
- Verteilung von Beute und Almosen
- Überwachung der Regierung
Immer wieder gab es seitdem Versuche von verschiedenen Königen unterschiedlicher Staaten, Kalifate auszurufen, hauptsächlich in Afrika und Asien. Diese ausgerufenen Kalifate werden aber von der muslimischen Welt selbst nur teilweise anerkannt. Auch das Kalifat, das die Terrorgruppe IS 2014 im Irak und Syrien ausgerufen hat, wurde nicht anerkannt.
Kalifat-Forderung auf Demo in Hamburg: Islamistischer Schlachtruf
In den vergangenen Jahren ist der Begriff Kalifat vor allem im Kontext von islamistischen Terrorgruppen aufgetaucht. Er wird als Schlachtruf verwendet, um den Herrschaftswunsch einer islamischen Diktatur zu legitimieren. Dieser widerspricht demokratischen Werten wie der Trennung von Staat und Religion. Er ist damit verfassungsfeindlich.
Seit Ende 2023, mit Beginn des Angriffs der Hamas auf Israel, haben die Rufe nach einem Kalifat auf Demonstrationen zugenommen. Die Gruppierung "Muslim Aktiv", die die Demonstrationen in Hamburg angemeldet hat, ist als gesichert extremistisch eingestuft. Laut Verfassungsschutz steht "Muslim Aktiv" der Bewegung "Hizb ut-Tahrir" nahe. Für diese gilt in Deutschland ein Betätigungsverbot.