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Joe Biden zu Netanjahu: "Du hast einen Sieg errungen. Nimm ihn an!"

Krieg in Nahost

Biden telefoniert mit Netanjahu: "Du hast einen Sieg errungen. Nimm ihn an!"

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    Kaum Zeit zum Atemholen, wenn Krise auf Krise folgt: US-Präsident Joe Biden geht zum Oval Office des Weißen Hauses.
    Kaum Zeit zum Atemholen, wenn Krise auf Krise folgt: US-Präsident Joe Biden geht zum Oval Office des Weißen Hauses. Foto: Pablo Martinez Monsivais, AP, dpa

    Die Warnung des Präsidenten war ebenso knapp wie eindeutig gewesen. "Don't!", hatte Joe Biden am Freitag auf die Frage eines Reporters nach seiner Botschaft an die Regierung des Iran geantwortet: Lasst es! Die Mullahs sollten nicht wagen, das mit den USA verbündete Israel anzugreifen. Kurz darauf machte sich der 81-Jährige für einen kurzen Wochenendtrip in sein Ferienhaus in Rehoboth Beach auf. 

    Die Atempause an der Atlantikküste sollte nicht lange dauern. Keine 24 Stunden später zeigte das Regime in Teheran, wie sehr es sich von Appellen seines Erzfeindes in Washington beeindrucken lässt – gar nicht. Kurz nach 14 Uhr amerikanischer Zeit am Samstag muss Biden von der bevorstehenden Attacke erfahren haben. Unvermittelt und ohne Angabe von Gründen brach er seinen Wochenendausflug ab und flog ins Weiße Haus zurück. Kurz bevor er dort im abhörsicheren Situation Room mit seinen engsten Beratern, mit Außenminister Antony Blinken und Verteidigungsminister Lloyd Austin sowie den Topvertretern von Militär und Geheimdiensten zusammenkam, meldeten die Agenturen, dass der Iran zahlreiche Drohnen in Richtung Israel abgefeuert habe.

    Zusätzliche US-Kriegsschiffe wurden entsandt

    Überraschend kam der Vergeltungsschlag Teherans nach dem israelischen Angriff auf ein iranisches Botschaftsgebäude in Damaskus, bei dem zwei Generale der Revolutionsgarden getötet wurden, für die Regierung in Washington nicht. Spätestens ab Donnerstag hatten sich in Washington die Informationen verdichtet, dass der Schlag unmittelbar bevorstehe. Zusätzliche amerikanische Kriegsschiffe und Flugzeuge wurden in die Region entsandt. 

    Seit dem brutalen Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober befindet sich die US-Regierung in einer heiklen Schlüsselrolle. Von Anfang an hat Biden versichert, dass die USA "felsenfest" an der Seite Israels stehen. Gleichzeitig muss der Präsident aber unbedingt eine Ausweitung des Konflikts und einen Flächenbrand vermeiden, der die USA zwangsläufig einschließen würde: Die Eröffnung einer zweiten Front gegen Israel durch die Hisbollah-Milizen im Libanon oder gar ein offener Krieg zwischen Israel und Iran hätte nicht nur verheerende Folgen für die ganze Region. Er wäre angesichts der Kriegsmüdigkeit der Amerikaner auch eine schwere politische Hypothek im US-Wahljahr.

    Der Linke Flügel der Demokraten sieht Israel kritisch

    Ohnehin befindet sich Biden innenpolitisch unter Druck. Der linke Flügel seiner Partei hat wenig Verständnis für seine Unterstützung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu im Gazakrieg. Tausende haben dem Präsidenten bei den Vorwahlen in wichtigen Swingstates ihre Stimme verweigert. Die Kritiker fordern, dass die US-Waffenlieferungen an Israel eingestellt oder zumindest konditioniert werden.

    Diese Stimmen dürften nach dem iranischen Großangriff etwas leiser werden. Dafür setzen die Republikaner nun alles daran, Biden wegen dessen Unterstützung des Atomabkommens mit dem Iran die Schuld für die militärische Stärke Teherans und die Attacke auf Israel zuzuschieben. Die Drohnen waren noch nicht im israelischen Luftraum eingetroffen, als Ex-Botschafter Richard Grenell, der unbedingt Außenminister von Trumps Gnaden werden möchte, beim Kurznachrichtendienst X die Losung ausgab: "Donald Trump hat den Iran in die Pleite getrieben. Joe Biden hat dem Iran-Regime Hunderte Milliarden Dollar an Sanktionserleichterungen, Krediten und Mitteln gegeben. Der Iran greift Israel nun mit Joe Bidens Geld an."

    Gerüchte über eine Fernsehansprache Bidens erwiesen sich als falsch

    Am amerikanischen Samstagnachmittag kursierten zunächst Gerüchte, der Präsident werde sich mit einer Fernsehansprache an die Bevölkerung wenden. Derweil konnten die Amerikaner vor ihren TV-Schirmen live verfolgen, wie eine iranische Drohne nach der anderen von israelischen und amerikanischen Waffensystemen abgefangen und zerstört wurde. "Unsere Verpflichtung für die Sicherheit Israels und gegen Bedrohungen durch den Iran und seine Verbündeten ist eisern", versicherte Biden am frühen Abend bei X.

    In Israel war es schon vier Uhr morgens, als der US-Präsident dann mit Premierminister Netanjahu telefonierte. Das Gespräch dauerte nach Informationen amerikanischer Medien rund 25 Minuten. Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich schon ab, dass der iranische Großangriff keine massiven Schäden in Israel verursacht hatte. Washingtons größte Sorge ist nun, dass Netanjahu mit einem überzogenen erneuten Vergeltungsschlag die Eskalationsspirale endgültig außer Kontrolle bringen könnte.

    Biden soll Netanjahu in dem Telefonat nach Informationen der Nachrichtenseite Axios und des Senders CNN klar gesagt haben, dass Washington einen israelischen Gegenschlag nicht unterstützen würde. Wörtlich, so wird kolportiert, habe Biden seinem Kollegen, den er seit mehr als 40 Jahren kennt, geraten: "Du hast einen Sieg errungen. Nimm ihn an!"

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