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Joe Biden in Berlin: Das passiert beim Staatsbesuch

Berlin

Biden bei Olaf Scholz in Berlin: 19 Stunden höchste Sicherheitsstufe

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    US-Präsident Joe Biden ist in Berlin angekommen. Nur 19 Stunden soll er Zeit haben. Auf dem Programm steht ein Besuch im Schloss Bellevue und Gespräche im Bundeskanzleramt.
    US-Präsident Joe Biden ist in Berlin angekommen. Nur 19 Stunden soll er Zeit haben. Auf dem Programm steht ein Besuch im Schloss Bellevue und Gespräche im Bundeskanzleramt. Foto: Michael Kappeler, dpa (Archivbild)

    Als Berlin endlich wieder einen US-Präsidenten empfängt, ist es bereits dunkel. Seit Barack Obamas Abschied sind acht Jahre vergangen. Sein Nachfolger Donald Trump war hier nicht wirklich willkommen, aber Joe Biden, der große demokratische Freund von Olaf Scholz, schon. In den späten Abendstunden, während ein Supermond den Himmel ziert, steigt Biden aus dem weltberühmten Flugzeug Air Force One – doch er bringt nur 19 Stunden seiner Zeit mit. Es ist eine Stippvisite auf den letzten Drücker, vermutlich die letzte seiner Amtszeit in der deutschen Hauptstadt.

    Die oberen haben einen Plan, aber der kann sich ständig ändern.

    Polizistin in Berlin, zum Staatsbesuch von Joe Biden

    Einen Großteil davon verbringt der 81-Jährige schlafend in einem von außen betrachtet erstaunlich wenig pompösen Fünf-Sterne-Hotel am Potsdamer Platz, nicht weit vom Brandenburger Tor entfernt. Um das Hotel sind nicht fünf oder zehn – nein, dutzende Polizeifahrzeuge und schwarze Limousinen geparkt. Sie quetschen sich in einem eng umzäunten Dreieck um das marmorne Haus. Überall stehen Metallgitter, um das Fußvolk abzuhalten, davor patrouillieren Polizeistaffeln. Wann und wo der Präsident sein wird, wissen häufig nicht einmal die Beamten selbst, wie eine Polizistin verrät: „Die Oberen haben den Plan, aber der kann sich ständig ändern.“

    Über 2500 Polizeibeamte im Einsatz für den amerikansichen Präsident

    Für Berlins Sicherheitsbehörden bringt der Staatsbesuch höchste Anspannung. Mehr als 2500 Polizeibeamte sind aus mehreren Bundesländern im Einsatz. Es gibt wohl keinen Menschen auf der Welt, für den mehr Aufwand betrieben wird: Gullydeckel sind zugeschweißt. Auf der Spree im Regierungsviertel patrouillieren Polizeiboote, in der Spree wird mit Tauchern nach möglichen Gefahren gesucht. Spürhunde schnüffeln nach Sprengsätzen, und im Luftraum über Berlin-Mitte fliegt außer Vögeln nichts mehr. Die Scharfschützen auf den Wolkenkratzern sind gut versteckt, aber sie sind da.

    Wenn der Präsident am Freitag in seiner Suite aufwacht, bleiben ihm nur noch sechs bis sieben Stunden. Eine Eskorte bringt ihn wenige Kilometer nordwestlich zum Schloss Bellevue, wo Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ihn sehnsüchtig erwartet und ihm den höchsten Verdienstorden, den die Republik zu bieten hat, überreicht: Die Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Es geht um Bidens jahrzehntelangen Einsatz für die deutsch-amerikanischen Beziehungen – das ist ernst gemeint, denn bis auf George Bush hat bisher kein US-Präsident diese Ehre erhalten. In die Stippvisite passt zeitlich kein Staatsbankett, aber immerhin ein Eintrag ins Gästebuch.

    Scholz kommt aus Brüssel, trifft Biden und muss am nächsten Tag weiter zu Erdogan

    Unterdessen eilt Olaf Scholz vom EU-Gipfel aus Brüssel herbei. Im Kanzleramt kann er dann endlich mit dem mächtigsten Mann der westlichen Welt sprechen. Themen des Gesprächs sollen der sogenannte Siegesplan des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, umfangreiche Finanzhilfen für das ukrainische Militär sowie das gemeinsame Vorgehen im Nahen Osten sein. Für eine große Rede vor Tausenden Berlinern, wie sie einst John F. Kennedy („Ich bin ein Berliner“), Ronald Reagan oder Barack Obama hielten, bleibt in Bidens „Hallo-Sagen“ keine Zeit. Aber für ein ausgiebiges Mittagessen. Ob der britische Premierminister Keir Starmer oder der französische Präsident Emmanuel Macron mit am Tisch sitzen werden, ist unklar. Sie reisen jedenfalls zur Mittagszeit an und klinken sich für ein exklusives Gruppengespräch ein.

    Wenn Joe Biden am späten Nachmittag wieder Richtung Westen abhebt, atmet die Hauptstadt auf. Die Polizei, falls alles ruhig bleibt, die Tausenden Passagiere, wenn S-Bahnen und ICEs wieder anrollen. Und wahrscheinlich der US-Präsident selbst. Scholz dürfte in Gedanken schon beim türkischen Präsidenten Recep Erdoğan sein, zu dem er am Samstag reist.

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