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Joe Biden in Berlin: So lief der Staatsbesuch

Biden in Berlin

US-Präsident Joe Biden in Berlin: 19 Stunden höchste Sicherheitsstufe

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    Sicherheitskräfte schützen die Bereiche rund um das Hotel Ritz-Carlton, das Kanzleramt und Schloss Bellevue vor möglichen Gefahren.
    Sicherheitskräfte schützen die Bereiche rund um das Hotel Ritz-Carlton, das Kanzleramt und Schloss Bellevue vor möglichen Gefahren. Foto:  Soeren Stache, dpa; Philipp Scheuerl

    Als Berlin endlich wieder einen US-Präsidenten empfängt, ist es bereits dunkel. Seit Barack Obamas Abschied sind acht Jahre vergangen. Sein Nachfolger Donald Trump war hier nicht wirklich willkommen, aber Joe Biden schon, der Demokrat und Freund von Olaf Scholz. Kurz nach 22 Uhr steigt Biden auf dem militärischen Teil des Großflughafens BER aus dem weltberühmten Regierungsflieger „Air Force One“ aus. Etwa 19 Stunden Zeit bringt er mit, es ist wenige Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl eine Stippvisite auf den letzten Drücker.

    Über 2500 Polizeibeamte im Einsatz für den amerikanischen Präsidenten

    Einen Großteil seiner Zeit verbringt der 81-Jährige in einem von außen betrachtet erstaunlich wenig pompösen Fünf-Sterne-Hotel am Potsdamer Platz, nicht weit vom Brandenburger Tor entfernt. Üblicherweise stehen vor den Herbergen von Staatsgästen fünf, maximal zehn Polizeifahrzeuge. Bei Biden sind es Dutzende, hinzu kommen noch viele schwarze Limousinen. Überall stehen Metallgitter, um das Fußvolk abzuhalten, davor patrouillieren Sicherheitskräfte. Wann und wo der Präsident ist, wissen häufig nicht einmal die Beamten selbst, wie eine Polizistin verrät: „Die Oberen haben den Plan, aber der kann sich ständig ändern.“

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    Mit über 2500 Polizisten, Hunderten Fahrzeugen, Jetskis, Hubschraubern und Scharfschützen wurde der Bereich um das Kanzleramt und Schloss Bellevue überwacht.

    Für Berlins Sicherheitsbehörden bringt der Staatsbesuch höchste Anspannung. Mehr als 2500 Polizeibeamte sind aus mehreren Bundesländern im Einsatz. Gullydeckel sind zugeschweißt. Auf der Spree im Regierungsviertel patrouillieren Polizeiboote und Jetskis, in der Spree wird mit Tauchern nach möglichen Gefahren gesucht. Spürhunde schnüffeln nach Sprengsätzen, und auf allen umliegenden Dächern halten neongelbe Polizisten Ausschau. Die mit den Scharfschützengewehren auf dem Dach des Kanzleramts fallen weniger auf.

    US-Präsident Joe Biden und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geben sich die Hand bei der Begrüßung im Schloss Bellevue in Berlin.
    US-Präsident Joe Biden und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geben sich die Hand bei der Begrüßung im Schloss Bellevue in Berlin. Foto: Soeren Stache, dpa

    Als Joe Biden in seiner Suite erwacht, hat er nur noch wenige Stunden Zeit für seinen Besuch. Der Präsident steigt in eine von zwei großen Limousinen. Acht Tonnen wiegen die gepanzerten Fahrzeuge jeweils, bekannt sind sie passenderweise unter dem Begriff „The Beast“ (das Biest). Einer der Wagen ist mit Biden besetzt, der andere fährt leer – das soll möglichen Angriffen vorbeugen. Es geht mit einer halben Stunde Verspätung wenige Kilometer nordwestlich zum Schloss Bellevue.

    Die oberen haben einen Plan, aber der kann sich ständig ändern.

    Polizistin in Berlin, zum Staatsbesuch von Joe Biden

    Dort wartet Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Biden steigt grinsend aus, die Sonne strahlt. Steinmeier verleiht ihm die Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, es ist die höchste deutsche Auszeichnung. Der Geehrte betont, wie überwältigt er ist und bedankt sich herzlich. Gleichzeitig wirkt er auf die Beobachter ein wenig abwesend.

    Für ein Staatsbankett ist keine Zeit. Denn Olaf Scholz (SPD) wartet bereits im Kanzleramt und möchte noch mit ihm zu Mittag essen. Draußen schirmt die Polizei weiter gnadenlos ab. Da wird der gehetzte Kanzleramtsmitarbeiter ebenso verwiesen wie die elegante Botschafterin aus der Schweiz. Für die große Rede, wie sie einst John F. Kennedy hielt („Ich bin ein Berliner“), oder Ronald Reagan, oder Barack Obama ist keine Zeit.

    Der Terminplan von Kanzler Scholz ist eng getaktet

    Später gesellen sich der britische Premierminister Keir Starmer und der französische Präsident Emmanuel Macron dazu. Das Gruppengespräch dürfte sich vor allem um Krieg, Geld und Strategie drehen.

    Als Joe Biden am späten Nachmittag wieder Richtung Westen abhebt, atmet die Hauptstadt auf. Die Polizei, weil es ruhig geblieben ist, die Tausenden Passagiere, weil S-Bahnen und ICEs wieder fahren. Und wahrscheinlich der müde US-Präsident selbst. Scholz dürfte in Gedanken schon beim türkischen Präsidenten Recep Erdoğan sein, zu dem er am Samstag reist.

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