Der von Donald Trump angezettelte Handelskrieg wird auch Unternehmen, Arbeitsplätze und Verbraucher in Bayern treffen. Am Mittwochabend hatte der US-Präsident geradezu feierlich Strafzölle gegen „die ganze Welt“ angeordnet. Für Produkte, die aus der Europäischen Union in die Vereinigten Staaten exportiert werden, ist künftig ein Aufschlag von 20 Prozent fällig. Bei Autos und wichtigen Bauteilen gelten sogar 25 Prozent. Das wird sich in Bayern besonders heftig auswirken.
450.000 Jobs in Bayern hängen an der Autobranche
Rund 450.000 Jobs im Freistaat hängen allein von der Automobilindustrie ab und die USA sind einer der wichtigsten Handelspartner. Auch Maschinenbauer erwarten Probleme im US-Geschäft. Mittelfristig könnte Trumps Zollpolitik aber auch die Verbraucherpreise hierzulande für bestimmte Produkte in die Höhe treiben.
Allein in Schwaben pflegen rund 600 Betriebe direkte Geschäftsbeziehungen mit den USA. Dementsprechend groß ist die Verunsicherung. Laut einer Studie der Industrie- und Handelskammer fürchten zwei Drittel der befragten Firmen negative Folgen der drohenden Zoll-Eskalation. Sie müssen mit Absatzeinbrüchen rechnen, selbst wenn sie nur einen Teil der zusätzlichen Zollkosten auf ihre Kunden in Übersee umlegen.
Wirtschaft macht Druck auf Union und SPD
Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft sieht nach den neuerlichen Hiobsbotschaften aus Washington Union und SPD in der Pflicht, mit ihren Koalitionsverhandlungen bald voranzukommen. „Wir brauchen schnell eine handlungsfähige Regierung, die für einen echten wirtschaftlichen Aufbruch steht“, sagt Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Bayernweit seien die USA der wichtigste Exportmarkt. Im vergangenen Jahr betrug das Exportvolumen rund 29 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anteil von etwa 13 Prozent, weswegen der Freistaat im Vergleich zu anderen Bundesländern besonders unter einem drohenden Handelskrieg leiden würde. Denn mit Trumps „Tag der Befreiung“, wie er selbst die beispiellose Aktion nannte, ist das letzte Wort nicht gesprochen.
Die Europäische Union bereitet schon den Gegenschlag vor. In den Brüsseler Schubladen liegen Listen mit bestimmten amerikanischen Exportschlagern, auf die mögliche Vergeltungsmaßnahmen abzielen. Unter anderem könnte es neue Zölle auf Erdnussbutter oder Jeans made in USA, auf Spielekonsolen oder Motorräder von Harley Davidson geben. Damit könnten solche Produkte für Käuferinnen und Käufer in Deutschland deutlich mehr kosten als bisher.
Deutsche Autobauer wie Audi sind in Sorge
Doch auch die Kundschaft auf der anderen Seite des Atlantiks, der Trump ein „goldenes Zeitalter“ verspricht, könnte dessen Kurs teuer bezahlen, wenn die Preise von Waren aus dem Ausland steigen. Der Präsident nimmt das billigend in Kauf, weil er darauf spekuliert, dass seine Landsleute dann eben beispielsweise keine deutschen Autos mehr kaufen, sondern welche aus US-Produktion. Zwar sind deutsche Hersteller wie BMW, Volkswagen oder Mercedes längst in den Vereinigten Staaten mit eigenen Werken vertreten, dennoch werden noch immer im großen Stil Autos aus deutschen Fabriken exportiert. Allein Audi hat im vergangenen Jahr mehr als 196.000 Fahrzeuge in die USA verkauft. Dementsprechend groß ist nun die Sorge in der Branche. „In sowieso herausfordernden Zeiten für die deutsche Automobilindustrie und die Beschäftigten sind diese Entwicklungen Öl in das Feuer der Unsicherheit“, sagt Audi-Gesamtbetriebsratschef Jörg Schlagbauer unserer Redaktion.
Nach ersten Berechnungen des Münchner ifo-Instituts könnte Trumps Zollpolitik die deutsche Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 0,3 Prozent drücken. „Wenn die USA bei den angekündigten Zöllen bleiben, ist das der größte Angriff auf den Freihandel seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagt ifo-Chef Clemens Fuest.

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