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Jihia Sinwar und Hassan Nasrallah: Neues Terror-Duo gegen Israel

Nahost

Sinwar und Nasrallah sind die Gesichter des Terrors

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    Ein Mann ohne Skrupel: Der neue Hamas-Chef Sinwar
    Ein Mann ohne Skrupel: Der neue Hamas-Chef Sinwar Foto: Mohammed Talatene, dpa (Archivbild)

    Israels Staatsfeind Nummer eins kennt keine Skrupel. Wie viel Blut an den Händen von Jihia Sinwar klebt, dem neuen Chef der Hamas, weiß vermutlich nicht einmal mehr er selbst. Verurteilt wurde er 1989 für die Entführung und Ermordung von zwei Israelis und vier Palästinensern, die er für Kollaborateure hielt. Eines seiner Opfer soll er nach einer der vielen Legenden, die sich um ihn ranken, mit seiner eigenen Kufiya erdrosselt haben, dem karierten Palästinensertuch. Er gilt als Mann hinter den Massakern vom 7. Oktober und war bis zum tödlichen Angriff auf Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran in der vergangenen Woche die Nummer zwei der Terrororganisation. Nun rückt Sinwar an deren Spitze - und der Erste, der ihm dazu gratuliert, ist ein Bruder im Geiste: Hassan Nasrallah, der Chef der Terrormiliz Hisbollah, die Israel vom Libanon aus angreift. Mit Sinwar, lässt der 63-Jährige am Dienstagabend zufrieden mitteilen, werde die Hamas ihren Weg des Widerstandes und des Kampfes fortsetzen.

    Nasrallah: Das Warten ist Teil der Vergeltung

    Ihre Biografien könnten unterschiedlicher kaum sein, ihr Hass auf alles Jüdische aber eint sie: Hier Jihia Sinwar, 1962 in einem heruntergekommenen Flüchtlingslager in Khan Yunis im Gazastreifen geboren, insgesamt 24 Jahre in israelischer Haft und von den Geheimdienstoffizieren dort wegen seiner Brutalität wahlweise als „Schlächter von Khan Yunis“ oder „Osama bin Laden von Gaza“ bezeichnet - dort Nasrallah, der Sohn eines libanesischen Gemüsehändlers, theologisch gebildet und seit mehr als 30 Jahren bereits an der Spitze der Hisbollah. Anders als Sinwar, der sich vermutlich in den Tunneln unter dem Gaza-Streifen versteckt hält, scheut er die Öffentlichkeit nicht. Im Gegenteil. Gerade erst hat er das Hinauszögern des angekündigten Vergeltungsschlages in einer Videobotschaft zu einem Instrument der psychologischen Kriegsführung erklärt. „Das israelische Warten ist Teil des Kampfes.“ Und weiter: „Unsere Vergeltung wird kommen. Nichts wird uns davon abhalten, egal, wie die Konsequenzen aussehen.“

    Wird geradezu kultisch verehrt: Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah
    Wird geradezu kultisch verehrt: Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah Foto: picture alliance, dpa

    Während Sinwar von seinen Gefolgsleuten eher gefürchtet als geliebt wird, verehrt die Hisbollah ihren Anführer Nasrallah schon mit einer geradezu kultischen Treue. Sein Name bedeutet übersetzt „Sieg Gottes“, „Hisbollah“ wiederum steht für „Partei Gottes“. Und anders als Sinwar, der häufig zivile Kleidung trägt und nur gelegentlich einen Kampfanzug, tritt Nasrallah stets in traditioneller schiitischer Kleidung und mit Turban auf, dem Gewand des demütigen Gottesdieners. Seine Botschaften allerdings sind deshalb nicht gemäßigter als die des neuen Hamas-Chefs, der seine Anhänger schon einmal dazu auffordert, in Ermangelung einer Schusswaffe auch mit einer Axt oder einem Schlachtmesser Jagd auf Juden zu machen. Auch Nasrallah sähe Israel lieber heute als morgen von der Landkarte getilgt. Auch Nasrallah hat die Unterstützung der Mullahs in Teheran, über die er einmal gesagt hat: „So lange der Iran Geld hat, haben auch wir Geld.“

    Israels Regierung hat ein Kopfgeld von 400.000 Dollar ausgesetzt

    Mit den tödlichen Anschlägen auf Ismail Hanija und Nasrallahs Vertrauten Fuad Shukr haben die Hamas und die Hisbollah zwar zwei wichtige Führungsfiguren verloren, aber nichts von ihrer Radikalität. „Wir lieben den Tod“, hat Nasrallah schon vor Jahren in einem Interview mit dem Spiegel getönt - den Tod eines seiner Söhne, der 1997 in einem von der Hisbollah angezettelten Krieg mit Israel starb, eingeschlossen. Seine erste Amtshandlung als Hisbollah-Chef war 1992 die Rache für den israelischen Helikopterangriff auf seinen Vorgänger: Abbas al-Musawi, Dutzende Menschen starben bei der Explosion einer Autobombe vor der israelischen Botschaft in Buenos Aires. Der nahezu gleichaltrige Jahia Sinwar dagegen stieg erst 2011 in der Hierarchie der Hamas auf. Damals kam der zu viermal lebenslänglich Verurteilte gemeinsam mit mehr als 1100 palästinensischen Häftlingen im Austausch für den israelischen Soldaten Gilad Shalit frei, der sich fünf Jahre in der Gewalt der Hamas befunden hatte. 2017 übernahm er das Kommando der Hamas im Gaza-Streifen, während Hanija fortan von Katar aus agierte. Für Hinweise auf Sinwars Aufenthaltsort hat die israelische Regierung ein Kopfgeld von 400.000 Dollar ausgesetzt. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist sich sicher: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn finden.“

    Auf die uneingeschränkte Solidarität der Hisbollah allerdings kann sich der neue Hamas-Chef verlassen. „Das Ziel des Kampfes“, sagt Hassan Nasrallah, „besteht darin, den Sieg Israels zu verhindern“.

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    2 Kommentare
    Marianne Böhm

    Diese Weltpolitik sollte sich fragen was sie aus ihrer Vergangenheit gelernt hat. Ein israelischer Minister sagte, man sollte Gaza aushungern. Die Weltbevölkerung, kein einziges Land unserer Erde das seit seiner Entstehung keinen Krieg erlebt hätte. Inzwischen ist es so, dass die Menschen es gar nicht mehr als schlimm empfinden.. Morden, Töten, verbal wie körperlich tangiert niemanden mehr, es ist inzwischen Normalität und Selbstverständlich geworden. Die Weltpolitik ist inzwischen so Miteinander verbunden, schuldbesetzt dass sie feige wegsieht wenn ein Land tausende Menschen tötet, aushungert und trotzdem Solidarität zugesichert wird. Wir dürfen glauben, dass das wegsehen, nichts tun, die Machtlosigkeit der feigen Unterstützer.. noch mehr Hass entfacht. Ob bei den Hamas oder Israel da ist der Hass, das Töten schon zur Mordlust geworden, das lässt sich nicht mehr stoppen. Weder Amerika, Israel, Russen, Ukraine, Germany, die Welt haben etwas aus ihrer Vergangenheit gelernt.

    Franz Xanter

    Leider hat man vor Jahren, vor Jahrzehnten, bedingt auch auf Anraten der angeblichen Weltgemeinschaft, die Lösung des Problems versäumt. Jetzt rächt sich dies. Aber man sollte zuversichtlich sein, dass die Problemlösung evtl. schon bald aufgezeigt und umgesetzt wird.

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