Bei den schweren Gefechten im Osten der Ukraine sollen die ukrainischen Streitkräfte eine oder mehrere "smarte Bomben" eingesetzt haben. Das bestätigte der General der US Air Force und Befehlshaber der Luftstreitkräfte in Europa, James Hecker, laut der ukrainischen Zeitung Euromaidan Press. Schon im Dezember war bekannt geworden, dass die Amerikaner solche Bomben an die Ukraine liefern wollten. Die neuen Waffen werden auch "Joint Direct Attack Munition", kurz JDAM, genannt. Was hat es mit der neuartigen Munition auf sich? Was macht sie "intelligent"? Welche Bedeutung könnte sie im Krieg spielen? Eine Übersicht.
JDAM-Waffen: Was ist über die Lieferung von "smarten Bomben" an die Ukraine bekannt?
Das amerikanische Außenministerium führt im Internet eine detaillierte Liste, die alle Waffenlieferungen an die Ukraine enthält. Wie viele JDAM-Bausätze oder damit ausgerüstete Bomben an die ukrainischen Streitkräfte geliefert wurden, ist aber nicht bekannt. Es ist lediglich von "präzisionsgelenkter Munition" die Rede, ohne eine Angabe der genauen Stückzahl. Laut den Aussagen von US-General Hecker sollen die JDAMs im Februar in der Ukraine angekommen sein. Die Ukrainer hätten genug von ihnen, "um ein paar Schläge auszuführen".
"Smarte Bomben": Was sind sogenannte JDAMs?
Nach Angaben der United States Air Force macht ein JDAM-System eine ungelenkte, gewissermaßen "dumme" Bombe, zu einer "intelligenten" hochpräzisen Waffe. Hierfür wird der Bombe ein Bausatz an das Heckteil geschraubt, der ein Navigationssystem und eine Steuereinheit enthält. Als Nutzlast werden normalerweise Bomben mit einem Gewicht von 2000 Pfund (rund 907 Kilogramm), 1000 Pfund (454 Kilogramm) oder 500 Pfund (227 Kilogramm) verwendet. Welche Bomben die Ukraine für den Einsatz der JDAM-Systeme nutzt, ist nicht bekannt. Die "smarten Bomben" werden von Kampfjets oder Bombern aus der Luft abgeworfen und treffen Ziele am Boden.
Was macht JDAMs zu "smarten Bomben"?
Nach dem Abwurf aus dem Flugzeug kann eine JDAM mittels GPS selbstständig zu einem vorher festgelegten Ziel navigieren. Bis zu 15 Meilen (etwa 24 Kilometer) legt sie alleine zurück. Die USA sollen auch JDAM-ER ("Extended Range") geliefert haben, welche sogar die dreifache Reichweite (rund 72 Kilometer) erreichen sollen. Laut US Air Force soll die Waffe bei gutem Satelliten-Signal eine Treffergenauigkeit von fünf Metern haben. Selbst bei schlechtem oder blockiertem GPS-Signal soll die Bombe noch den Weg zu ihrem Ziel finden - dann mit einer Abweichung von höchstens 30 Metern.
Was sind die Vorteile der JDAM-Bomben?
Neben der hohen Präzision bieten die Bomben weitere militärische Vorteile. Da die JDAMs nicht unmittelbar über ihrem Ziel abgeworfen werden müssen, können die Kampfpiloten schon früher abdrehen, um sich vor der feindlichen Luftabwehr zu schützen. Mit der Reichweite der JDAM-ER können die ukrainischen Streitkräfte zudem weiter entfernte Ziele zerstören, die sie mit ihren bisherigen Waffen, beispielsweise bodengestützten Systemen, nicht treffen konnten. JDAM-Bausätze sind - in militärischen Maßstäben - zudem recht günstig. Laut US Air Force kosten sie rund 22.000 US-Dollar (20.800 Euro) pro Stück.
Wie wirft die Ukraine JDAM-Bomben ab?
Laut einem Bericht der New York Times sind die in Amerika gefertigten JDAM-Bauteile nicht kompatibel mit den Bomben russischer Bauart, die die Ukraine nutzt. Die Kampfflugzeuge des Landes könnten auch keine amerikanischen Bomben tragen - und die Flugcomputer könnten nicht mit dem "smarten" Bauteil kommunizieren. Hinter den Kulissen wurde von den Unterstützern aber wohl an einer Lösung gearbeitet. Deshalb habe es so lange gedauert, bis die Bomben zum Einsatz gekommen seien. Wie das Problem technisch gelöst wurde, ist nicht bekannt. Die ukrainische Luftwaffe fliegt hauptsächlich mit MiG-Kampfjets aus Sowjetzeiten. Offenbar ist es gelungen, mit ihnen die "smarten Bomben" abzuwerfen.