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Italienische Politik beschäftigt sich mit privaten Beziehungen

Regierung Meloni

Staatsaffären und Herzklopfen in Rom

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    Die italienische Premierminister Giorgia Meloni muss sich derzeit mit Klatsch und Tratsch beschäftigen.
    Die italienische Premierminister Giorgia Meloni muss sich derzeit mit Klatsch und Tratsch beschäftigen. Foto: Roberto Monaldo, dpa

    Die Sommer-Bilanz der Regierung von Giorgia Meloni kann sich sehen lassen. Das betrifft vor allem die Abteilung Klatsch und Tratsch sowie die Ver- und Entwicklungen der nach strengeren Maßstäben zu trennenden Sphären Regierungsarbeit und Privatangelegenheiten.

    Ende August gab Melonis Schwester Arianna, Generalsekretärin der Partei Fratelli d‘Italia sowie engste politische Vertraute der Premierministerin, die Trennung von ihrem Ehemann bekannt. Eigentlich keine politisch bemerkenswerte Sache, handelte es sich dabei nicht um Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida, genannt „Lollo“. Man werde von nun an getrennte Wege gehen, verstehe sich vor allem politisch aber weiterhin bestens, verkündete Melonis Schwester.

    Kulturminister Gennaro Sangiuliano hat ein Problem

    Inzwischen hält eine neue Affäre die italienische Öffentlichkeit, aber auch die Ministerpräsidentin auf Trab. Kulturminister Gennaro Sangiuliano hat es sich offenbar mit seiner Geliebten verscherzt. Auch dies eigentlich Privatsache, stünde nicht eine Nominierung der betreffenden Dame als Sonderberaterin des Ministeriums im Raum. Der 62 Jahre alte, verheiratete Minister und seine „blonde Dame aus Pompei“, wie sie die Zeitung Corriere della Sera maliziös nennt, dementieren alles. Es ist nicht ganz einfach, den jeweiligen Entwicklungen zu folgen.

    Am 26. August trat Maria Rosaria Boccia zum ersten Mal ins Bewusstsein der italienischen Öffentlichkeit. Damals bedankte sich die 41-Jährige aus Pompeji bei Neapel auf Instagram für ihre Nominierung als Beraterin des Ministers für „große Events“. In zwei Wochen steht ein von Italien organisiertes Gipfeltreffen der G-7-Kultusminister an – in Pompeji. Der Zwist entspann sich, als das Ministerium Boccias Nominierung dementierte. Die kaltgestellte Influencerin begann ihren Rachefeldzug. Seither vergeht kein Tag, an dem Boccia nicht Fotos von ihr gemeinsam mit dem Minister, von Mails aus dem Ministerium, vermeintlich vertraulicher Dokumente, ominöser Audiodateien oder mit einer Smart-Brille aufgenommener Videos aus dem Parlament in sozialen Netzwerken veröffentlicht.

    Meloni bestellte ihren Kulturminister am Montag zum Rapport und ließ sich versichern, Boccia habe keinen Zugang zu sensiblen Daten, etwa der Fahrtwege der G7-Minister in Pompeji gehabt, kein Cent an Steuergeldern sei für ihre Dienste aufgewendet worden. Sangiuliano erklärte der Regierungschefin, er habe die 41-Jährige zunächst zu seiner Beraterin machen wollen, es sich dann aber anders überlegt. Italienische Medien spekulieren nun, Sangiulianos Ehefrau hätte die Nominierung unterbunden, was den Zorn der Betroffenen entfachte. Die Opposition verlangt den Rücktritt des Ministers. Es ist nicht das erste Fettnäpfchen, in das der Politiker und frühere Fernsehdirektor tappte. Einmal gab er an, die Bücher eines wichtigen Literaturpreises, bei dem er über den Sieger mitbestimmte, gar nicht gelesen zu haben. Ein andermal behauptete er, Christopher Columbus habe sich bei der Entdeckung Amerikas an den Kenntnissen des erst 72 Jahre später geborenen Galileo Galilei orientiert.

    Giorgia Meloni dürfte sich an Berlusconi erinnert fühlen

    Maria Rosaria Boccia wäre nicht die erste Frau, die mächtige Männer in Italien um den Verstand gebracht hat. Silvio Berlusconi lässt grüßen. Im Bunga-Bunga-Komplex war es allerdings ein ganzer Harem, der die Frage aufwarf, wie viel Kontrolle der Regierungschef des Landes noch über sich selbst hat. Ministerpräsidentin Meloni sind solche Ausschweifungen nicht zuzutrauen. Vor rund einem Jahr gab sie ihrem Lebensgefährten und Vater ihrer Tochter per Instagram-Post den Laufpass. Aus ihrem Liebesleben ist seither kein Deut mehr an die Öffentlichkeit gedrungen.

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