Die Vorgeschichte
Die Spuren jüdischen Lebens in der Region reichen mehr als 3000 Jahre zurück. Eine Inschrift auf einer Stele aus dem Jahr 1208 vor Christus ist das älteste Dokument mit dem Namen „Israel.“ Später eroberten die Römer das Gebiet und vertrieben die Juden, die damit kein eigenes Land mehr hatten. Nach den Kreuzzügen im späten 11. Jahrhundert entstanden in Palästina christliche Kreuzfahrerstaaten. 1187 besiegten sunnitische Muslime die Kreuzfahrer, besetzten das Gebiet und eroberten Jerusalem.
Die zionistische Bewegung
Mit dem wachsenden Antisemitismus und dem Erstarken der Nationalstaaten in Europa entstand Ende des 19. Jahrhunderts die zionistische Bewegungen - mit dem Ziel, einen eigenen Staat für die Juden zu schaffen. Einer ihrer Vordenker war der österreichisch-ungarische Schriftsteller Theodor Herzl. In seinem Buch „Der Judenstaat“ entwarf er 1896 detailliert die Pläne für Aufbau, Masseneinwanderung und Finanzierung eines solchen Staates. Als mögliche Territorien schlug er Palästina oder Argentinien vor.
Die britische Mandatszeit
Im Ersten Weltkrieg besetzte Großbritannien Palästina, das zuvor zum osmanischen Reich gehört hatte. Mehrere Einwanderungswellen ließen den Anteil der jüdischen Bevölkerung dort bald auf 30 Prozent anwachsen. Ihr gegenüber stand die arabisch-palästinensische Nationalbewegung. Gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Juden und Arabern waren an der Tagesordnung. Mit der so genannten Balfour-Deklaration erklärte sich London mit dem Ziel eines eigenen Staates für das jüdische Volk einverstanden.
Da es Großbritannien jedoch nicht gelang, eine Lösung zu finden, übergab es die Verantwortung den Vereinten Nationen. Am 29. November 1947 stimmte deren Vollversammlung für die Errichtung von zwei Staaten, eines jüdischen und eines arabischen. Während die jüdische Seite den Teilungsplan akzeptierte, lehnte ihn die arabische Seite ab. Die 1,3 Millionen Palästinenser bekamen rund 43 Prozent des britischen Mandatsgebietes, die 600.000 Juden gut 56 Prozent, darunter allerdings auch die Wüste Negev. Jerusalem, die Christen, Juden und Muslimen gleichermaßen heilige Stadt, sollte unter internationaler Verwaltung stehen.
Die Staatsgründung
Nach dem Holocaust sollten Menschen jüdischer Herkunft in einem eigenen Staat sicher leben können. Am 14. Mai 1948 rief David Ben Gurion im Stadtmuseum von Tel Aviv den Staat Israel aus. Als 20-Jähriger war er 1906 von Polen nach Palästina ausgewandert und rasch zum Anführer der zionistischen Arbeiterbewegung aufgestiegen. Exakte Grenzen wurden nicht festgelegt. „Warum sollten wir uns zu Grenzen verpflichten, die die Araber ohnehin nicht akzeptieren?“, fragte Ben Gurion damals.
Die israelisch-arabischen Kriege
Bereits am Tag nach der Staatsgründung griffen Ägypten, Jordanien, Syrien, der Libanon und der Irak Israel an. Israel gewann den ersten israelisch-arabischen Krieg und besetzte palästinensische Landesteile. Etwa 700.000 Menschen, wurden vertrieben oder verließen das Land einfach, weil sie nicht unter jüdischer Herrschaft leben wollten - was ihre Nachfahren noch heute als „Nakba“ bezeichnen, eine Katastrophe.
Umgekehrt kam es in der islamischen Welt zu einer Welle von Pogromen gegenüber den dort lebenden Juden. Mindestens 500.000, möglicherweise sogar 850.000 Juden wanderten daraufhin aus muslimischen Ländern nach Israel ein - präzisere Zahlen gibt es nicht. Im Sechs-Tage-Krieg besetzte Israel 1967 das Westjordanland, Ost-Jerusalem, die Golanhöhen und den Gazastreifen. Die Arabische Liga beschloss daraufhin ihre berühmten drei Nein: Nein zum Frieden mit Israel, nein zur Anerkennung Israels, nein zu Verhandlungen mit Israel. 1973 griffen Ägypten und Syriens am höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur, Israel an, mussten sich aber trotz hoher israelischer Verluste geschlagen geben. 1982 marschierte Israel nach einem palästinensischen Attentat gegen den israelischen Botschafter in London in den Libanon ein, wohin sich tausende palästinensische Kämpfer zurückgezogen hatten.
Die erste und zweite Intifada
Das Ziel der 1964 gegründeten Befreiungsbewegung PLO war nicht primär ein eigener Staat, sondern die Vernichtung Israels. Nachdem sich die Spannungen zwischen Israel und den Palästinensern zwischenzeitlich immer wieder verschärft hatten, kam es im Dezember 1987 und im September 2000 zu zwei Palästinenseraufständen. Vor allem bei der zweiten Intifada setzten radikale Palästinenser nicht nur auf Straßenkämpfe und Massenproteste, sondern auch auf Terroranschläge in Israel. Die Zahl der Selbstmordattentate stieg sprunghaft an. Israel reagierte mit dem Bau eines 700 Kilometer langen Sperrwalls, der in der Nähe besiedelter Gebiete aus einer acht Meter hohen Mauer besteht. Seitdem ist die Zahl der Attentate deutlich zurückgegangen.
Die Flüchtlingsfrage
Aus israelischer Sicht haben die 700.000 Palästinenser ihre Häuser 1948 freiwillig oder auf Anweisung der arabischen Truppen verlassen, damit diese freie Bahn hatten. Die Palästinenser selbst sehen sich als Opfer von Vertreibung und fordern ein Recht auf Rückkehr. Das Besondere dabei: Anders als in anderen Konflikten werden auch die außerhalb der strittigen Gebiete geborenen Kinder, Enkel und Urenkel der Vertriebenen ebenfalls noch als Flüchtlinge gezählt, der Flüchtlingsstatus wird quasi vererbt - und damit der Anspruch auf finanzielle Unterstützung durch das Hilfswerk UNRWA. Aus ursprünglich 700.000 palästinensischen Flüchtlingen sind so mehr als fünf Millionen geworden. Sie leben größtenteils als Staatenlose in Jordanien, dem Libanon und Syrien und in offiziellen Flüchtlingslagern in der Region.
Die Osloer Verträge
Nach dem Fall des Eisernen Vorhanges, mit dem viele arabische Staaten die Sowjets als Schutzpatron verloren, kam auch in die angespannten Beziehungen im Nahen Osten Bewegung. Mit dem Osloer Vertrag von 1993, für den der damalige Ministerpräsident Ychtzak Rabin und Palästinenserführer Jassir Arafat den Friedensobenpreis erhielten, wurde die Basis für die palästinensische Selbstverwaltung gelegt. In einem weiteren Schritt wurde das Westjordanland in verschiedene Zonen aufgeteilt, die teils noch von den Israelis, teils schon von den Palästinensern kontrolliert werden.
Das Ziel, mehr Autonomie für die Palästinenser und mehr Sicherheit für die Israelis zu schaffen, wurde durch Terroranschläge, den israelischen Siedlungsbau und die zweite Intifada allerdings immer wieder untergraben. Überdies blieben wichtige Punkte auch im zweiten Vertrag von 1995 ausgeklammert: die Zukunft der jüdischen Siedlungen und der palästinensischen Flüchtlinge sowie der Grenzverlauf und der Status Jerusalems. International anerkannte Grenzen hat Israel nur mit Ägypten und Jordanien, mit denen es 1979 und 1994 Friedensverträge abgeschlossen hat. Ein Angebot des damaligen Ministerpräsidenten Ehud Barak, endlich einen Friedensvertrag auszuhandeln, lehnten die Palästinenser 1999 ab.
Die Siedlungen
Im Westjordanland, in Ost-Jerusalem und auf dem Golan leben heute in rund 200 Siedlungen mehr als 600.000 jüdische Siedler. Ihren Widerstand gegen diese „Landnahme“ begründen die Palästinenser vor allem mit der Genfer Konvention von 1949, nach der Staaten die eigene Zivilbevölkerung nicht in besetzte Gebiete umsiedeln dürfen. Israel dagegen bezweifelt, dass dieses Recht in der Westbank überhaupt anwendbar ist, da sie seinerseits von Jordanien 1948 völkerrechtswidrig annektiert worden sei.
Vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wurden der Bau und die Erweiterung der Siedlungen mehrfach als illegal kritisiert. Während die Palästinenser die Siedlungen als Stachel in ihrem Fleisch betrachten, sind die Siedler mit ihren Industrie- und Agrarbetrieben gleichzeitig Arbeitgeber für mehr als 25.000 Palästinenser. Mit dem Abzug aller Siedler und Militärposten aus Gaza versuchte der damalige Ministerpräsident Ariel Scaron 2005 Frieden gegen Land zu tauschen - ohne Erfolg. Der gegenwärtige Kampf mit der islamistischen Hamas ist der inzwischen vierte Gaza-Krieg, den Israel seit 2008 führt.
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