Der Amtsantritt war typisch für Steffen Seibert. Deutschlands neuer Botschaft in Israel wandte sich an seinem ersten Tag in einem Video auf Hebräisch an die Menschen in Tel Aviv, Jerusalem und den anderen Landesteilen, in denen er die nächsten Jahre die deutschen Farben präsentiert.
Bereits in seiner Zeit als Regierungssprecher hatte der 62-Jährige die Sprache zum Brückenbauen genutzt. Er unterhielt sich auf seinen zahlreichen Reisen als ständiger Begleiter von Alt-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gerne mit den ausländischen Korrespondentinnen und Korrespondenten in ihren Heimatsprachen. Mal auf Englisch, mal auf Französisch, auch Italienisch und Spanisch hatte Seibert drauf, die Journalisten und Journalistinnen waren oft entzückt, so etwas kannten sie von Sprechern anderer Länder nicht.
Die Zeit seit dem Regierungswechsel im Dezember 2021 nutzte Seibert offenbar, um Hebräisch zu lernen. Eine schwierige Sprache, die so komplex ist wie das Land, in dem er jetzt als Botschafter arbeitet. Oft genug war Seibert in der Regierungspressekonferenz gelöchert worden, wie sich Deutschland verhalte. Er musste dann stets geschickt agieren, das israelische Vorgehen einerseits kritisieren, aber auch nicht zu heftig, denn schließlich steht Deutschland vor dem Hintergrund der Ermordung von etwa sechs Millionen Jüdinnen und Juden in einem ganz einzigartigen Verhältnis zu Israel. Da wird jeder Satz eines deutschen Regierungsvertreters genau gewogen.
Steffen Seibert als Regierungssprecher: Manchmal ist Schweigen Gold
Der am 7. Juni 1960 in München geborene Seibert ist zwar kein gelernter Diplomat. Nach dem Abitur 1979 machte er Zivildienst, lebte neun Monate in Südamerika, studierte Geschichte, Literaturwissenschaft und Öffentliches Recht in Hamburg sowie in London, bevor er 1988 beim ZDF einstieg. Aber schon seine Arbeit als Moderator von "heute"-Nachrichten und "heute journal" brachte ihm das Weltgeschehen nahe.
Als er im August 2010 Regierungssprecher wurde, nahm Seibert den Schwung als Journalist erst noch mit. Beim OSZE-Gipfeltreffen in Astana etwa, eine seiner ersten Auslandsreisen, briefte er die mitreisenden Medien noch sehr ausführlich, musste dann aber schnell lernen, dass in der Politik manchmal auch Schweigen gefordert ist. Verbiegen ließ sich der verheiratete Vater dreier Kinder durch den Druck der Regierungsarbeit indes nicht. Seine Offenheit gegenüber der Welt und den Menschen, die auf ihr leben, hat er nun mit nach Israel genommen.