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Huthi-Milizen: Islamistische Hetze lief über Server einer Münchner Firma

Islamismus

Islamistische Huthi-Hetze lief über Server einer Münchner Firma

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    Ein Screenshot aus einem Huthi-Propagandavideo. Das Video wurde über einen Server in München ins Internet gebracht.
    Ein Screenshot aus einem Huthi-Propagandavideo. Das Video wurde über einen Server in München ins Internet gebracht.

    Es ist ein brutales, bizarres Propaganda-Video, das da für jedermann frei im Netz zugänglich war. Islamisten trainieren den bewaffneten Überfall auf Juden. Sie pirschen sich an einen aus Plastik-Pavillons improvisierten Kibbuz heran, der mitten in der Wüste aufgebaut ist. Eine israelische Flagge prangt außen an den Kunststoffplanen. Die Angreifer dringen in das „Dorf“ ein, nehmen zwei Juden-Darsteller gefangen. Einer reißt ein Plakat des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu herunter und trampelt drauf. Ein anderer tritt eine Israel-Fahne von einem Tisch. Am Ende wird der Kibbuz in die Luft gesprengt. Stimmen rufen „Tod den Juden, Sieg dem Islam“.

    In einem Video wird der Überfall auf Juden trainiert

    Das verstörende Video zeigt eine militärische Übung der radikal-islamistischen Huthi-Milizen im Jemen. Der Fernsehsender der Huthi mit dem Namen ansarollah.com hat es verbreitet. Wochenlang ist die extremistische Propaganda zu sehen. Wie gelangt die Hetze ins Netz? Das ARD-Fernsehmagazin report München und das Middle East Media Research Institute, kurz MEMRI, haben nun herausgefunden, dass Deutschland bei der Verbreitung der Kriegspropaganda eine wichtige Rolle spielte. Der Huthi-Sender nutzte Internet-Server der Münchner Firma Contabo für seine Machenschaften.

    Die Huthi sind radikal-schiitische Islamisten aus dem Jemen. Seit Monaten greifen sie westliche Handelsschiffe vor ihrer Küste im Roten Meer an. Erst am Sonntagabend haben sie wieder ein Schiff mit Raketen beschossen. Der Frachter war in Großbritannien registriert. Die zur britischen Marine gehörende Behörde UKMTO teilte mit, die Besatzung habe das

    Die Huthi wollen ein Ende der israelischen Angriffe erzwingen

    Die Huthi wollen mit dem Beschuss von Handelsschiffen ein Ende der israelischen Angriffe im Gazastreifen erzwingen, die auf das brutale Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober folgten. Die USA und Großbritannien haben zuletzt direkt Stellungen der Huthi im Jemen angegriffen.

    Der Huthi-Sender ansarollah.com glorifiziert die verbotene Terrororgansiation Hisbollah und bejubelt jeden Treffer der Kämpfer im Roten Meer. Die westliche Welt wird in Gänze verteufelt. MEMRI hat das Programm von Ansarollah ausgewertet. Vize-Präsident Alberto Fernandez ist davon überzeugt, dass der Sender bewusst durch die gewalttätigen Videos aufwiegelt. Die Filme seien eine Art „Huthi-James-Bond“, die sich direkt an Jugendliche weltweit richteten, die den Westen potenziell hassen. „Die Huthi sind sehr gefährlich“, warnt Fernandez.

    Die Münchner Firma beteuert: Wir haben nichts gewusst

    Doch wie kann es sein, dass derart gefährliche, antisemitische Hetze ausgerechnet über München weltweit verbreitet wird? Der Geschäftsführer der Contabo GmbH, Christian Böing, beteuert gegenüber report München, seine Firma habe davon nichts gewusst. Tatsächlich wird der Sender ansarollah.com unmittelbar darauf von den Servern genommen. Die Website ist seitdem offline. Die Huthi selbst kommentieren das in einer Presseerklärung als „illegale Maßnahme“ und einen „Verstoß gegen die Presse- und Meinungsfreiheit“.

    Der Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums, Konstantin von Notz (Grüne) zeigt sich entsetzt über die Bilder. Es sei nicht hinnehmbar, dass solch eine „antisemitische Hasspropaganda“ über deutsche und europäische Server verbreitet werde. Da müssten den Sonntagsreden nun auch einmal Taten folgen: „Man muss zusehen, dass man diese Dinge aus dem Netz bekommt“, fordert von Notz. Er erwarte von der Bundesregierung, der Polizei und den Geheimdiensten, dass sie nun in diesem Bereich entschlossen agieren.

    Die Fregatte "Hessen" läuft aus dem Hafen aus.
    Die Fregatte "Hessen" läuft aus dem Hafen aus. Foto: Sina Schuldt, dpa

    Der Grünen-Politiker nennt es „maximal bizarr“, dass in Deutschland gerade darüber diskutiert werde, Soldatinnen und Soldaten in dieses Gebiet zu schicken um vor derlei Angriffen zu schützen, wie sie in den Huthi-Videos propagiert werden. Der Bundestag soll am Freitag einem Militäreinsatz gegen die Huthi-Attacken zustimmen. Die Fregatte „Hessen“ ist bereits unterwegs. Das Schiff ist mit Flugabwehrraketen bestückt und wurde speziell für den Geleitschutz und die Seeraumkontrolle konzipiert. 240 Soldaten sind an Bord. 

    Marine-Inspekteur: Ernsthaftester Einsatz seit vielen Jahrzehnten

    Die deutsche Fregatte wird dann Teil einer europäischen Militäroperation sein. Die Außenminister der EU-Staaten haben am Montag in Brüssel die Operation „Aspides“ zum Schutz der Handelsschifffahrt im Nahen Osten beschlossen. Marine-Inspekteur Jan Christian Kaack sagt: „Das ist der ernsthafteste Einsatz einer deutschen Marineeinheit seit vielen Jahrzehnten.“

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