"Was wird geschehen, wenn dieses Regime geht?", fragt Reza Pahlavi: Der Sohn des letzten iranischen Schahs ruft die Opposition innerhalb und außerhalb seines Heimatlandes auf, sich auf einen Umsturz vorzubereiten. Bei der Münchner Sicherheitskonferenz erläuterte der 62-Jährige am Wochenende, wie er sich den Übergang von der Islamischen Republik zu einem demokratischen Iran vorstellt. Pahlavi ist seit 45 Jahren nicht mehr im Iran gewesen, doch nun wird der Kronprinz zu einem Hoffnungsträger der Opposition.
Reza Pahlavi könnte Kopf einer Übergangsregierung werden
Fünf Monate nach Beginn des landesweiten Aufstands gegen die Islamische Republik im September flammen die Proteste wieder auf. Erstmals seit Wochen gingen jetzt wieder Tausende auf die Straßen, um gegen die Hinrichtung von Aktivisten zu protestieren. Schah-Sohn Pahlavi wird als möglicher Kopf einer Übergangsregierung nach einem Sturz der Mullahs gehandelt, weil er den Ruf eines Patrioten und Demokraten genießt, der die notorisch zerstrittene Opposition einen könnte.
Pahlavi verließ den Iran im Jahr 1978 als 17-Jähriger, um sich in den USA als Kampfpilot ausbilden zu lassen. Ein Jahr später musste sein Vater, Mohammad Reza Pahlavi, den Pfauenthron aufgeben und ins Exil gehen, wo er ein Jahr später starb. Der schiitische Klerus, der in Teheran die Macht übernahm, verteufelt das mit den USA verbündete Schah-Regime bis heute als Ausbund des Bösen.
Der junge Pahlavi kann allerdings nicht für die brutale Unterdrückung Andersdenkender während der Herrschaft seines Vaters verantwortlich gemacht werden. Außerdem stellte der Kronprinz seine Heimatliebe immer wieder unter Beweis: In den 80er Jahren meldete er sich als Freiwilliger, um als Pilot für den Iran am Krieg gegen den Irak teilzunehmen. Die Mullahs in Teheran lehnten ab.
Pahlavi blieb von den USA aus mit er Opposition im Iran verbunden
Von den USA aus hielt Pahlavi nach eigenen Angaben über Jahrzehnte enge Kontakte mit Oppositionellen im Iran. Heute gehört er zu den prominentesten Regimegegnern auf der internationalen Bühne. Sein Ziel für den Iran sei ein demokratisches System mit einem Rechtsstaat nach westlicher Prägung und einer Verfassung, die auf der UN-Menschenrechtskonvention beruhe, sagte der Kronprinz in München.
Zum Jahrestag der Islamischen Revolution vom Februar 1979 nahm Pahlavi Anfang Februar zusammen mit Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, der Frauenrechtlerin Masih Alinejad, der Schauspielerin Golshifteh Farahani und anderen Aktivisten an einer Podiumsdiskussion der Georgetown-Universität in Washington teil. Die Redner riefen die Opposition zur Einheit auf. Pahlavi verlangte, die Vorbereitung auf die Zeit nach dem erhofften Sturz der Islamischen Republik müsse jetzt beginnen: "Lasst uns die ganzen Parolen vergessen, die Ärmel hochkrempeln und mit der Arbeit anfangen", sagte er.
Kann der Kronprinz die Opposition im Iran einen?
Pahlavi und andere Oppositionelle streben die Verständigung auf einen Katalog demokratischer Mindestanforderungen an einen künftigen iranischen Staat an. Eine Einigung auf die Charta wäre ein Durchbruch für die Opposition. Die Zersplitterung der Regimegegner sei einer der Gründe, warum sich die Islamische Republik seit mehr als 40 Jahren an der Macht halten könne, obwohl sie von vielen Iranern abgelehnt werde, sagte der britische Iran-Experte Farhang Jahanpour unserer Redaktion. Auch er hält den Schah-Sohn für die derzeit "aussichtsreichste Alternative" zur Islamischen Republik. Die Monarchie habe nach wie vor viele Unterstützer im Iran, meint er. Außerdem sei Pahlavi ein eloquenter und intelligenter Fürsprecher eines demokratischen Regierungssystems.
Pahlavi selbst verspricht, er wolle nicht die absolute Monarchie seines Vaters wiederbeleben, sondern strebe stattdessen einen möglichst schnellen Übergang zur Demokratie an. Ein neuer Iran werde mit Israel und den arabischen Staaten zusammenarbeiten, sagte er in München. Auch alle Bemühungen um den Bau einer Atombombe würden nach einem Umsturz in Teheran enden, versichert der Thronfolger. Internationale Atominspektoren haben nach Medienberichten im Iran hochangereichertes Uran gefunden, bei dem nur noch wenig für den Bombenbau fehlt.
Warum Reza Pahlavi auch unter Oppositionellen nicht unumstritten ist
Unumstritten ist Pahlavi unter iranischen Oppositionellen jedoch nicht. Erstens fragen Kritiker, ob die wohlhabende Pahlavi-Familie vom Reichtum des früheren Schahs zehrt, der während seiner diktatorischen Herrschaft ein Milliardenvermögen angehäuft hatte. Zweitens ist offen, ob ein über 60-Jähriger, der zwei Drittel seines Lebens außerhalb des Irans verbracht hat, von der jungen Generation im Iran, dem Rückgrat der Protestbewegung, akzeptiert würde.
Drittens muss sich Pahlavi fragen lassen, warum er nicht Oppositionspolitiker im Iran als Anführer eines politischen Übergangs empfiehlt. Der Wandel im Iran müsse aus dem Land selbst kommen, sagt Jahanpour. "Es wäre weiser, wenn die Opposition eine demokratische Bewegung im Iran unterstützen würde, statt zu versuchen, eine Person oder eine Organisation von außen durchzusetzen."