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  3. Interview Christoph Quarch: Wird die Fußball-EM ein Sommermärchen bescheren?

Interview
28.05.2024

"Eine Energiespritze mithilfe von Julian Nagelsmann wäre gut für unser Land"

Schafft es Deutschland, das Sommermärchen aus dem Jahr 2006 zu wiederholen und Kraft aus der Fußball-EM zu schöpfen?
Foto: Kay Nietfeld, dpa

Krieg, Inflation, politischer Streit – die Stimmung könnte besser sein. Wird die EM Deutschland ein neues Sommermärchen bescheren? Der Philosoph Christoph Quarch ist zuversichtlich.

Herr Quarch, sind Sie Fußball-Fan?

Christoph Quarch: Oh ja, ich bin großer Fußball-Fan!

Wie groß ist Ihre Vorfreude auf die Europameisterschaft im eigenen Land? Irgendwie scheint der Funke noch nicht so recht zu zünden.

Quarch: Im Moment habe ich so viel Arbeit, dass ich mich noch nicht wirklich auf die EM vorbereitet habe. Aber in diesen Tagen spüre ich, dass Vorfreude aufkeimt. Es fühlt sich gut an, einmal wieder ein echtes Fußball-Fest zu erleben. Die letzte Weltmeisterschaft im Winter in Katar war irgendwie nichts. Jetzt eine Europameisterschaft ohne moralische Skrupel oder Covid-Angst auf sich zukommen zu lassen, das ist schön.

Die Pandemie dürfte gleichwohl vielen noch in den Knochen stecken. Hinzu kommen der Krieg in der Ukraine, die Nachwirkungen der Energiekrise, der Dauerstreit in der Regierung. Hat die EM die Kraft, die angeschlagene Stimmung im Land zu drehen?

Quarch: So etwas ist schwer vorherzusagen. Aber grundsätzlich glaube ich durchaus, dass eine Europameisterschaft das Potenzial in sich trägt, weit über die Stadien hinaus Menschen zu erreichen und zu begeistern. Die vielleicht gar nicht mal so bewusste Sehnsucht danach ist jedenfalls groß, entsprechend ist auch eine echte Empfänglichkeit dafür vorhanden. Ich bin zuversichtlich, dass wir ein Sportereignis erleben werden, von dem positive Schwingungen ausgehen. 

Hat das Land diese positiven Schwingen gerade besonders nötig?

Quarch: In den vergangenen Monaten, wahrscheinlich sogar in den vergangenen Jahren hat sich ein zunehmender Unmut in Deutschland breitgemacht. Dabei geht es uns eigentlich sehr gut. Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland ist bei Weitem nicht so schlecht, wie sie geredet wird, auch die Ampelkoalition ist besser als ihr Ruf. Das heißt: Die Missstimmung im Land ist in meinen Augen zu einem guten Teil hausgemacht – und meine Hoffnung ist, dass Sportereignisse wie die Fußball-EM, oder auch Olympia uns aus diesem Dauernörgelmodus herausholen können. Vieles wird davon abhängen, wie die deutsche Nationalmannschaft spielt. Aber das Potenzial ist da. Wir brauchen solche Ereignisse, wir können nicht ständig in politischen Diskussionen gefangen sein und darüber reflektieren, wie es um die Demokratie und unser Gemeinwesen bestellt ist. Menschen brauchen besondere Zeiten, in denen sie einfach nur sein können. 

Christoph Quarch ist Philosoph und Autor.
Foto: Ulrich Mayer

Die Nationalmannschaft ist ja irgendwie auch ein emotionales Konstrukt. Hinter ihr können sich selbst jene versammeln, die sich über Politik die Köpfe einschlagen…

Quarch: Menschen brauchen Räume, in denen es nicht nur um Funktionalität und Effizienz geht, in denen es nicht darum geht, sich im Diskurs mit anderen durchzusetzen und für sich das Beste herauszuholen. Wir brauchen Zeiten, in denen der „homo oeconomicus“, der rationale, wirtschaftlich denkende Mensch, schlafen geht und Platz macht für den „homo ludens“, den spielenden Menschen. Menschen sind begeistert von großen Veranstaltungen – Begeisterung ist eine Quelle der Vitalität und der Energie, beides brauchen wir in unserem Land ganz dringend. Hinzu kommt: Spiele bringen Menschen zusammen. Man erlebt etwas gemeinsam, man feiert gemeinsam und manchmal verliert man auch gemeinsam. Spiele haben deshalb immer das Potenzial, uns aus unserer Ego-Blase zu befreien. Und genau das tut Not. Denn dieser Unmut, der sich im Land breitgemacht hat, hat viel damit zu tun, dass die Menschen nur noch um sich selbst und ihre persönlichen Belange kreisen und darüber den Blick für andere und das große Ganze verlieren.

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Auch im Jahr 2006 schien Deutschland von Debatten erschöpft. Es wurde gar vor No-go-Areas gewarnt, Gebiete, in die sich Ausländer besser nicht begeben sollten. Doch mit einem Mal erfasste eine große Unbeschwertheit das Land, das Sommermärchen war geboren. Wie ist das damals gelungen?

Quarch: Damit so etwas gelingt, müssen mehrere Faktoren zusammenkommen, die nur leider niemand in der Hand hat. Man kann Begeisterung nicht erzwingen. Wenn man Begeisterung erzwingen will, ist das nichts anderes als Manipulation, es fehlt dem Ganzen die Freiheit. Man kann aber Rahmenbedingungen schaffen. Früher war das die Aufgabe der Religionen. Da diese die Menschen nicht mehr erreichen, sind heute Sportereignisse einige der wenigen kulturellen Räume, in denen Begeisterung wachsen kann. Die Voraussetzungen dafür sind bei der EM gegeben: Wir haben eine Fußball-affine Bevölkerung, wir liegen in der Mitte Europas und wir sind ein gastfreundliches Land. Das ist auch eine der Erinnerungen, die ich an 2006 habe – es waren gar nicht einmal so sehr die Fanmeilen mit ihren schwarz-rot-goldenen Fahnen, sondern eher die heitere Gelassenheit in den Großstädten, wo man mit Fans anderer Mannschaften zusammengekommen ist. Dort herrschte ein europäischer Geist. Es wäre schön, wenn sich das bei der EM wiederholen würde.

Deutsche Fans jubeln mit Nationalfahnen und halten ein Spruchband mit dem Schriftzug "Wir sind stolz auf Euch".
Foto: Marcel Mettelsiefen, dpa (Archivbild)

Die EM fängt nur wenige Tage nach der Europawahl an.

Quarch: Wenn es gut läuft – und ich bin da sehr zuversichtlich – könnte der Juni 2024 für das Projekt Europa einen starken Impuls setzen. Ich gehe davon aus, dass die Rechten bei der Europawahl doch nicht so stark abschneiden werden, wie befürchtet. Wenn sich Europa dann auch noch bei seinem Lieblingssport selbst feiern kann, könnte das für alle Europäer ein schöner Sommer werden.

Was stimmt Sie ausgerechnet mit Blick auf die Europawahl zuversichtlich? Die Begeisterung für die EU hält sich ja schwer in Grenzen, noch nicht einmal der Wahlkampf kommt in Schwung. 

Quarch: Bei vielen Gesprächen stelle ich fest, dass sich die Menschen nach einem Vorankommen Europas sehnen. Natürlich gibt es auch Ängste, aber mein Eindruck ist, dass sich das Stimmungsbild in der ersten Jahreshälfte 2024 gedreht hat und der Sinn für die Demokratie stärker geworden ist. Es könnte sein, dass die Populisten ihren Zenit überschritten haben. 

Das Sommermärchen 2006 markierte so etwas wie einen gesellschaftlichen Befreiungsschlag. Die Deutschen durften wieder stolz sein auf ihr Land, überall sah man schwarz-rot-gold. Wie ist das heute, da die AfD und andere Pöbler dem Nationalstolz wieder einen anderen, weniger freundlichen Klang gegeben haben?

Quarch: Eigentlich würde ich mir mehr Europafahnen und weniger Deutschlandfahnen wünschen. Aber das ist bei einer Europameisterschaft natürlich nicht zu erwarten, wo Nationalmannschaften gegeneinander spielen. Ich selbst habe mich schon 2006 nicht leicht damit getan, dass Menschen mit Deutschlandfahnen durch die Innenstädte zogen – da bin ich anders sozialisiert. Trotzdem finde ich es wichtig, den Rechten und anderen Feinden der Demokratie die nationalen Symbole nicht zu überlassen. Deshalb ist diese EM auch eine Chance, die nationale Symbolik in die Mitte der Gesellschaft zurückzuholen – denn da gehört sie hin. Wir haben eben erst den 75. Geburtstag des Grundgesetzes gefeiert. Wir haben Grund zu Verfassungspatriotismus. Deutschland ist eine der stabilsten Demokratien der Welt. Das zu betonen, finde ich wichtig. Dazu darf der Fußball gerne die Begleitmusik liefern. Bedenklich wäre es hingegen, wenn wir bei der EM Neonazi-Gruppen erleben müssten, die schwarz-rot-gold schwenkend „Ausländer raus“ rufen. Ich hoffe, dass uns das erspart bleibt.

Video: dpa

Hat die Fußball-WM 2006 Deutschland wirklich verändert? Oder bleibt ein Märchen eben doch ein Märchen und hat mit der Wirklichkeit nur wenig zu tun?

Quarch: Deutschland hat sich nach 2006 meiner Meinung nach tatsächlich verändert. Das hat damit zu tun, dass wir eine Mannschaft hatten, der viele Sympathieträger angehörten. Es war eine bunte Mannschaft. Das wird diesmal wieder so sein, die deutsche Mannschaft ist sogar noch viel bunter geworden. Wichtig wäre, dass sie zumindest das Viertelfinale erreicht, um einen Spannungsbogen aufbauen zu können. Vielleicht sind die Fußball-Götter uns ja wohlgesonnen. Nach den Pleiten der vergangenen Jahre wäre es an der Zeit.

Egal wie die Fußball-Götter sich entscheiden, müssten wir uns in Deutschland nicht häufiger daran erinnern, dass es uns eigentlich ganz gut geht?

Quarch: Es gibt die Inflation, es gibt die steigenden Energiepreise, es gibt Menschen, denen es besser gehen sollte. Das alles will ich nicht kleinreden. Aber gerade für jene, die nah am Existenzminimum leben, tut die aktuelle Regierung besonders viel. Trotzdem haben wir in Deutschland so eine aufgeheizte Atmosphäre, in der neue Feindbilder geschaffen werden. Selbst demokratische Parteien spielen da eine ungute Rolle, die Union polarisiert viel zu stark. Demokratie lebt von Meinungsverschiedenheit, aber sie lebt eben auch von der Zusammenarbeit. Viele sagen ja, wir hätten die schlechteste Regierung seit Langem – ich sage: Wir haben die schlechteste Opposition seit Langem, weil sie nicht kooperiert. Der Unmut, der ohne Not so entsteht, lähmt uns für die bevorstehenden Aufgaben. Das ist nicht gut. Von daher: Eine Energiespritze mithilfe von Julian Nagelsmann und seinen Jungs wäre gut für unser Land. 

Zur Person: Christoph Quarch, 59, ist Philosoph und Autor. Er berät Unternehmen und unterrichtet an verschiedenen Hochschulen. Zuletzt ist sein Buch "Den Geist Europas wecken" (Europa Verlag) erschienen. 

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01.06.2024

Solange nicht wieder Kasperle-Theater mit Regenbogenbinde und Mundzuhalten o.ä. stattfindet, sollte es klappen; aber unter Nagelsmann hat solcher Schwachsinn eh keinen Platz. ZickeZackeHoiHoiHoi