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Integrationsdebatte: Pascha-Aussagen von Friedrich Merz bringen Zündstoff in Berliner Wahlkampf

Integrationsdebatte

Pascha-Aussagen von Friedrich Merz bringen Zündstoff in Berliner Wahlkampf

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    CDU-Chef Friedrich Merz warnt, dass Lehrerinnen bereits in Grundschulen verbale Gewalt erlebten.
    CDU-Chef Friedrich Merz warnt, dass Lehrerinnen bereits in Grundschulen verbale Gewalt erlebten. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Dass der Auftritt von Friedrich Merz in der ersten Sendung von Markus Lanz nach der Weihnachtspause einigen Wirbel auslösen könnte, war einem weiteren Gast der Talkshow schon am Dienstagabend klar: Der durch seine Bücher zu Migration und Bildung bekannte Erziehungswissenschaftler Aladin El-Mafaalani sagte in der Sendung: „Also wahrscheinlich werden Sie in ein, zwei Wochen das zurücknehmen müssen.“ Der Osnabrücker Professor bescheinigte dem CDU-Vorsitzenden ein bisschen zu viele Stereotype über Arabischstämmige.

    Der in Deutschland als Sohn syrischer Eltern geborene Bildungsforscher lag damit nicht ganz falsch: Bereits am nächsten Morgen ließ die Kritik an Merz nicht auf sich warten, der in der Diskussion über die Krawalle in der Berliner Silvesternacht auf Integrationsprobleme hinweisen wollte: Lehrerinnen und Lehrer erlebten bereits in den Grundschulen verbale Gewalt. 

    Friedrich Merz beklagt verbale Gewalt gegen Lehrerinnen

    Wenn sie Kinder zur Ordnung rufen wollten, kämen in der Folge die Väter in die Schulen und verböten sich dies. „Insbesondere, wenn es sich um Lehrerinnen handelt, dass sie ihre Söhne, die kleinen Paschas, da mal etwas zurechtweisen. Da fängt es an.“ Wenn man nicht in der Lage sei, den Lehrkräften zu helfen, dass sie sich gegen diese Phänomene zur Wehr setzten, „dann sind es in der Schule die Achtjährigen und dann draußen auf der Straße in wenigen Jahren die 15-Jährigen“. Es gebe ein Problem mit einer kleinen Gruppe von Ausländern. „Das sind überwiegend Jugendliche aus dem arabischen Raum, die nicht bereit sind, sich hier an die Regeln zu halten, die Spaß daran haben, diesen Staat herauszufordern“, sagte Merz. 

    SPD-Staatsministerin nennt Merz' Pascha-Aussage rassistisch

    Die zugespitzte Pascha-Aussage liefert Zündstoff im Berliner Wahlkampf, nachdem die Landtagswahl wegen massiver Organisationsprobleme wiederholt werden muss: SPD-Regierungschefin Franziska Giffey widersprach Merz prompt. Es sei eine typische Denke, es gehe um irgendwelche Menschen, die hierhergekommen seien und sich nicht an die Regeln hielten. „Das ist aber nicht der Fall“, erklärte die Regierende Bürgermeisterin. „Die jungen Leute, über die wir hier mehrheitlich reden, das sind Berliner Kinder.“ Sie hätten teilweise Ausgrenzungserfahrungen gemacht und seien in einer gesellschaftlichen Lage, die ihnen sehr wenig Möglichkeiten über ihren Kiez hinaus biete. 

    Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, die SPD-Politikerin Reem Alabali-Radovan, bewertete die Merz-Aussagen gar als rassistisch: „Diese Bemerkung schürt rassistische Ressentiments und kann auch zur Stigmatisierung ganzer Gruppen führen.“ Die Staatsministerin forderte mit Blick auf die Berliner Silvesternacht, die Angreifer „nach ihren Taten zu beurteilen und nicht nach ihren Vornamen“. 

    Lehrerpräsident unterstützt Merz' Pascha-Kritik als richtig

    Die Lehrerverbände reagierten unterschiedlich auf die Problembeschreibung des CDU-Chefs. „Die zitierte Aussage und die Pauschalierung kann ich nicht bestätigen und halte sie für sehr überzeichnet und nicht zutreffend“, sagte der Vorsitzende des Grundschulverbands Edgar Bohn. Dagegen stellte sich der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbands Heinz-Peter Meidinger hinter die Diagnose: Merz habe recht, sagte Meidinger, „auch wenn man natürlich einschränken muss, dass das jetzt nicht ein Generalverdacht oder Pauschalvorwurf an alle Familien mit einem entsprechenden Migrationshintergrund sein kann“. Grundsätzlich gebe es aber ein Problem, dass insbesondere weibliche Lehrkräfte nicht ernst genommen würden und deren Autorität nicht anerkannt würde, warnte Meidinger. (mit dpa)

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