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Impfquote: Warum in Bremen angeblich mehr als 100 Prozent der Erwachsenen geimpft sind

Impfquote

Warum in Bremen angeblich mehr als 100 Prozent der Erwachsenen geimpft sind

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    In Bremen geimpft heißt nicht automatisch, dass ein Bremer geimpft wurde. Bessere Daten stehen dem RKI aber bundesweit nicht zur Verfügung.
    In Bremen geimpft heißt nicht automatisch, dass ein Bremer geimpft wurde. Bessere Daten stehen dem RKI aber bundesweit nicht zur Verfügung. Foto: Sina Schuldt, dpa

    Die Impfquote in Deutschland ist nach wie vor zu niedrig, das betonen verschiedene Expertinnen und Politiker immer wieder.

    Ein Detailwert ist hingegen zu hoch: die Quote der mindestens einmal geimpften über 18-Jährigen in Bremen. Denn der Wert wird inzwischen mit über 100 Prozent angegeben. Es sind demnach mehr Erwachsene geimpft, als in

    Mehr Geimpfte als Einwohner? Was unlogisch klingt, ist auf eine bereits seit langem bekannte Unschärfe der erhobenen Daten zurückzuführen. Denn Ärztinnen und Ärzte erheben den Wohnort von Geimpften nicht. Sie müssen dem RKI lediglich melden, wie viele Impfungen sie verabreicht haben, welcher Impfstoff verwendet wurde, um die wievielte Dosis es ging und wie viele der Geimpften unter 18 oder über 60 waren. Der Wohnort wird nicht erfasst.

    Bremen gibt bei den über 18-Jährigen eine Impfquote von 100,4 Prozent an

    Wie das RKI betont, hätte man den Wohnort eigentlich gerne erhoben. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatte allerdings zu Beginn der Impfkampagne darum geworben, dass die

    Bei der Impfung zählt nicht der Wohnort, sondern der Sitz der Praxis

    Wer also im bayerischen Neu-Ulm wohnt, sich aber im baden-württembergischen Ulm impfen lässt, erhöht die Impfquote des Nachbarbundeslandes. Da sich allerdings gleichzeitig auch Baden-Württemberger in Bayern impfen lassen dürften, ist davon auszugehen, dass die Verzerrung der Daten in diesem Fall nicht stark ins Gewicht fällt. Bei einem Stadtstaat wie Bremen könnte der Effekt schon größer sein: Dort haben möglicherweise mehr Menschen aus dem niedersächsischen Umland eine Impfung in der Hansestadt erhalten als Bremer im Umland.

    Ein Sprecher der Bremer Senatorin für Gesundheit teilt mit, dass etwa direkt zu Beginn der Impfkampagne Beschäftigte von Kliniken und Pflegeeinrichtungen in Bremen geimpft wurden, von denen auch viele in Niedersachsen wohnten. "Uns war und ist es wichtig dort einen vollständigen Schutz für diese Einrichtungen herzustellen, unabhängig vom Wohnort der Beschäftigten", erklärt der Sprecher.

    Es habe aber durchaus andersherum Menschen aus der Hansestadt gegeben, die sich in Umland impfen ließen. "Wir haben bereits im Sommer einen Abgleich zwischen Bremen und Niedersachsen vorgenommen und sind hier nicht zu einer sehr großen Differenz gekommen." Allerdings sei der Abgleich nur für die Impfzentren möglich gewesen, nicht für die Impfungen bei niedergelassenen Ärzten.

    Die Verzerrung könnte auch durch die Bremer Impfkampagne verstärkt worden sein, die offenbar gut organisiert und damit wohl nicht nur für die eigenen Bürger attraktiv war: Der Stadtstaat hatte besonders früh ein Impfzentrum eingerichtet und Risikogruppen per Brief eingeladen, außerdem setzt er seit längerem auf Impftrucks und andere mobile niederschwellige Angebote. Der Bremer Senat betont jedenfalls, man gehe davon aus, "dass unsere Impfquote trotz der Einschränkungen tatsächlich sehr hoch ist".

    Die gleiche Unschärfe wegen nicht erhobener Wohnortdaten gibt es auch auf Kreisebene. Deshalb lassen sich bundesweit keine belastbaren Impfquoten für einzelne Landkreise und kreisfreie Städte berechnen.

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