Georg Ratzinger ist tot. Der langjährige Leiter der Regensburger Domspatzen und ältere Bruder des früheren Papstes Benedikt XVI. ist am Mittwoch im Alter von 96 Jahren gestorben.
Dass Ratzinger im Sterben lag, war bekannt geworden, als Benedikt vor zwei Wochen überraschend aus dem Vatikan zu einem Besuch anreiste. Genaue Informationen zu Trauerfeier und Beerdigung gab es noch nicht.
Nach Bistumsangaben soll Ratzinger in der Stiftskirche St. Johann neben dem Regensburger Dom aufgebahrt werden. Dort bekommt die Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich von ihm zu verabschieden. Es werde zudem ein Requiem geben, sagte Bistumssprecher Clemens Neck. Inwieweit die Domspatzen daran mitwirken können, sei noch offen. Die Beerdigung sei auf dem Unteren Katholischen Friedhof geplant.
"Wir gehen davon aus, dass Benedikt nicht nach Regensburg reisen können wird", sagte Neck. Ausschließen könne man das aber nicht. Den genauen Ablauf für die Trauerfeier will das Bistum am Donnerstag bekanntgeben. Am Mittwoch fanden die Aussegnungsfeier statt.
Regensburgs Bischof Rudolf Voderholzer würdigte Ratzinger laut Mitteilung mit den Worten: "Lieber Domkapellmeister, Sie waren mir ein priesterlicher Mitbruder und Ratgeber. Ihre Musik war Gebetsschule, Glaubensunterweisung und Predigt."
Die Brüder Ratzinger hatten vor zwei Wochen Abschied voneinander genommen. Nun sei der ältere der beiden "einen leichten Tod" gestorben, sagte Bistumssprecher Neck. Der 96-Jährige sei um die Mittagszeit eingeschlafen. Das Wiedersehen vor zwei Wochen habe beiden gut getan. Sie seien einander aufs Engste verbunden gewesen. In den vergangenen Tagen habe Georg Ratzinger nur noch wenig gegessen und getrunken, sei aber immer wieder ansprechbar gewesen. Am Mittwochmorgen habe ihn noch der Bischof besucht.
Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, sagte zum Tod Georg Ratzingers: "In dieser Situation fühle ich mich besonders dem Papst emeritus nahe, der seinen Bruder verloren hat. Mit seinem Besuch in Regensburg hat er ein Zeichen echter christlicher Nächstenliebe gesetzt." Georg Ratzinger habe den größten Teil seins priesterlichen Lebens in Regensburg verbracht. Besonders habe er "die Kirchenmusik als Ausdruck des Gotteslobs gepflegt und vorangebracht".
Domkapellmeister Christian Heiß betonte, Ratzinger habe die Domspatzen auf bestmöglichem Niveau geleitet und in die Zukunft geführt. "Seine unvergleichliche Hingabe an die Kirchenmusik, der er sich mit Leib und Seele verschrieben hatte, sein Klangsinn, seine beständige Sorge für die Institution und seine Bescheidenheit bei allem Erfolg sind mir Ansporn und Vorbild."
Bis zu Beginn des Jahres hatte der weitgehend erblindete Georg Ratzinger noch aktiv am Leben teilgenommen, wie der Bistumssprecher berichtete. Der 96-Jährige habe sich im Rollstuhl um den Block schieben oder aus der Zeitung vorlesen lassen. "Er nahm noch Anteil an den Geschehnissen." Im März war noch ein Besuch Ratzingers im Vatikan geplant gewesen, der dann jedoch wegen Corona ausfiel. Daraufhin ging es dem 96-Jährigen stetig schlechter, weswegen Benedikt kurzfristig nach Regensburg reiste.
Er habe nicht zu spät kommen wollen, sagte Neck zu dem spontanen Besuch des früheren Papstes bei seinem Bruder. Fünf Tage lang hatte sich Benedikt in seiner ehemaligen Heimat aufgehalten. Zweimal täglich besuchte er seinen älteren Bruder in dessen Wohnhaus in der Regensburger Altstadt zum Gebet. Zudem suchte er das Grab seiner Eltern und Schwester auf, den Dom sowie sein früheres Haus in der Gemeinde Pentling.
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Stationen aus dem Leben von Georg Ratzinger
Mitteilung Regensburger Domspatzen
Mitteilung Bistum Regensburg mit Online-Kondolenzbuch