Die EU bereitet eine Beteiligung an der US-Initiative zur Sicherung der Handelsschifffahrt im Roten Meer vor. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hat der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell einen Vorschlag gemacht, wie dafür das Mandat der bereits existierenden Antipiraterie-Operation Atalanta ausgeweitet werden könnte. Er wird derzeit von den 27 EU-Staaten geprüft und soll möglichst kurzfristig formalisiert werden.
Bei einem EU-Treffen am Donnerstag äußerte nach Angaben von Diplomaten nur noch Spanien einen Vorbehalt gegen den Plan für die Mandatsänderung. In Brüssel wird gehofft, dass er auf innenpolitische Differenzen in Madrid zurückzuführen ist, die zügig beigelegt werden können.
Die von den USA ins Leben gerufene Operation "Prosperity Guardian" (etwa: Hüterin des Wohlstands) sieht vor, die internationale Militärpräsenz im Roten Meer deutlich zu verstärken.
Huthis greifen Schiffe im Roten Meer an
Nach Beginn des Gaza-Kriegs attackierten die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen mehrfach Schiffe im Roten Meer, um sie an einer Durchfahrt in Richtung Israel zu hindern. Ziel der Huthis ist es, ein Ende der israelischen Angriffe im Gazastreifen zu erzwingen. Mehrere EU-Staaten hatten bereits bilateral Unterstützung für die US-Initiative zugesagt. Unter anderem Spanien und Deutschland wünschen sich allerdings ein EU-Mandat für eine Beteiligung.
Nach Angaben von EU-Diplomaten soll es das neue Mandat ermöglichen, dass sich Kriegsschiffe aus EU-Staaten an der Überwachung des Roten Meeres beteiligen können. Zudem ist auch eine Begleitung von Handelsschiffen mit Marineeinheiten denkbar, die über Abwehrsysteme gegen Raketen und Drohen verfügen. Als unwahrscheinlich gilt hingegen, dass eine Beteiligung an pro-aktiven Militäraktionen gegen Huthi-Rebellen vorgesehen wird.
Auslöser des Gaza-Kriegs war die grausame Terrorattacke der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober. Sie ermordeten mehr als 1200 Menschen. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive.
USA: Über 20 Länder beteiligen sich an Militärbündnis
Mehr als 20 Länder haben sich nach Angaben der USA bislang bereit erklärt, bei "Prosperity Guardian" mitzumachen. An dem Bündnis beteiligen sich demnach unter anderen das Vereinigte Königreich, Bahrain, Kanada, Frankreich, Italien, die Niederlande, Norwegen und die Seychellen. Große Reedereien meiden zunehmend die Route, über die etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels läuft.
Menschen im Jemen demonstrieren gegen US-Militär-Initiative
Tausende Menschen im Jemen sind auf die Straße gegangen, um gegen die von den USA geführte Militärkoalition im Roten Meer zu protestieren. Die von den Huthis kontrollierte Nachrichtenagentur Saba veröffentlichte zahlreiche Nachrichten über Demonstrationen in größeren Städten im Norden des Jemen, darunter in der Hauptstadt Sanaa. Ein Sprecher des Militärs veröffentlichte Fotos von großen Menschenansammlungen in Sanaa. Gleichzeitig warnte eine von den Huthis veröffentlichte Mitteilung Länder, sich der Koalition der USA anzuschließen. Man werde auf jede feindliche Aktion antworten.
UN: Hunderttausenden in Gaza droht der Hungertod
Zwar kommen inzwischen wieder mehr Laster mit Hilfsgütern in den Gazastreifen, Hilfsorganisationen klagen aber über mangelnden Zugang zu notleidenden Menschen. Solange die Kämpfe in Gebieten andauerten, in denen sich Zivilisten befänden, sei es dem Roten Kreuz nicht möglich, die Hilfe dorthin zu bringen, sagte ein Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) kürzlich dem US-Sender CNN.
Angesichts der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen wird die humanitäre Lage in dem abgeriegelten Küstenstreifen immer katastrophaler. Aufgrund der "weltweit beispiellosen" Situation warnen die Vereinten Nationen vor dem Hungertod von Hunderttausenden Palästinensern.
Eine neue Studie mehrerer UN-Agenturen und anderer Institutionen vom Donnerstag kommt zu dem Schluss, dass in dem abgeriegelten Küstenstreifen 577.000 Menschen in die schwerwiegendste Kategorie des Hungers fallen. Fast alle Bewohner seien von Hunger oder Vertreibung betroffen.
UN: Keine sicheren Zonen
Rund 1,9 der etwa 2,2 Millionen Einwohner des schmalen Gazastreifens mussten wegen der Kämpfe ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Israel hat sie aufgerufen, in sichere Zonen zu gehen, die das israelische Militär auf Landkarten eingezeichnet hat. Solche Zonen gibt es aber nicht, wie die Vereinten Nationen betonen.
Mehr als 20.000 Tote im Gazastreifen
Nach Darstellung der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen, die von der Hamas kontrolliert wird, sind seit Kriegsbeginn 20.057 Palästinenser getötet worden. Allein in den vergangenen zwei Tagen seien 390 Menschen getötet worden, teilte die Behörde am Freitag mit. Demnach sollen insgesamt 53.320 Menschen verletzt worden sein. Zuletzt hatte die Hamas-Behörde von mindestens 20.000 Toten gesprochen, die Zahl aber nicht konkret benannt. Unter den Todesopfern sollen auch Tausende Minderjährige sein. Die Informationen können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.
Im Süden Gazas mehr als 12.000 Menschen pro Quadratkilometer
Im Gazastreifen leben durch die von Israel angeordneten Räumungen weitreichender Landstriche inzwischen Hunderttausende Menschen auf kleinstem Raum. Die Bevölkerungsdichte in Rafah im Süden liege bei mehr als 12.000 Personen pro Quadratkilometer, berichtete das UN-Nothilfebüro OCHA. Das entspricht viermal so viel wie vor Kriegsbeginn. Zum Vergleich: In Berlin leben im Schnitt rund 4100 Menschen auf einem Quadratkilometer, in der Hauptstadt von Bangladesch, Dhaka, sind es etwa 23.000 pro Quadratkilometer.
Rund 1,9 der etwa 2,2 Millionen Einwohner des schmalen Gazastreifens mussten wegen der Kämpfe ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Israel hat sie aufgerufen, in sichere Zonen zu gehen, die das israelische Militär auf Landkarten eingezeichnet hat.
Solche Zonen gibt es aber nicht, betonen die Vereinten Nationen. Eine sichere Zone müsse mindestens Aufenthaltsmöglichkeiten, Schutz, Sanitäranlagen sowie genügend Nahrung und Trinkwasser bieten. Das sei nirgendwo der Fall. Bei den von Israel markierten Zonen handele es sich teils lediglich um Bürgersteige. Gebäude seien völlig überfüllt, viele Menschen kampierten unter freiem Himmel und ohne Schutz.
Dutzende weitere Ausländer sollen Gazastreifen verlassen
Die Ausreisen von Ausländern und Palästinensern mit zweitem Pass aus dem Gazastreifen gehen weiter. Am Freitag sollten Dutzende Menschen aus dem abgeriegelten Küstengebiet nach Ägypten ausreisen, wie aus einer Liste der palästinensischen Grenzbehörde am Übergang Rafah hervorging. Es handelt sich demnach um Menschen mit britischer, US-amerikanischer und mexikanischer Staatsbürgerschaft.
Seit Kriegsbeginn vor mehr als zwei Monaten reisten Hunderte Ausländer und Doppelstaatler über Rafah aus. Nach Angaben des ägyptischen Außenministeriums vom November hielten sich zeitweise etwa 7000 Menschen aus 60 Ländern im Gazastreifen auf, die ausreisen wollten.
Nouripour: Internationale Gemeinschaft muss mehr für Gaza tun
Grünen-Chef Omid Nouripour hat mehr Hilfe für die Menschen im Gazastreifen verlangt. Die Situation dort sei erschütternd, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Es ist unerträglich, dass so viele Menschen, dass so viele Kinder in Gaza hungern, weil der humanitäre Zugang nicht gesichert ist. Die internationale Gemeinschaft muss deutlich mehr tun, um das Leid der Menschen vor Ort zu lindern."
Zugleich seien immer noch israelische Geiseln in den Händen der Hamas, was ebenfalls besorgniserregend sei, so Nouripour. "Es braucht humanitäre Pausen und Zugänge, damit Nahrungsmittel und Medikamente bei den Menschen in Gaza ankommen und die Geiseln freikommen können."
Berichte: Israelisch-amerikanischer Mann in Hamas-Gewalt tot
Ein 73 Jahre alter Mann in der Gewalt der Hamas ist Zeitungsberichten zufolge tot. Terroristen hätten ihn bereits am 7. Oktober ermordet und seine Leiche mit in den Gazastreifen genommen, meldeten die Zeitungen "Haaretz" und "Jerusalem Post" unter Berufung auf seinen Heimatort Nir Oz. Seine Leiche sei noch im Gazastreifen. Der Jazz-Musiker besaß Medien zufolge neben der US- auch die israelische Staatsbürgerschaft. Seine Frau, ebenfalls Doppelstaatlerin, wurde auch am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppt.
Das Paar habe zum Zeitpunkt des Massakers einen Spaziergang durch den Kibbuz gemacht. Terroristen hätten ihrem Mann in den Kopf und ihr in den Arm geschossen, berichtete die Frau Medien zufolge Nachbarn am Telefon, als sie um Hilfe rief. Seitdem habe es kein Lebenszeichen mehr von den beiden gegeben.
Bocelli schreibt an freigelassene Geisel
Der italienische Startenor Andrea Bocelli hat Medienberichten zufolge einer in den Gazastreifen entführten und später freigelassenen Frau aus Israel einen Brief geschrieben. "Ich wünschte, ich könnte Sie umarmen", schrieb der 65-Jährige darin, wie israelische Medien am Donnerstagabend meldeten. Die 85-Jährige hatte zuvor im israelischen Fernsehen berichtet, sie habe während ihrer Gefangenschaft jeden Morgen Bocellis Lieder gesummt, um die Zeit zu überstehen. Als Geisel habe sie weder Radio noch Fernsehen gehabt.
"Ich möchte Ihnen für die Emotionen danken, die Ihre Geschichte bei allen Menschen geweckt hat, die das Privileg hatten, sie zu hören, und insbesondere bei mir, denn ich bin, ganz unglaublich, ein Teil davon", hieß es im Brief des blinden Tenors aus der Toskana weiter.
Beschuss aus Libanon: Israel greift Hisbollah-Stellungen an
Israelische Kampfjets haben nach Angaben der Armee erneut Stellungen der Schiitenmiliz Hisbollah im Südlibanon angegriffen. Die Attacke erfolgte als Reaktion auf mehrere Raketenangriffe der Miliz auf Ziele im Norden Israels, teilte die Armee mit.
Die israelische Artillerie habe zunächst die Stellungen beschossen, aus denen heraus die Raketen abgefeuert worden waren. Anschließend stiegen israelische Kampfjets auf, die die Raketenstellungen angriffen. Darüber hinaus seien "Terror-Infrastruktur" sowie militärische Einrichtungen der Hisbollah getroffen worden.
Die Schiitenmiiliz gab bekannt, dass ihre Angriffe israelischen Kasernen und Truppenkonzentrationen im Norden Israels gegolten hatten. Israels Militär bestätigte später, dass ein Soldat getötet und ein weiterer schwer verwundet wurden. Die Hisbollah teilte mit, dass zwei ihrer Kämpfer ums Leben kamen. Von unabhängiger Seite ließen sich diese Angaben zunächst nicht überprüfen.
(dpa)